Interview mit Richard Weize – Bear Family Records – in der Musikwoche

Erfolgreich in demusikwoche-20140411cr kulturellen Nische  Richard Weize, Geschäftsführer Bear Family, bestätigt zwar den Trend zur Boxset-Vermarktung, will aber mit seinem Unternehmen andere Akzente setzen: „Für mich und Bear Family geht es vor allem darum, die für uns wichtigen historischen Aufnahmen ihrer hohen Wertigkeit entsprechend zu veröffentlichen. Uns genügt es nicht, die x-te CD-Wiederveröffentlichung auf den Markt zuwerfen.“  Ziel sei es, sowohl die Musik eines Künstlers als auch die Ära, in der die Aufnahmen entstanden, und dazu das private und soziale Umfeld in Ton, Bild, Fotos und Illustrationen, Diskografien und Text möglichst komplett zu präsentieren. „Unser Anspruch überschreitet bei weitem die Möglichkeiten einer einfachen CD-Veröffentlichung.
Mit unseren großen Boxen-Editionen können wir sorgfältig neu gemasterte Aufnahmen zusammen mit einem umfangreichen und in der Regel gebundenem Begleitbuch auf den Markt bringen.“ Dabei seien CD-Boxen nach wie vor das Kerngeschäft von Bear Family. „Komplette Retrospektiven einzelner Künstler wie Johnny Cash, Nat King Cole, Dean Martin oder Doris Day, teils über mehrere Boxen verteilt, suchen weltweit ihresgleichen.“ Er wisse von keiner anderen Firma. die mit der Bear Family eigenen Liebe zum Detail Themen so aufgreift, wie sie sich sein Label auf die Fahnen geschrieben hat. Als Beispiele nennt Weize extrem aufwendig gestaltete Boxen wie „Next Stop Is Vietnam“, die Musik aus den Jahren des Vietnamkriegs mit Beiträgen von Kriegsveteranen koppelt, oder die Zusammenstellung „Vorbei  Beyond Recall“, die Aufnahmen des Jüdischen Kulturbundes in Berlin nach der Machtübernahme der Nazis versammelt.
44 CDs und zwei gebundene Bücher mit mehr als 800 Seiten enthält gar die Box „Black Europe“, für die Weize Aufnahmen schwarzer Musiker in Europa zwischen 1896 und 1926 gesammelt hat. Weize zeigt sich stolz, dass die „Bristol Sessions“ mit den frühesten Aufnahmen von Country-lkonen wie Carter Family oder Jimmie Rodgers für einen Grammy nominiert wurden. Insgesamt hat Bear Family mittlerweile rund 450 verschiedene CD-Boxen auf den Markt gebracht. Sorgfältig geht Weize aber auch bei der Vermarktung von Einzel-CDs vor, die sich, so sagt er, mit extrem langer Spieldauer und umfangreichen Booklets von den Veröffentlichungen anderer Firmen abheben. „In einer zunehmend digitalisierten Welt mit allzeitigem Zugriff für jedermann auf unzählige Musikdateien positionieren wir uns mit unseren Boxsets und Deluxe-Editionen seit langem erfolgreich in einer kulturellen Nische.“Bear Family bediene weltweit ein dankbares Publikum, das die Wertigkeit und Einzigartigkeit der Projekte des Labels schätze und honoriere. „Ein nachlassendes Interesse an unserer Arbeit kann ich beim besten Willen nicht feststellen – ganz im Gegenteil.“musikwoche-20140411b

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