Vivi Bach – Sängerin und Entertainerin stirbt mit 73 Jahren.

VIVI BACH –  in Dänemark geborenen Sängerin, Schauspielerin, Entertainerin und Moderatorin starb am Montag, dem 22. April auf Ibiza.
Jazz und Swing hätte sie gern gesungen. Doch so etwas war vor über fünf Jahrzehnten im deutschen Showgeschäft nicht sonderlich gefragt – und so landete Vivi Bach, eine Dänin aus Kopenhagen, beim Schlager.
BevoJugendsünden (1960-65) r sie 1959 ihren ersten Film in Deutschland drehte, war sie in Dänemark unter ihrem richtigen Namen Vivi Bak bereits als Schauspielerin und Sängerin erfolgreich.
Geboren wurde Bach am 3. September 1939. Schon als Kind besuchte sie eine Ballettschule. Mit 15 sang sie in einer Band und begann Gitarre zu spielen. 1956 wurde Vivi im Kopenhagener Cabaret ‚Mon Coeur‘ zur ’süßesten Hexe des Sommers‘ gewählt. In der Presse bezeichnete man sie als ‚dänische Bardot‘, und von nun an gehörte sie zur Szene in den Clubs und Jazzkellern. Nebenbei  zeigte sie Interesse an der Schauspielerei, nahm Unterricht und debütierte bald darauf im berühmten ABC-Theater; unter anderem spielte sie in ‚Charley’s Tante‘ neben dem populären Komiker Dirch Passer. Anschließend wirkte sie in mehreren dänischen Filmen mit und besang ihre ersten Schallplatten.

