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V o r w o r t
Für Sammler von Schallplatten der fünfziger Jahre, speziell
Rock 'n' Roll, war das LONDON-Label eine wahre Fundgrube.
Aber wer wußte schon so richtig, was auf diesem Label tatsäch-
lich im Laufe der Jahre veröffentlicht worden ist! Anhand von
Werbematerial, monatlichen Veröffentlichungen in der Zeit-
schrift 'Leg Auf – Sieh Fern', Händlerkatalogen oder Werbung auf
der Rückseite der London-Schallplatten erstellten sich Sammler
Listen, die jedoch nie komplett waren.
Bereits Ende der siebziger Jahre beschlossen
Werner Voss
,
Hamburg (Moderator des 'Rock 'n' Roll Museum' im NDR),
Wil-
fried Burtke
, Oldenburg und
Heinz-Günther Hartig
, Olden-
burg (Rock 'n' Roll Musikmagazin) ihr Wissen zusammen-
zutragen, ihre Listen zu komplettieren und als Buch allen
Sammlern zugänglich zu machen. Aber auch ihnen fehlten noch
viele Informationen. Eine Anfrage bei der T
ELDEC
brachte sie ein
gutes Stück weiter. Mit Datum vom 11. Oktober 1979 bekamen
sie Kopien der Plattenpässe von vielen Serien-Nummern aus der
Anfangszeit des LONDON-Labels.
Die Arbeit begann: Mit Schreibmaschine wurden Listen ge-
schrieben, auch Texte über die Geschichte des Labels wurden ent-
worfen. Es wurden Hunderte von Hüllen und Etiketten in
Schwarzweiß fotografiert. Sogar ein Umschlag des geplanten Bu-
ches wurde schon entworfen. Dies zog sich bis ins Jahr 1982.
Doch das Projekt kam ins Stocken, zu viele Informationen fehl-
ten, zu viele Fragen waren ungeklärt. Die drei Autoren waren
mit eigenen Projekten beschäftigt, und die Unterlagen wander-
ten in die Schublade. In den Achtzigern zeigte Richard Weize von
B
EAR
F
AMILY
R
ECORDS
Interesse und übernahm die Unterlagen.
Aber auch hier geriet das Projekt alsbald in Vergessenheit und
das Material wanderte zurück.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends erwärmte sich der Sin-
gles-Sammler
Ulrich Schlieck
, Ladbergen, für diese Idee. An-
hand seiner eigenen Sammlung und gezielter Zukäufe
(inzwischen gab es eBay!) konnte er weitere weiße Flecken in den
Listen schließen und vor allem fast lückenlos eine Sammlung
mit Bildhüllen der LONDON-Singles zusammenstellen. Er ent-
warf die Geschichte des Labels und erstellte neben der numeri-
schen LONDON-Liste auch alphabetische Listen der Interpreten
und der Einzeltitel von Singles und EPs. Aus den Unterlagen kon-
zipierte er den Entwurf für ein Buch, der die Grundlage für diese
Ausgabe bildet.
Mit
Karl-Heinz Hornburg
aus Peine wurde ein Mitstreiter
gefunden, der sämtliche zu dem Zeitpunkt vorhandene Bildhül-
len eingescannt und bearbeitet hat. Leider zog sich das aufgrund
einer schweren Erkrankung über einige Jahre hin. Inzwischen
hatte Ulrich Schlieck Kontakt zu Richard Weize aufgenommen,
der sich nun erneut für das Projekt engagierte und schließlich
die Original-Plattenpässe der T
ELDEC
erhielt. So konnte Weize mit
diesen Unterlagen die vorhandenen Listen überarbeiten, nur so
war z. B. bei den Singles die A- und B-Seite zu bestimmen.
Für die Neufassung der L
ONDON
-Story, eine Wertung der kul-
turhistorischen Bedeutung des Labels, wurde der Hamburger
Journalist
Rüdiger Bloemeke
gewonnen, der seit den 90er Jah-
ren die Hintergründe der Schallplattenindustrie in der Bundes-
republik recherchiert hat ('Roll Over Beethoven – Wie der Rock
'n' Roll nach Deutschland kam'). So ist ein Werk entstanden, von
dem wir glauben, daß es den Sammlern viele Fragen beantwor-
tet und als Nachschlagewerk dienen kann, aber auch Nicht-
sammlern ein interessantes Stück Zeitgeschichte zugänglich
macht. Wir sind uns bewußt, daß die eine oder andere Frage
offen bleibt, daß doch noch eine Schallplatte oder Plattenhülle
auftaucht, von deren Existenz uns bislang nichts bekannt war
oder eine Variante, die es in unseren Sammlungen nicht gab. Für
solche Ergänzungen sind wir natürlich dankbar.
Rüdiger Bloemeke
Heinz-Günther Hartig
Ulrich Schlieck
Werner Voss