Wer war/ist Ideal ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Ideal

Annette Humpe (voc, key)
Ernst Ulrich Deuker (b, voc)
Frank Jürgen 'Eff Jott' Krüger (g, voc)
Hans-Joachim 'Hansi' Behrendt (dr)

Sie waren stolz, aus der deutschen Szene-Stadt zu kommen in der die Uhren schon immer anders tickten als im Rest der Republik. Die "arrogante Haltung harmonierte absolut perfekt mit dem minimalistischen und kantigen Sound, den sich Ideal gaben" ('laut.de'). Das Quartett klang so kühl und distanziert, daß es auch "als Tanz- band beim Untergang der 'Titanic' hätte spielen können" ('FAZ'). Auf jeden Fall gehörten Ideal zu den be- deutendsten und auch stilbildenden Vertretern der NDW. Die Band blieb eine kultivierte Gruppe von Musikern, eine Art Idealisierung eines Modernismus, der in die Schublade einer Musikrichtung paßte. Die Musik und vor allem die Texte gestalteten Ideal außerhalb jeder Norm, und sie sprachen die Hörer aus einer Richtung an, die unerwartet und ungewohnt war. Dabei waren alle Vier bereits gestandene MusikerInnen, die in anderen Bands ihr Geld verdienten. Annette Humpe – geboren in Herdecke/Ruhr und aufgewachsen in Hagen – erhielt mit sechs Jahren Klavierunterricht und studierte zwischen 1971 und 1974 Komposition und Klavier an der Musikhochschule in Köln.

Im selben Jahr zog sie nach Westberlin und sammelte in Bands wie Group Therapy und Pink Wave erste Erfahrungen. Dann gründete sie (als Anita Spinetti) mit ihrer Schwester Inga (als Inga Dilemma), Nikolaus Polack (g), Konrad 'Conny Cool' von Hohmeyer (b), Toni Nissl (dr) und Reinhard Meer- mann (sax) die Gruppe Neonbabies. Im Berliner Beat Studio, das vom Berliner Senat finanziert wurde, entstanden "so gut wiekostenlos"(Polak)vierSongsfürdieersteEP'IDon'tWannaLoseYou'–dieauchdieersteVersionvonBlaueAugen |49 enthielt, die später für Ideal ein Hit werden sollte und von beiden Humpes gesungen wurde. Die Neonbabies waren so eine Art Testlauf für die Ideen von Annette, die sich in der NDW und der deutschen Rockgeschichte massiv niederschlagen sollten. Im Sommer 1979 konstituierte sich mit 'Eff Jott' Krüger (ex-Release Music Orchestra), dem Neonbabies-Trommler Nissl und anderen das Sextett X-Pectors, das einige Konzerte absolvierte – u.a. als Vorprogramm für Gary Numan und Metro, und Solo im Szene-Laden Kant Kino. Im Frühjahr 1980 schlossen sich Anette Humpe, Krüger, Ernst Ulrich Deuker (ex-Lin- kerton, Margo Quintett, ex-Deutsche Bundesband) und Hans-Joachim Berendt (ex-Volker Kriegels Mild Maniac Orchestra, ex-Deutsche Bundesband) zur Band Ideal zusammen.

Im Mai 1980 debütierten Ideal mit der ersten, für das bandeigene Independent-Label EITEL-IMPERIAL produzierten Single Wir stehn auf Berlin / Männer gibt's wie Sand am Meer. Auf eigene Kosten ließen sie 1.000 Platten pressen und klapperten die Musikgeschäfte ab, um sie zu verkaufen. Die musikalischen Arrangements der Band kamen von allen Gruppenmitgliedern, während Annette Humpe meistens für die Texte zuständig war. "Ich habe keine Message" (Humpe). Sie hatte eine Vorliebe für Wortkombinationen, die ihr gefielen und gewisse Assoziationen weckten. Auch ohne Album hatten Ideal sehr viel Presseresonanz, die sich im Spätsommer ins Unermeßliche steigerte. Als die britische Romantik-Bombastik-Band Barclay James Harvest, die hauptsächlich in Deutschland erfolgreich war, vor dem Berliner Reichs- tag nahe der Berliner Mauer vor 150.000 Menschen ein "Danke-Schön-Open-Air-Konzert" gab, das für Promotion, Film- und Videoproduktion ausgenutzt werden sollte, absolvierten Ideal das Vorporgramm – ein für sie ein wichtiger Schritt in eine größere Medienöffentlichkeit.

Im November erschien das Debüt mit dem Titel 'Ideal' auf dem Label INNOVATIVE COMMUNICATION des deutschen Elektronikers Klaus Schulze, da der Entdecker der Band Klaus D. Mueller (kdm), langjähriger Freund, Wegbegleiter und Musikverleger von Schulze, nur Absagen von den damals bekannten Labels bekam. Die Platte stieg bis Juni 1981 auf Platz 3 der deutschen LP-Charts. Eine Besonderheit dieses Albums war, daß sie auf 45 Umdrehungen pro Minute (also Single-Geschwindigkeit) abgespielt werden mußte. Bei IC erwartete man dadurch Klangvorteile. Der knappe, auf das Wesentliche reduzierte Sound, 50| die kühle Grundstimmung und der Wortwitz revolutionierten die deutsche Popmusik. Es war die "ideale Tanzmusik, die dazu angetan war, die belanglosen Synthiespielereien der Möchtegern-Avantgarde, als auch die auf der Stelle stapfenden Popper und Wopper-Rhythmen aus dem Recorder zu verdrängen" ('Sounds'). Es folgten die ersten Auslandskonzerte in Österreich und der Schweiz. Im August 1981 traten Ideal vor 22.000 Fans bei einem Festival im Rahmen der Internationalen Funkausstellung gemeinsam mit Interzone...

Burghard Rausch 

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