Wer war/ist Gerd Böttcher ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

GERD BÖTTCHER

In den frühen 60er Jahren war Gerd Böttcher einer der erfolgreichsten und populärsten Sänger auf dem deutschen Schlagermarkt. Gleich mit seiner Debütsingle Jambalaya schaffte der sympathische Berliner den Sprung in die Hitparaden. Bevor ihn Werner Müller für die Schallplatte entdeckte, war er jahrelang durch Berliner Clubs getingelt und hatte zwischendurch als Sänger im Orchester von Hans Karbe gearbeitet. Doch von nun an ging es Schlag auf Schlag. Mit Titeln wie Adieu, Lebewohl, Goodbye, Ein Dutzend and're Männer oder Für Gaby tu' ich alles verdiente er damals Geld wie Heu. So hieß auch einer seiner größten Hits. Rechnet man Böttchers Duett-Aufnahmen mit Detlef Engel hinzu, brachte er von 1960 bis 1967 mehr als 20 Titel in die Charts, darunter sechs Top-10-Hits.

Doch wie bei so vielen Plattenstars geht es auch in Gerd Böttchers Karriere auf und ab. Bereits Mitte der 60er Jahre lassen die Umsatzzahlen seiner Singles zu wünschen übrig. Für den einstigen Erfolgsgaranten, der den Erfolg gepachtet zu haben schien, brechen harte Zeiten an. Selbst internationale Hitparadenrenner von Roy Orbison oder Tom Jones, die er in deutscher Sprache nachsingt, erweisen sich als Flops. Die Decca, bei der er damals unter Vertrag steht, hat mittlerweile mit Drafi Deutscher ein neues Zugpferd und zeigt kein Interesse mehr an einer weiteren Zusammenarbeit mit Böttcher.

Nach zweijähriger Hitparadenabstinenz fast schon in Vergessenheit geraten, kann Gerd Böttcher 1966 mit dem Beat-Schlager Schenk mir dein Vertrauen, den die Polydor veröffentlicht, wieder einen Verkaufserfolg landen. Doch die nächste Scheibe wird von den Plattenkäufern kaum beachtet, und die Firma sieht von weiteren Veröffentlichungen ab.

Aber mit gerade mal 30 Jahren zählt Gerd Böttcher längst noch nicht zum alten Eisen, zumal er nach wie vor ein ausgezeichneter Sänger ist.

Bei der Berliner Hansa – erst Mitte der Sechziger von den Brüdern Peter und Thomas Meisel gegründet - konzentriert man sich zwar in erster Linie auf junge Nachwuchstalente, doch auch Gerd Böttcher bekommt hier eine neue Chance. Von nun an kümmert sich der Komponist und Arrangeur Dieter Zimmermann um ihn. Er ist einige Jahre jünger als Böttcher und kann gerade seine ersten größeren Hitparadenerfolge als Texter, z. B. für Rex Gildo, verbuchen. Unter dem Pseudonym Cliff Carpenter veröffentlicht er außerdem für die LP-Reihe 'Hits For Dancing' Instrumentalversionen bekannter Schlager.

Bei der Auswahl passender Titel für Gerd Böttcher wagt er den Schritt in eine neue Richtung, denn er erkennt, daß dessen Stimme wie geschaffen ist für Gefühl und Romantik. Zwar wird dieses Genre bereits äußerst gewinnträchtig von Deutschlands Schlageridol Roy Black bedient, doch auch Böttcher hat mit dieser Ausrichtung vorerst ein neues Erfolgsrezept gefunden.

Im August 1967 steigt Sag mir noch nicht Gute Nacht in die Bestsellerlisten ein und erreicht Platz 25. Noch im selben Jahr kann er mit Romantische Stunden eine weitere Chartnotierung verbuchen. Doch dann bringt auch die weiche Welle kommerziell gesehen kaum noch etwas ein. Nicht einmal mit Long John Baldrys Ballade Let The Heartaches Begin, die in Großbritannien ein Nr.-1-Erfolg war und  in der deutschen Fassung Wenn die Sehnsucht beginnt heißt, kann er einen Platz in den Hitlisten erobern.

Gerd Böttcher ist allerdings kein Einzelfall. Anderen Schlagerstars, die Anfang der 60er große Erfolge feierten, geht es nicht besser. Ob Bill Ramsey, Gus Backus oder Billy Mo – sie alle veröffentlichen nach wie vor Platten, spielen in den Verkaufsstatistiken aber längst keine Rolle mehr und zehren lediglich vom ehemaligen Ruhm. Und doch warten sie alle darauf, mit dem richtigen Song zur richtigen Zeit vielleicht noch einmal Glück zu haben.

