Electric Blues, Bear Family CD Serie von Bear Family Records®

Bear Family's Electric Blues Serie "Plug It In! Turn It Up!"

Blues Music Award 2013

Elektrische Gitarre und verstärkte Mundharmonika sind seit vielen Jahrzehnten wesentliche Bestandteile des Blues. Es könnte fast der Eindruck entstehen, es gebe sie schon so lange wie das Genre selbst. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die erste Generation der Bluesgitarren-Pioniere der 1920er Jahre – Charley Patton, Blind Lemon Jefferson, Big Bill Broonzy, Blind Blake, Lonnie Johnson, Blind Willie McTell, Tampa Red – spielten ihre historischen Aufnahmen durchweg auf akustischen Instrumenten ein, ebenso wie Son House, Blind Boy Fuller, Lead Belly und der legendäre Robert Johnson im Verlauf des darauf folgenden Jahrzehnts.

In den verschiedensten musikalischen Bereichen sehnten sich Gitarristen danach, die gleichen Möglichkeiten wie Pianisten, Schlagzeuger oder Bläser zu haben, wenn sie mit einem Solo an der Reihe waren – genug Lautstärke für ihre musikalischen Höhenflüge zur Verfügung zu haben, um sich klar und deutlich vom Radau ihrer jeweiligen Bands abzuheben. Manche versuchten das ärgerliche Dilemma zu lösen, indem sie aufs Banjo umstiegen. Andere griffen zu Resonator-Gitarren, auch als Dobros bekannt, in die anstelle des Schalllochs eine große runde, kegelförmige Metallmembran in den Korpus eingebaut ist, wodurch die Lautstärke und Gesamtresonanz des akustischen Instruments erhöht wird.

Ab den frühen 30er-Jahren wurden Tonabnehmer erfunden

und perfektioniert, die man unter den Saiten der Gitarre platzieren konnte und an einfache, anfangs noch eher primitive Verstärker oder Beschallungssysteme anschließen konnte – eine Entwicklung, durch die sich das Lautstärkeproblem nach und nach erledigte. Hawaiianische Steel-Guitar-Slidespieler waren um 1933 die Ersten, die mit der elektrischen Verstärkung ihrer auf den Knien gespielten Instrumente experimentierten, damit ihre verträumt-gleitenden Akkorde die entspannte Atmosphäre der exotischen Inseln einfangen konnten.

Bob Dunn überraschte Western-Swing-Liebhaber mit seiner jazzigen elektrischen Steelgitarre auf den Anfang 1935 eingespielten Decca-Aufnahmen von Milton Brown & His Brownies, während Eddie Durham, Arrangeur und Gitarrist des Bigbandleiters Jimmie Lunceford, zumeist als Urheber des ersten verstärkten Jazzgitarrensolos genannt wird – auf Luncefords Aufnahme Hittin' The Bottle von 1935. Gibson stellte ab 1936 sein elektrisches Modell ES-150 her, das u. a. der Jazzvirtuose Charlie Christian bevorzugt verwendete, und auch das Gitarrenwunderkind George Barnes spielte schon in den späten 30er-Jahren Aufnahmen auf einem elektrifizierten Instrument ein (u. a. 1938 als Begleitmusiker von Big Bill Broonzy, was gemeinhin als das erste Auftauchen der E-Gitarre auf einer Bluesaufnahme gilt). 

In der Bluesszene etablierte sich die elektrische Gitarre dagegen vergleichsweise spät. Die meisten Geschichtsbücher nennen den ersten Titel dieser Zusammenstellung, Floyd's Guitar Blues von Andy Kirk’s Twelve Clouds Of Joy mit Floyd Smith an der Steelgitarre als erste Schallplattenaufnahme eines elektrischen Bluesgitarrensolos, obwohl Kirks Orchester tatsächlich jazz- und swingorientiert und keine Bluesformation war.

