Wer war/ist Günter Gall ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Günter Gall
"Dialekt? Das ist für mich immer noch ein Stück Heimat" (Günter Gall)
Für seine besonderen Verdienste um den Heimatgedanken und die Dialektliteratur wurde Günter Gall (Jahrgang 1947) im März 2007 mit der Franz-Peter-Kürten-Auszeichnung geehrt, die alle zwei Jahre vom Rhein-Kreis Neuss und dem Internationalen Mundartarchiv 'Ludwig Soumagne' verliehen wird. In Neuss wurde Mitte der 70er Jahre auch Galls Interesse an niederrheinischen Mundartliedern geweckt. Während seines Studiums an der Pädagogischen Hochschule hatte er Gelegenheit, im Niederrheinischen Volksliedarchiv von Professor Ernst Klusen zu stöbern. Die Sprache war für Günter Gall schon immer ein wichtiger Faktor, wie er in einem Interview mit der 'Neuss-Grevenbroicher Zeitung' sagte: "Ich bin auf dem platten Land zwischen Kartoffeln, Kirche und Kappes aufgewachsen. Das Dorf hieß Ossenberg. Im Schatten der Solvay-Werke bin ich in einer kleinen Arbeitersiedlung groß geworden; zwei Drittel in der Siedlung sprachen noch Platt, meine Großeltern, viele Nachbarn. Nur in der Schule, da durften wir das nicht. Fräulein Sonntag wurde immer fuchsteufelswild und funkte dazwischen: 'Sprich Hochdeutsch!’"
1977 gründete Günter Gall mit Walter Jaeger das Duo Fukkepott, mit dem 1978 seine erste LP mit ausschließlich niederrheinischen Mundartliedern eingespielt und veröffentlicht wurde: 'Lüj, heij spöllt de Fukkepott'. 1980 folgte das später zum Trio erweiterte Duo Mulwerk. Mit Mulwerk griff der heute in Osnabrück lebende Liedermacher, Komödiant, Geschichtenerzähler und Buchautor plattdeutsche traditionelle Lieder vom Niederrhein auf, die er als Kind von den Nachbarn gehört hatte. 1987 kam es zur Gründung der Gruppe Düwelskermes, mit Volker Leiß an Blockflöten und Tenorhorn sowie Wolfgang Meyering, der Mandoline und Keyboard spielte. Im Laufe der Zeit wandte sich Günter Gall, der seit Mitte der 90er Jahre vornehmlich solo auftritt, auch literarischen Texten aus seiner Heimatregion zu, z. B. von Aletta Esser oder Theodor Bergmann. Und er begann, eigene Texte zu schreiben. Eine fast zwangsläufige Entwicklung, wie er 1994 in einem Interview mit dem 'FM folk-michel' sagte: "Traditionelle Texte befriedigten mich irgendwann einfach nicht mehr, weil sie einerseits vergangenheitsbezogen sind, so wertvoll sie auch für die Gegenwart sein mögen, und zum anderen, weil sie als Volkslieder musikalisch festgelegt sind. Irgendwann haben sich auch die Themen erschöpft. Es geht ja in der Hauptsache um Liebesbeziehungen kleiner Leute oder um historische Alltagsthemen. Und in der Gegenwart gibt es so unglaublich vielfältige neue Themen, die man auch mit plattdeutschen Texten erfassen kann."
Günter Gall verweist auf Rolly Brings' antifaschistisches Lied Morje, Morje als Beleg, daß man auch politische Lieder gut auf Plattdeutsch schreiben könne. Er selbst hat in vielen Stücken über seine niederrheinische Heimat z. B. die Verschmutzung des Rheins und seiner Nebenarme oder die Verschandelung der Landschaft durch die wachsende Industrialisierung thematisiert.
Um Ostern 1976 herum trampte Günter Gall durch Schottland – mit Rucksack und Klampfe. Auf einem Folkfestival in Inverness lernte er Dave Goulder kennen. "Ich bin dann mit ihm zu seinem Haus in der Nähe von Gairloch gefahren. Dort – bei einer Session – habe ich den 'January Man' zum ersten Mal gehört." Zehn Jahre später erschien dann das Lied, das metaphorisch die Jahreszeiten beschreibt, als seine erste plattdeutsche Adaption eines ausländischen Songs auf der LP 'Van Schereschlipp on andere Lüj'. "Das Wichtige dabei ist, daß man nicht wortwörtlich übersetzt, sondern eine eigene Geschichte daraus macht. Der Niederrhein ist nicht England oder Schottland, deshalb muß man die örtlichen Gegebenheiten dazunehmen. Man muß diesen Januar-Mann quasi auf dem Deich sitzen sehen."
www.guenter-gall.de
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.3, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.3-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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