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ERNEST HEMINGWAY
ways, Madrid's Fifth Avenue and Broadway combined. There were many dead. We
were the only motor car.
Hipolito put the car up a side street and we all ate together. We were still eating
when Hipolito finished and went up to the car. There was some more shelling sound-
ing, in the hotel basement, like muffled blasting, and when we finished the lunch of
bean soup, paper thin sliced sausage and an orange, we went upstairs, the streets
were full of smoke and clouds of dust. There was new smashed cement work all over
the sidewalk. I looked around a corner for the car. There was rubble scattered all down
that street from a new shell that had hit just overhead. I saw the car. It was covered
with dust and rubble.
"My God," I said, "they've got Hipolito."
He was lying with his head back in the driver's seat. I went up to him feeling very
badly. I had got very fond of Hipolito.
Hipolito was asleep.
"I thought you were dead," I said. He woke and wiped a yawn on the back of his
hand.
"Qué va, hombre," he said. "I am always accustomed to sleep after lunch if I have
time."
"We are going to Chicote's Bar," I said.
"Have they got good coffee there?"
"Excellent."
"Come on," he said. "Let's go."
I tried to give him some money when
I left Madrid.
"I don't want anything from you," he
said.
"No," I said. "Take it. Go on. Buy
something for the family."
"No," he said. "Listen, we had a good
time, didn't we?"
You can bet on Franco, or Mussolini,
or Hitler, if you want. But my money goes
to Hipolito.
„Kommen Sie, ich fahre Sie die Gran Vía hinunter. Es hat aufgehört. Die anderen
essen jetzt auch.”
Wir stiegen zu viert ins Auto und fuhren die Gran Vía hinunter. Sie war bedeckt mit
Scherben. In den Gehsteigen waren Granattrichter. Häuser waren eingestürzt, und wir
mußten einen Bogen um einen Trümmerhaufen und einen zerschossenen Vorbau ma-
chen, um ins Hotel hineinzukommen. Kein Mensch auf beiden Seiten der Straße, die
für Madrid einmal Fifth Avenue und Broadway zugleich gewesen ist, aber viele Tote.
Wir waren das einzige Auto.
Hippolito fuhr den Wagen in eine Gasse, und wir aßen alle zusammen. Wir waren
noch nicht fertig, als Hippolito aufstand und zum Wagen ging. Das Schießen ging wei-
ter. Im Souterrain des Hotels hörte es sich an, als würde in der Ferne etwas gesprengt.
Als wir unsere Bohnensuppe, die hauchdünnen Wurstscheiben und die Apfelsine hin-
terher gegessen hatten, gingen wir hinauf. Rauch und Staubwolken trieben in den
Straßen. Auf dem Trottoir lag neuer Schutt. Ich guckte um die Ecke, nach dem Wagen.
Die ganze Straße war voll Trümmer. Eine neue Granate hatte eingeschlagen, in eine
Hauswand.
„Mein Gott, Hippolito…”, sagte ich. „Jetzt hat es ihn erwischt.”
Er lag auf dem Rücken im Fahrersitz. Ich rannte hin, und mir war elend zumute.
Ich hatte ihn gemocht.
Hippolito schlief.
„Ich dachte, Sie wären tot”, sagte ich. Er wachte auf, gähnte und hielt sich den
Handrücken vor den Mund.
„Qué va, hombre”, sagte er. „Wenn ich Zeit habe, schlafe
ich mittags immer eine Stunde.”
„Wir wollen in Chicotes Bar”, sagte ich.
„Gibt’s da einen anständigen Kaffee?”
„Erstklassig.”
„Kommen Sie, dann lassen Sie uns gehen.”
Als ich Madrid verließ, wollte ich ihm etwas Geld dalas-
sen, aber er sagte: „Ich nehme nichts von Ihnen.”
„Ich weiß”, sagte ich, „nehmen Sie es trotzdem. Kaufen
Sie etwas für die Familie.”
„Nein”, sagte er. „Aber hören Sie, wir haben es gut gehabt
zusammen, nicht wahr?”
Sie können natürlich Ihr Geld auf Franco setzen, wenn Sie
wollen, oder auf Mussolini oder Hitler. Ich setze auf Hippolito.
(22. Mai 1937)
Deutsch von Ernst Schnabel unter Mitarbeit von Elisabeth Plessen
© Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg.
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First edition, New York 1940.
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