Die elektrischen Bluesgitarre

Der in Texas geborene T-Bone Walker war die Hauptfigur in der Entwicklung der elektrischen Bluesgitarre, wie wir sie heute kennen. Beginnend mit seiner bahnbrechenden Aufnahme von Mean Old World in 1942 (dem zweiten Titel dieses Sets), schrieb er einen Großteil des Vokabulars der elektrischen Nachkriegs-Bluesgitarre.

Andere merkten bald, aus welcher Richtung der Wind wehte, und so wechselten die verehrten Bluesveteranen Big Bill Broonzy, Memphis Minnie, Tampa Red und viele andere etablierte Altmeister mutig zum elektrischen Instrument; Eine neue Generation jüngerer Elektrogitarristen sprang in T-Bones mächtige Fußstapfen – in Texas, im ganzen Süden, in Chicago und an der Westküste. Die meisten dieser einflussreichen Gitarrengrößen sind auf den vorliegenden CDs zu finden 

Die verstärkte Mundharmonika

war eine spätere Innovation. Das kleine Instrument trat ohnehin erst ab 1937 als ernst zu nehmendes Soloinstrument im Blues hervor, als John Lee 'Sonny Boy’ Williamson mit seiner Bluebird-Einspielung von Good Morning, School Girl auftauchte (Sonny Boy blieb leider nicht die Zeit, um vor seiner Ermordung 1948 sein Instrument zu verstärken, aber er arbeitete in den letzten Jahren vor seinem Tod in seiner Band mit elektrisch spielenden  Gitarristen). Erst in den späten 40er- und frühen 50er-Jahren traten eine Reihe von jungen Bluesharp-Zauberern ins Rampenlicht und pumpten ihre aufregenden Soli durch ein Mikrofon und einen Verstärker, allen voran der unerreichte Little Walter in Chicago. Zu seinen innovativen Kollegen gehörten Snooky Pryor, Big Walter Horton, George 'Harmonica' Smith, Papa Lightfoot und Junior Wells.

Nach dem Durchhören dieser Serie von 3-CD-Sets wird der Hörer alle Facetten des elektrischen Blues kenngelernt haben; swingende Jump-Titel, erdige Solonummern, Rock’n’Roller aus den 50ern, hart treibenden britischen und amerikanischen Blues-Rock der 60er-Jahre und danach, Soul-Blues aus den 70ern, bis hin zum zeitgenössischen Blues von heute, in dem die elektrische Gitarre weiterhin als allmächtiger König regiert.

Die legendären Musiker

Es ist unmöglich, jeden wichtigen Meilenstein des Genres in dieser Serie zu berücksichtigen – dazu würde man einen wahren Berg an CDs und eine entsprechende Lawine von Begleittext benötigen – aber nach dem Hören des Dutzends prall gefüllter CDs dieser Serie werden Sie einen recht guten Eindruck gewonnen haben, wie sich der elektrische Blues entwickelt hat und wer seine wichtigen Künstler waren und sind – ganz zu schweigen von der Vielzahl zu Unrecht in Vergessenheit geratener Helden.

Ohne die Verstärkung hätte es den Blues, wie wir ihn im 21. Jahrhundert kennen, niemals gegeben. Hier sind die legendären Musiker, die den elektrischen Blues erfunden haben.

"Plug It In! Turn It Up! - Electric Blues 1939 - 2005"

auf Bear Family Records hat bei den Blues Music Awards in Memphis, Tenneessee, am 9. Mai den prestigetraechtigen Preis in der Kategorie 'Bestes historisches Album' erhalten. Die einzigartige, 12-teilige CD-Dokumentation vermittelt erstmals einen umfassenden Blick auf die Geschichte dieses bedeutsamen Genres, unabhaengig von Grenzen, die einzelne Plattenfirmen aufzeigen.

Unser Autor Bill Dahl aus Chicago war vor Ort und nahm den Preis vor etwa 1.300 Bluesmusikern, Journalisten und Fans entgegen.
Die Blues Music Awards, die alljaehrlich in Memphis fuer die besten Blues-Veröffentlichungen verliehen werden, gelten als wichtigste Auszeichnung weltweit und werden auch als 'Oscars des Blues' bezeichnet.
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Bear Family's Electric Blues Serie "Plug It In! Turn It Up!"