Die Münchener Constantin-Filmgesellschaft wurde auf sie aufmerksam, lud sie 1959 zu Probeaufnahmen ein und nahm sie unter Vertrag. ‚Immer die Mädchen‘ hieß ihr erster deutscher Film, in dem sie als Tochter von Hans-Joachim Kulenkampff vor der Kamera stand. Danach war sie an der Seite von Stars wie Peter Alexander, Fred Bertelmann, Adrian Hoven, Hans Moser und Peter Kraus regelmäßig auf der Kinoleinwand zu sehen. Es waren fast ausnahmslos die damals beliebten Schlagerfilmchen mit wenig Handlung und viel Musik, für die sie engagiert wurde.
Bei ihrer ersten deutschen Platte, die sie Anfang 1960 aufnahm, war ein Duett mit dem noch wenig bekannten Rex Gildo. Ihren Solo-Einstand gab sie mit der Single ‚Alle Männer sind Räuber‘. Nun hagelte es auch Fernsehangebote. Über populäre Schlagershows wie ‚Hotel Victoria‘ oder ‚Studio B‘ avancierte die attraktive Blondine mit dem niedlich-nordischen Akzent rasch zum Publikumsliebling.
Während sie als Sängerin den Schlagerfans verriet, was in ‚Ko-Ko-Kopenhagen bei Nacht‘ so alles passierte, musste sie in ihren Leinwandrollen ständig dasselbe Klischee bedienen und hatte bald genug davon. Filme wie ‚Unsere tollen Tanten‘ oder ‚Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen‘ sorgten zwar für volle Kinos, doch Vivi Bach wollte zeigen, dass sie mehr konnte. Und weil ihr niemand die Möglichkeit dazu gab, gründete sie 1963 eine eigene Produktionsfirma, kaufte ein Drehbuch und übernahm selbst die weibliche Hauptrolle in ‚Bedenkzeit bis Mitternacht‘ – einem Krimi mit tragischem Ausgang, der zum Kinostart – wohl in Anlehnung an die erfolgreichen Edgar-Wallace-Leinwandadaptionen – in ‚Das Geheimnis der roten Quaste‘ umgetitelt wurde.
Als männlichen Hauptdarsteller hatte sie den Schauspieler Dietmar Schönherr ausgewählt, in den sie sich dann nicht nur im Film verliebte. Auch als Gesangspartner stand Vivi Bach von nun an Dietmar Schönherr stimmlich zur Seite. Somit waren beide nicht nur privat, sondern auch auf Platten ein Paar.
1965 standen sie gleich für zwei Filme vor der Kamera. In der britischen Produktion ‚Blonde Fracht für Sansibar‘ fiel Vivi Mädchenhändlern und Rauschgiftgangstern in die Hände. Vorher durfte sie allerdings ihren Titel ‚Hey Boy‘ vorstellen, eine Komposition ihres Schlagerkollegen Gus Backus. Lustiger ging es in ‚Ein Ferienbett mit 100 PS‘ zu. Hier spielten Vivi und Dietmar das, was sie auch im wirklichen Leben waren – ein Liebespaar. Außerdem gab es viel Musik, denn Interpreten wie Peggy March, Rocco Granata und Millie, der Blue-Beat-Star aus Jamaica, stellten ihre aktuellen Plattentitel vor. Genau wie Vivi Bach, die in diesem Streifen ‚Jeder nennt mich Baby‘ sang.
Am 21. Dezember 1965 heirateten Vivi Bach und Dietmar Schönherr  in Dänemark. Aus Liebe ließ Vivi Bach damals sogar ein Angebot aus Hollywood sausen. Stattdessen zog sie mit ihrem Mann im Salzburger Land in ein altes Bauernhaus, das die beiden renovierten und zu einem gemütlichen Zuhause umgestalteten.
Der Film ‚Dimky‘ (‚Pfeifen, Betten, Turteltauben‘), den sie unter der Regie des Tschechen Vojtech Jasny drehte und der 1966 auf dem internationalen Festival in Cannes vorgestellt wurde, brachte ihr endlich die verdiente Anerkennung als Schauspielerin. Grund zur Freude hatte auch Dietmar Schönherr, denn die TV-Serie ‚Raumpatrouille‘, in der er den Commander des Raumschiffs Orion spielte, wurde ein Renner.
1967 moderierte das Paar mit Bravour und Charme und in zehn Sprachen den ‚Gala-Abend der Schallplatte‘, mit dem die ARD das Farbfernsehzeitalter einläutete. Das Programm, das von der Eurovision übertragen wurde, versammelte hochkarätige Stars aus dem internationalen Showgeschäft. Und am Ende waren sich alle einig, dass niemand diese Sendung besser hätte präsentieren können als Vivi und Dietmar. Klar, daß dieser Abend Folgen hatte. Es sollte zwar noch eine Weile dauern, doch dann startete im ZDF mit dem Familienspiel ‚Wünsch Dir was‘ eine Samstagabend-Show, die Fernsehgeschichte schrieb. Präsentiert wurde sie von Vivi & Dietmar, die damit sensationelle Einschaltquoten erzielten und zugleich für diverse Aufreger sorgten. Nach zwei erfolgreichen Jahren war dann Schluss, und Vivi Bach konnte sich anderen Aufgaben widmen. Sie war in der WDR-Show ‚Vivat Vivi‘ zu sehen, in der sie ein paar neue Facetten ihres Könnens zeigen durfte. Im Sexy-Look sang sie Pop und Blues. Doch den deutschen TV-Konsumenten war die Sendung zu modern und avantgardistisch. Die Sängerin räumte damals ein: „Ich bin schnell zu begeistern, verliere dann schon mal die Distanz. Ich brauche jemand, der ruhig daneben steht und sagt: das ist gut, das ist zuviel …“
Ein neuer Plattenvertrag ermöglichte anschließend weitere Singleproduktionen und sogar die Veröffentlichung einer LP mit dem Titel ‚Lieder für die Frau um 30‘. Im ZDF lief 1974 die Show ‚Heute Abend bei Vivi‘, es folgte ein Auftritt in ‚8×1 in Noten‘. Doch 1976 zog sich die Künstlerin aus dem Showgeschäft zurück.
Diesen Schritt hat sie nie bereut. Sie genoss das Leben ohne Öffentlichkeit und fand endlich Zeit für kreative Dinge. So schrieb sie ein Buch mit dem Titel ‚Ein Kind aus Kopenhagen‘ und widmete sich vor allem der naiven Malerei. Ihre Werke wurden in Rom, Madrid und New York ausgestellt und sie lebte mit ihrem Mann auf Ibiza. Die beiden waren nahezu fünfzig Jahre verheiratet. Zu den wenigen Showkollegen aus alter Zeit, mit denen sie noch in Verbindung stand, gehörte der unverwüstliche Bill Ramsey. „Ich liebe ihn immer noch heiß und innig“,  schwärmte sie voll Begeisterung, „er hat es einfach gut gemacht mit seiner Kombination aus lustigen Liedern, Jazz und Swing“.
Vivi Bach starb am 22. April auf an Herz-Kreislauf-Versagen. Ihr Ehemann, der 86-jährige Dietmar Schönherr, war bis zu Ihrem Ende an ihrer Seite.

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