Wer war/ist Lothar Winkler ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Lothar Winkler 1927–2000
... Er lebt jetzt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maria Peters, eine Fotografin wie er. Zuvor war seine dritte, kinderlose Ehe geschieden worden. Zehn Jahre arbeitet Lothar Winkler als Spitzenfotograf für die »Neue Revue«. Was er produziert, ist keine große Fotografenkunst, vielmehr solides Handwerk. Aber eben: Handwerk. Es ist genau das, was seine Auftraggeber erwarten: Fotos für den Massengeschmack, appetitliche Models in keimfreiem Ambiente, jugendfreie Posen ohne den Hauch von Sinnlichkeit. Lothar Winkler produziert Nacktheit am laufenden Band, aber ohne Hautgout, ohne Lüsternheit, ohne Erregungspotential. Die Gefahr, dass ein Schuljunge beim Anblick seiner bunten Bilder in sexuelle Verwirrung gerät, tendiert gegen Null. In seinen späten Jahren wird es ruhiger um Lothar Winkler. Als freier Fotograf steht er unter dem Druck, ständig für sein Einkommen sorgen zu müssen.
Er hat einen renommierten Namen, doch der schützt ihn nicht vor nachwachsenden Konkurrenten. Junge Fotografen bieten ihre Bilder an, in einem anderen Stil, und sie sind mit we-niger Honorar zufrieden. Lothar Winkler hat weiterhin ge-nug zu tun. Doch er spürt, dass seine alten Weggefährten allmählich aus den Redaktionen verschwinden, die Nachfolger mit anderen Fotografen zusammenarbeiten und die Zeiten insgesamt härter werden. Auf seinem Bauernhof in Handorf pflanzt er kurz vor der Jahrtausendwende einen kleinen Wald. Sein enger Freund, der einstige »Quick«-Chefredakteur Heinz van Nouhuys, gibt zu bedenken: »Lothar, du hast die Bäume viel zu eng gepflanzt, die werden sich später einmal behindern.« Darauf antwortet der Fotograf: »Dass die mal groß werden, erlebe ich nicht mehr — aber so habe ich wenigstens die Illusion von einem Wald.«
Lothar Winkler hat wohl geahnt, dass er nicht alt werden würde. Seit Jahrzehnten arbeitete er 18 Stunden am Tag, immer in Bewegung, stets unter Volldampf. Nie hat er Urlaub oder gar eine Kur gemacht. Wenn er etwas nicht konnte, dann war das Stillsitzen. Zur Ruhe kommen. Oder gar: in sich hineinhören. Hätte ihm ein Arzt dergleichen empfohlen, er hätte sich geschüttelt vor Widerwillen. Mitte Oktober 2000 — Lothar Winkler hält sich gerade in Berlin auf — wird er mit akuten Schmerzen ins Martin-Luther-Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Er muss nicht lange leiden. Ani 26. Oktober 2000 stirbt er in den Armen seiner Frau Maria. Er hinterlässt einen Sohn und seine fünf Wochen alte Enkelin Lena.
Der Schauspieler Mario Adorf sagt anlässlich seines Todes: »Ich habe wenige Freunde, aber er war einer, ein echter Freund. Seit vierzig Jahren kennen wir uns. Noch vor ein paar Wochen feierten wir gemeinsam meinen siebzigsten Geburtstag.« Hildegard Knef, die wenig spä-ter verstarb, ließ verlauten: »Lothar Winkler ist seit fünfzig Jahren einer meiner besten Freunde. Wir lernten uns kennen, als ich >Die Sünderin< drehte, und wir sind seit damals sehr eng verbunden.« Wolfgang Rademann, der »Traumschiff«-Produzent, hatte in seinen Anfangsjahren als »BZ«-Reporter eng mit dem Fotografen zusammen-gearbeitet: »Lothar war zeitlos jung, aktiv.
Einmal Mitte der sechziger Jahre besuchten wir Zarah Leander in ihrem Schloss. Das waren vier Tage unter Aquavit. Nie waren Lothars Fotos unschärfer. Alles nur, weil Zarah so trinkfest war.« Von dem Journalistenkollegen Heinz van Nouhuys, der zu seinen engsten Freunden zählte, stammt die wohl treffendste Charakterisierung des Fotografen: »Die Großen liebten ihn nicht, weil er die besten Fotos von ihnen machte. Sie liebten ihn, weil er ein Freund war, wie es sie in dieser Branche kaum noch gibt. Einer, der für sie da war, wenn Schicksalswolken ihren Ruhm verdunkelten. Keiner wusste mehr von ihren Intimitäten, und keiner ging so diskret damit um wie Lothar Winkler« Lothar Winkler, der Fotograf der Stars, ist auf dem St.-Annen-Friedhof in Berlin-Dahlem begraben.
Michael Petzel
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