Als nach fünf Singles sein Vertrag bei Hansa nicht verlängert wird, muß Gerd Böttcher diesmal jedoch keine Zwangspause einlegen. Dieter Zimmermann betreut ihn auch weiterhin und als Mann mit vielen Kontakten findet er in der Hamburger Metronome eine neue Plattenfirma. Man experimentiert ein wenig herum, probiert es mit Stimmungsnummern zum Mitsingen wie Der Gassenhauer oder Die Bremer Stadtmusikanten, schwenkt dann aber auf moderne Popsongs um. Grund: Das Gros der Plattenkäufer rekrutiert sich aus jungen Leuten, und der Sänger absolviert mittlerweile viele Discothekenauftritte. Die meisten Titel schreibt Zimmermann selbst, doch auch aufstrebende Autoren wie Giorgio Moroder oder Chris Juwens versorgen den Interpreten mit zeitgemäßen Schlagerkreationen. Die Metronome schafft es sogar, Gerd Böttcher in der populären ZDF-Hitparade unterzubringen. Für den Sänger, der vom Fernsehen jahrelang eher vernachlässigt wurde, ist das endlich wieder ein Hoffnungsschimmer. Am 18. Oktober 1969 präsentiert er bei Dieter Thomas Heck seinen aktuellen Titel Grand Prix. Die Konkurrenz ist allerdings groß, denn zu den weiteren Neuvorstellungen gehören renommierte Kolleg(inn)en wie Rex Gildo, Vicky und Peggy March. Und die damaligen Publikumslieblinge Christian Anders und Michael Holm sind kaum von den Spitzenplätzen zu verdrängen. Gerd Böttchers Chancen, sich für die nächste Sendung qualifizieren zu können, stehen somit eher schlecht. Dennoch bringt ihm dieser Auftritt wieder etwas Publicity und gute Umsatzzahlen. Doch der erhoffte Karriereaufschwung bleibt aus. Nach zwei weiteren Singles ist auch bei Metronome die Uhr für ihn abgelaufen.

Zum Glück hat Gerd Böttcher mit seinem Manager Toni Overdick einen kompetenten und rührigen Mann an seiner Seite. Overdick war ursprünglich Inhaber einer Künstleragentur und hatte dadurch bereits vorher mit Gerd Böttcher zu tun. "Ich kannte ihn schon länger von diversen Gala-Auftritten und Veranstaltungen", erzählt er rückblickend, "als Künstler habe ich ihn immer sehr geschätzt und auch sonst verstanden wir uns gut. Dadurch hat es sich ergeben, daß ich für ihn das Management übernahm".  Overdick nimmt Kontakt zur Plattenindustrie auf und besorgt dem Sänger 1971 einen Vertrag bei der EMI. Produktion und die Suche nach geeignetem Songmaterial liegen zunächst in seiner Hand. "Es war ja damals die Zeit des Happy-Sounds, und Titel wie 'Bei Elisabeth' oder 'Eine Rose aus deinem Garten' waren sehr rhythmisch und modern mit dem damals üblichen Mitklatsch-Effekt. Als Arrangeur hatten wir Claudio Szenkar im Team, der u. a. dem Siegerlied des Schlagerwettbewerbs von 1970, 'Das schöne Mädchen von Seite 1', und vielen Erfolgstiteln des Duos Adam & Eve den richtigen Sound verpaßt hatte".

Doch obwohl man dann sogar Howard Carpendale als Produzent gewinnen kann, will es einfach nicht klappen. Die Verkaufszahlen sind bei weitem nicht so hoch wie erwartet und als Overdick eine Vertragsverlängerung aushandeln will, winkt die EMI ab. Böttchers Plattenkarriere ist vorerst beendet. Nach mehrjähriger Pause bringt er 1976 bei Ariola eine neue Single heraus, Titel: Tanz noch einmal Rock'n Roll mit mir. Komposition und Text stammen von Drafi Deutscher, der in diesem Fall allerdings eines seiner zahlreichen Pseudonyme benutzt und sich 'Jack Goldbird' nennt. Das Plattencover zeigt den Interpreten bei seinem Auftritt in der ZDF-Hitparade von 1969. Ein Comeback schafft er damit nicht.

Schon in den 60er Jahren, als die großen Hits ausblieben, suchte Gerd Böttcher immer wieder Trost im Alkohol. Er war nicht der einzige in der Schlagerbranche, der auf diese Weise versuchte, mit dem schwindenden Erfolg fertig zu werden. Als es dann später mit seiner Karriere weiter bergab ging und es kaum noch Auftritte gab, wurde der Alkohol zu einem Problem, das er nicht mehr in den Griff bekam. Daran zerbrach auch seine Ehe.

Es dauerte eine Weile, doch Gerd Böttcher schaffte es mit der Hilfe von Freunden, aus dem Tief herauszukommen. Als er seine zweite Frau kennenlernt,  führt er bald wieder ein geordnetes Leben.

Kurz darauf brach im Deutschen Fernsehen die Zeit der Nostalgie-Shows an, und viele Schlagerkünstler von einst, die längst in der Versenkung verschwunden waren, kehrten zurück ins Rampenlicht. Auch Gerd Böttcher stand im Mai 1981 für die Aufzeichnung der großen ZDF-Evergreen-Gala 'So schön wie heut' vor den Fernsehkameras. Viele Interpreten aus alten Zeiten wie Christa Williams, Will Brandes, Heidi Brühl, Jimmy Makulis, Vittorio oder Silvio Francesco präsentierten in dieser Show ihre unvergessenen Hits aus der goldenen Schlager-Ära. Im November desselben Jahres wurde die Sendung ausgestrahlt und erzielte gute Einschaltquoten. Bald gab es dann die ersten Oldie-Hitparaden, in denen auch die alten Aufnahmen von Gerd Böttcher gespielt wurden. Dadurch kam er wieder ins Geschäft, trat hier und da bei Veranstaltungen auf und veröffentlichte auf einem kleinen Plattenlabel neue Titel.

Am 26. Februar 1985 starb Gerd Böttcher an einem Nierenleiden. Kurz zuvor hatte er noch einen Auftritt als Karnevalsprinz in seinem damaligen Wohnort Werne (a. d. Lippe) gehabt. Böttcher wurde nur 48 Jahre alt. - Dank an: Toni Overdick.

Walter Hilbrecht

Gerd Böttcher Pretty Woman
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