Blues Music Award 2013

Elektrische Gitarre und verstärkte Mundharmonika sind seit vielen Jahrzehnten wesentliche Bestandteile des Blues. Es könnte fast der Eindruck entstehen, es gebe sie schon so lange wie das Genre selbst. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die erste Generation der Bluesgitarren-Pioniere der 1920er Jahre – Charley Patton, Blind Lemon Jefferson, Big Bill Broonzy, Blind Blake, Lonnie Johnson, Blind Willie McTell, Tampa Red – spielten ihre historischen Aufnahmen durchweg auf akustischen Instrumenten ein, ebenso wie Son House, Blind Boy Fuller, Lead Belly und der legendäre Robert Johnson im Verlauf des darauf folgenden Jahrzehnts.

In den verschiedensten musikalischen Bereichen sehnten sich Gitarristen danach, die gleichen Möglichkeiten wie Pianisten, Schlagzeuger oder Bläser zu haben, wenn sie mit einem Solo an der Reihe waren – genug Lautstärke für ihre musikalischen Höhenflüge zur Verfügung zu haben, um sich klar und deutlich vom Radau ihrer jeweiligen Bands abzuheben. Manche versuchten das ärgerliche Dilemma zu lösen, indem sie aufs Banjo umstiegen. Andere griffen zu Resonator-Gitarren, auch als Dobros bekannt, in die anstelle des Schalllochs eine große runde, kegelförmige Metallmembran in den Korpus eingebaut ist, wodurch die Lautstärke und Gesamtresonanz des akustischen Instruments erhöht wird.

Ab den frühen 30er-Jahren wurden Tonabnehmer erfunden

und perfektioniert, die man unter den Saiten der Gitarre platzieren konnte und an einfache, anfangs noch eher primitive Verstärker oder Beschallungssysteme anschließen konnte – eine Entwicklung, durch die sich das Lautstärkeproblem nach und nach erledigte. Hawaiianische Steel-Guitar-Slidespieler waren um 1933 die Ersten, die mit der elektrischen Verstärkung ihrer auf den Knien gespielten Instrumente experimentierten, damit ihre verträumt-gleitenden Akkorde die entspannte Atmosphäre der exotischen Inseln einfangen konnten.

Bob Dunn überraschte Western-Swing-Liebhaber mit seiner jazzigen elektrischen Steelgitarre auf den Anfang 1935 eingespielten Decca-Aufnahmen von Milton Brown & His Brownies, während Eddie Durham, Arrangeur und Gitarrist des Bigbandleiters Jimmie Lunceford, zumeist als Urheber des ersten verstärkten Jazzgitarrensolos genannt wird – auf Luncefords Aufnahme Hittin' The Bottle von 1935. Gibson stellte ab 1936 sein elektrisches Modell ES-150 her, das u. a. der Jazzvirtuose Charlie Christian bevorzugt verwendete, und auch das Gitarrenwunderkind George Barnes spielte schon in den späten 30er-Jahren Aufnahmen auf einem elektrifizierten Instrument ein (u. a. 1938 als Begleitmusiker von Big Bill Broonzy, was gemeinhin als das erste Auftauchen der E-Gitarre auf einer Bluesaufnahme gilt). 

In der Bluesszene etablierte sich die elektrische Gitarre dagegen vergleichsweise spät. Die meisten Geschichtsbücher nennen den ersten Titel dieser Zusammenstellung, Floyd's Guitar Blues von Andy Kirk’s Twelve Clouds Of Joy mit Floyd Smith an der Steelgitarre als erste Schallplattenaufnahme eines elektrischen Bluesgitarrensolos, obwohl Kirks Orchester tatsächlich jazz- und swingorientiert und keine Bluesformation war.

