Troubadours - Folk und die Wurzeln amerikanischer Musik
Die Folk- und Singer-Songwriter-Tradition in den USA.
Warum ist das heute noch relevant?
Mitte der 1990er Jahre wurde das Ende der konventionellen Pop-Musik verkündet. ('Bis Techno war alles Blues', wie VIVA-Erfinder Dieter Gorny mal im Fernsehen sagte). Dem zum Trotz eroberte von Ende der 90er bis zum Anfang des neuen Jahrtausends eine junge Generation von Singer-Songwritern mit amerikanischem Roots-Hintergrund und vermehrt akustischen Instrumenten die Mainstream-Kultur: Beck, Adam Green, Jack White, Rufus und Martha Wainwright, Norah Jones, Jakob Dylan, Wilco, Jack Johnson und viele andere.
Auf immer neue Verkaufs- und Abgrenzungsstrategien angewiesen, hat die Industrie Namen wie Anti-Folk, Ambient-Folk und Americana unters Volk gebracht. Letztendlich ist es alter Wein in neuen Schläuchen oder neuer Wein in alten Schläuchen. Wie man es nimmt: Eine Tradition ist lebendig, blickt zugleich nach vorne und zurück. Ein gutes Lied ist immer gut. In Anlehnung an die erfolgreiche Veröffentlichung zum Thema deutsche Liedermacher 'Für wen wir singen' gibt es nun den ersten Teil einer vierteiligen Reihe über die Liedermachertradition in den USA.
Ohne Bob Dylan, Joan Baez, Jackson Browne und Co. hätte es Wader, Wecker und andere sicherlich nicht gegeben. Aber die Tradition ist viel älter, wie die neue Reihe zeigt.
Ausgelöst durch die Romantik im 19. Jahrhundert
wächst in den angelsächsischen Ländern ein starkes Interesse an Volksballaden und altem Liedgut. Schnell wird klar, dass diese Traditionen in den ländlichen Gebieten der USA noch zur Alltagskultur gehören. Während des ersten großen Booms der Schallplattenindustrie in den 1920ern kommen regionale Musikrichtungen auf den Markt.
Neben den alten Balladen gibt es auch Bedarf an neuem Material: Der Singer-Songwriter ist geboren. Die erste 3-CD-Box setzt hier an und spannt den Bogen bis zum eigentlichen US-Folk-Revival in den 50ern.
Kingston Trio mit Tom Dooley
Denn nicht Bob Dylan in den 60ern löste die neue Bewegung aus: Es war das Kingston Trio mit Tom Dooley, einem Lied über einen Gesetzlosen, der am Galgen endet. Ja, so etwas war mal Pop, kam 1958 in die Hitparaden und verkaufte sich ungefähr sechs Millionen Mal.
Wie die amerikanische Bevölkerung stetig an ihre Folk-Wurzeln geführt wurde, warum das Schlaflied des mehrfach wegen Mordes verurteilten Afroamerikaners Leadbelly zu einem der beliebtesten Songs der Nachkriegszeit wurde, warum Woody Guthrie für Dylan wichtig war und die Kommunisten die Folk-Musik für sich beanspruchten – all das erklärt Dave Samuelsen in den aufwendig gestalteten Booklets.
Der Autor aus Indiana ist auch für die Auswahl der Lieder verantwortlich: Erhellend, spannend und unterhaltsam. Neben auch in Deutschland bekannten Liedern wie Sixteen Tons, 500 Miles From Home, The Banana Boat Song und Hey Liley Liley Lo (Der Mundorgel-Hit) gibt es auch reichlich obskure aber kulturell bedeutsame Songs.
Schon jetzt ein Klassiker!