Wer war/ist Human Being ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Human Being
Human Being war eine kurzlebige, avantgardistische Westberliner Untergrundband – gleichzeitig aber auch eine "Gemeinschaft gleichgesinnter Nichtmusiker verschiedenster Herkunft und unterschiedlichsten Alters, Punks, weit bevor Punk zur Mode wurde. Die rüttelte damit quasi an den Fundamenten des Selbstverständnisses der Deutschen, bezüglich ihres Kulturauftrages nach Kriegsende, als ob sie willens gewesen wären, diese zum Ein- stürzen zu bringen" (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS). Instrumente der Rocktradition wurden zwar benutzt, aber ge- schlagen, gekratzt und anderweitig malträtiert. Was dabei herauskam, klang "teilweise wie eine amoklaufende Industriemaschinerie" (883). 1968 baute Hans Joachim Roedelius mit dem Konzeptkünstler Conrad Schnitzler im damaligen West-Ber- lin den Club "Zodiac Free Arts Lab" auf, der in der Subkultur der 60er einen hohen Stellenwert hatte. Ein Jahr vorher hatte der Fotograf Paul Glaser dort einen Ort für Folklore, New Orleans Jazz und Literatur eröffnet, danach übernahm Schnitzler die Programmgestaltung. Das "Zodiac" war eine Keimzelle der Berliner Untergrundkultur, im Souterrain der damaligen Schaubühne des Theaters am Halleschen Ufer in Berlin- Kreuzberg.
Der große Raum des "Zodiac" war ganz in Schwarz gehalten, mit einer Bühne in der Mitte und einigen Sitzgelegenheiten. Das ehemalige Restaurant außerhalb des Spielraums war eher spärlich möbliert – und mit einer Musikbox ausgestattet. Der Geruch von Bier und Schmalzbroten, exotischen Kräu- tern und türkischem Kaffee lag ständig in der Luft. Knapp ein Jahr nach der Eröffnung bereits wurde das "Zodiac" nach einigen Razzien geschlossen. Doch in "die- ser Zeit hatten Bands wie Agitation Free, Ash Ra Tempel, Curly Curve und Tangerine Dream Gelegenheit, erste Erfahrungen zu sammeln und ihre Musik zu erproben" (BERLINER ROCKWIKI/ROCK IN BERLIN). 1968 nahm Roedelius mit dem kurzlebigen Kollektiv Human Being, in der Besetzung Beatrix Rief, Christoph Sievernich, Elke Lixfeld, Verena Schirz (alle comp), Boris Schaak (dr), Brode- rick Price (g) und Norbert Eisbren- ner (sax) im "Zodiac Free Arts Lab" den fast einstündigen Titel Human Being 1 auf, der erst 2009 veröffentlicht wurde. Dies war "ein Trip in den West-Berliner Untergrund Ende der 60er, enthielt die Anfänge von (OBEN) Die Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin-Kreuzberg in den sechziger Jahren. Techno und war stilprägend" (ZITTY).
"Wenn verschie- denste Geräusche von Nichtmusikern organisiert werden, muß es nicht pures Chaos sein, sondern es kann Musik werden, was dabei herauskommt" (SCHNITZLER). Man mußte sich 'Live At The Zodiak' bei "voll auf- gedrehtem Volumen anhören, um zu verstehen, warum die Leute ins 'Zodiac' strömten, angezogen von den außergewöhnlichen Lautstärken und der Selt- samkeit der 'Musik'" (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS). "Ein Album, ein Song, 56 Minuten Monotonie. Eine Atmo- sphäre, ein Album, ein Sound, eine Dichte, eine Stim- mung und Musik, wenn man das so nennen darf, in unbeschreiblicher Form. Nicht unbeschreiblich wie unbeschreiblich schön, sondern eher unbeschreiblich wie 'Keine Ahnung'. Nicht direkt Wal-Gesänge, aber auch kein Schweigen. Schon gar keine Melodien, schon gar keine Instru- mentierung im Eigentlichen. Alles was Musik im herkömmlichen Sinne ver- körpern könnte, fehlte hier gänzlich. Und doch, man mag dem Projekt nicht so wirklich die Qualität absprechen. Eine interessante Note hatte das ganze schon. Beruhigend wie aufwühlend, fesselnd wie auch ermüdend. Der Hörer konnte sich nicht so recht entscheiden und sollte dies wahrscheinlich auch nicht" (ALLSCHOOLS).
Burghard Rausch im Juni 2020
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Various - Kraut! BCD17624
Teil 4 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979
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