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Cover-Versionen von Musiktiteln gehören seit eh und je zum Musikbusiness. Das
lag schließlich auch im Interesse der Musikverlage und Autoren, die ja von jedem
Verkauf profitierten. Allerdings gab es keine Qualitätskriterien, die für die Interpreten
und Musiker der Kopien geltend gemacht werden konnten. Ein Glücksfall war es,
wenn sich musikalische Genies wie Elvis Presley oder Ray Charles eines Stückes
annahmen, um es zu covern. Dann waren Rhythmus und Arrangement des Originals
meist nicht mehr wieder zu erkennen. Der Song bekam neues Leben eingehaucht
und erhielt eine neue Dimension. Falls sich eine Plattenfirma allerdings an den Erfolg
eines Hits anhängen wollte, war sie darum gar nicht erst bemüht, sondern versuchte,
den Titel möglichst originalgetreu zu kopieren. Bei den Beat-Aufnahmen des Tempo-
Labels ging es genau darum.
Man brauchte eigentlich nur Musiker, die vom Blatt spielen konnten und die
Arrangements übernahmen. In manchen Fällen gelang das hervorragend, in anderen
ließ das Ergebnis zu wünschen übrig. So sind die Aufnahmen des Tempo-Labels von
unterschiedlicher Güte. Wenn etwa die Cover-Version von Jimmy Fields wie bei
Memphis Tennessee
auf dieser CD nach einer Cover-Version (Bernd Spier) gecovert
wurde, die wiederum auf einer Cover-Version (Johnny Rivers) vom Original (Chuck
Berry) basierte, kam nur noch ein dünner Aufguss rüber. Man war da nicht sehr
wählerisch. Das erklärt sich auch aus den Bedingungen, unter denen bei Low-Budget-
Labels gearbeitet werden musste.
Christian Bruhn, ehemaliger GEMA-Aufsichtsratvorsitzender und langjähriger
Tempo-Mitarbeiter, erinnert sich, dass es anfangs in München nicht leicht war,
qualifizierte Musiker zu finden: „Da gab es keine ganz perfekte Musikszene.“ Erst
viele Jahre später – lange nach der Tempo-Zeit – siedelten sich schwedische und
englische Musiker wie Mats Bjoerklund, Keith Forsey, Gary Unwin in München an.
Bruhn, ein erfolgreicher Komponist (
Marmor, Stein und Eisen bricht
), bekam hier
nicht nur ein Anfangsgehalt von 150 Mark im Monat, sondern lernte obendrein auch
Beat in Cover-Versionen
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