Die elektrischen Bluesgitarre

Der in Texas geborene T-Bone Walker war die Hauptfigur in der Entwicklung der elektrischen Bluesgitarre, wie wir sie heute kennen. Beginnend mit seiner bahnbrechenden Aufnahme von Mean Old World in 1942 (dem zweiten Titel dieses Sets), schrieb er einen Großteil des Vokabulars der elektrischen Nachkriegs-Bluesgitarre.

Andere merkten bald, aus welcher Richtung der Wind wehte, und so wechselten die verehrten Bluesveteranen Big Bill Broonzy, Memphis Minnie, Tampa Red und viele andere etablierte Altmeister mutig zum elektrischen Instrument; Eine neue Generation jüngerer Elektrogitarristen sprang in T-Bones mächtige Fußstapfen – in Texas, im ganzen Süden, in Chicago und an der Westküste. Die meisten dieser einflussreichen Gitarrengrößen sind auf den vorliegenden CDs zu finden 

Die verstärkte Mundharmonika

war eine spätere Innovation. Das kleine Instrument trat ohnehin erst ab 1937 als ernst zu nehmendes Soloinstrument im Blues hervor, als John Lee 'Sonny Boy’ Williamson mit seiner Bluebird-Einspielung von Good Morning, School Girl auftauchte (Sonny Boy blieb leider nicht die Zeit, um vor seiner Ermordung 1948 sein Instrument zu verstärken, aber er arbeitete in den letzten Jahren vor seinem Tod in seiner Band mit elektrisch spielenden  Gitarristen). Erst in den späten 40er- und frühen 50er-Jahren traten eine Reihe von jungen Bluesharp-Zauberern ins Rampenlicht und pumpten ihre aufregenden Soli durch ein Mikrofon und einen Verstärker, allen voran der unerreichte Little Walter in Chicago. Zu seinen innovativen Kollegen gehörten Snooky Pryor, Big Walter Horton, George 'Harmonica' Smith, Papa Lightfoot und Junior Wells.

Nach dem Durchhören dieser Serie von 3-CD-Sets wird der Hörer alle Facetten des elektrischen Blues kenngelernt haben; swingende Jump-Titel, erdige Solonummern, Rock’n’Roller aus den 50ern, hart treibenden britischen und amerikanischen Blues-Rock der 60er-Jahre und danach, Soul-Blues aus den 70ern, bis hin zum zeitgenössischen Blues von heute, in dem die elektrische Gitarre weiterhin als allmächtiger König regiert.

Die legendären Musiker

Es ist unmöglich, jeden wichtigen Meilenstein des Genres in dieser Serie zu berücksichtigen – dazu würde man einen wahren Berg an CDs und eine entsprechende Lawine von Begleittext benötigen – aber nach dem Hören des Dutzends prall gefüllter CDs dieser Serie werden Sie einen recht guten Eindruck gewonnen haben, wie sich der elektrische Blues entwickelt hat und wer seine wichtigen Künstler waren und sind – ganz zu schweigen von der Vielzahl zu Unrecht in Vergessenheit geratener Helden.

Ohne die Verstärkung hätte es den Blues, wie wir ihn im 21. Jahrhundert kennen, niemals gegeben. Hier sind die legendären Musiker, die den elektrischen Blues erfunden haben.

"Plug It In! Turn It Up! - Electric Blues 1939 - 2005"

auf Bear Family Records hat bei den Blues Music Awards in Memphis, Tenneessee, am 9. Mai den prestigetraechtigen Preis in der Kategorie 'Bestes historisches Album' erhalten. Die einzigartige, 12-teilige CD-Dokumentation vermittelt erstmals einen umfassenden Blick auf die Geschichte dieses bedeutsamen Genres, unabhaengig von Grenzen, die einzelne Plattenfirmen aufzeigen.

Unser Autor Bill Dahl aus Chicago war vor Ort und nahm den Preis vor etwa 1.300 Bluesmusikern, Journalisten und Fans entgegen.
Die Blues Music Awards, die alljaehrlich in Memphis fuer die besten Blues-Veröffentlichungen verliehen werden, gelten als wichtigste Auszeichnung weltweit und werden auch als 'Oscars des Blues' bezeichnet.
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