Am 27. November starb in der Nähe der südfranzösischen Metropole Toulouse einer der einflussreichsten amerikanischen Gitarristen seiner Zeit, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren eine Vielzahl Gitarristen auf beiden Seiten des Atlantiks beeinflusst hat: Mickey ‚Guitar‘ Baker. Zusammen mit Kollegen wie Ike Turner, Bo Diddley und Chuck Berry überbrückte er den Graben zwischen Rhythm ‚n’ Blues und Rock ‚n‘ Roll. Mit seiner eleganten, flüssigen und schnellen Spielweise war er wegweisend und Vorbild für junge Musiker wie Jeff Beck und Eric Clapton.
Mickey Baker wurde am 15. Oktober 1925 als McHouston Baker in Louisville, Kentucky, geboren. Mit elf Jahren steckte man ihn ins Waisenhaus, von wo er ständig ausbrach und schließlich als Sechzehnjähriger in New York landete. Nach einer kurzen Karriere als Tellerwäscher und abgebrühter Poolbillardspieler schrieb er sich schließlich bei der New York School of Music ein, merkte jedoch bald, dass diese Art, Jazz zu lernen, ihm nicht lag. Folglich nahm er Privatunterreicht und entwickelte sich zu einem passablen Jazztrompeter. In Kalifornien sah er ein Konzert des Bluesgitarristen Pee Wee Crayton, das sein Leben veränderte. Pee Wee fuhr einen schicken Cadillac und hatte einen großen Bus für seine Band. Der Blues ernährte ihn offenbar bestens. Also begann der junge Baker, wie verrückt Gitarre zu üben. Er verdiente bald genug, um nach New York zurückzukehren, wo er für Savoy, King und Atlantic Records als Sessiongitarrist zu arbeiten begann. Er arbeitete mit den Drifters, Ray Charles, Ivory Joe Hunter, Ruth Brown, Big Joe Turner, Louis Jordan, Coleman Hawkins und vielen anderen und spielte auf zahllosen Hits.
Der Erfolg des Duos Les Paul & Mary Ford ermunterte ihn Mitte der 50er Jahre, das Pop-Duo Mickey & Sylvia zu gründen. Sylvia Robinson war eine seiner Gitarrenschülerinnen. ‚Love Is Strange‘ wurde 1956 zu einem gigantischen Hit, ein Klassiker der Pop-Geschichte. Doch bereits ein Jahr später trennten sich Mickey & Sylvia und machten bis in die Mitte der 60er Jahre gelegentlich Aufnahmen zusammen. Schließlich zog es Mickey Baker, wie viele Kollegen zuvor, nach Europa. Er ließ sich in Frankreich nieder, kehrte zu seiner Liebe, dem Jazz zurück, und nahm gelegentlich Soloplatten auf bzw. arbeitete mit französischen Rock- und Popmusikern. Seine Lehrbuchreihe, The Complete Course in Jazz Guitar, ist ein Standardwerk der Jazzgitarre.
Mickey Baker starb im Alter von 87 Jahren.