Wer war/ist Joachim Ringelnatz ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Joachim Ringelnatz

Eine der großen Attraktionen im Berliner “Schall und Rauch” ist Anfang der Zwanziger der Schriftsteller, Maler und Kabarettist Hans Bötticher (1884–1934) aus dem sächsischen Wurzen, der sich Joachim Ringelnatz nennt – ein verträumt-lyrischer Seemann, der’s auch grauslich und grotesk draufhat, der in die kleinen Dinge und in die große Rotweinflasche verliebt ist und schon in Schwabing auf der “Simpl”-Bühne als Geheimtip galt.

Aber erst in Berlin erlebt er mit seinen Turngedichten und den Kuttel Daddeldu-Versen seinen Durchbruch, so auch in Trude Hesterbergs “Wilder Bühne”, wo er sich zur Inflationszeit seine Gage in Rotweinrationen auszahlen läßt. Seine zuweilen skandalumwitterten, stets weingeschwängerten Vorträge skurril-nachdenklicher Brettl-Lyrik waren Höhepunkte kabarettistischer Kleinkunst, die ihm Engagements in den führenden Kabaretts Deutschlands einbrachten. Die Presse feiert ihn als “ganzen Kerl mit einem treffsicheren Witz”, der allerdings nicht für Pensionsmädchen und Philister gedacht sei.

Das bringt ihm auch manchen Ärger mit der Zensur und beflissenen Staatsanwälten ein. Schon deshalb hat Ringelnatz seine Verse beim Kabarett-Vortrag oft umgestellt, abgeändert und Neues hinzuimprovisiert. In einem Brief an seine Frau berichtet er, im Berliner “Schall und Rauch” habe es bei seinem Vortrag vom “Klimmzug” bei der Kaiser Wilhelm zugedachten Zeile “Mit gutem Willem herrlichen Zeiten entgegen” erhebliche “Proteste im Publikum” gegeben. Am Schluß habe man ihn “regelrecht ausgepfiffen”. Bei den Nazis waren seine Verse “unerwünscht”, über Ringelnatz wurde ein Auftrittsverbot verhängt. Ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme starb der 51jährige Dichter in Berlin. Alfred Polgar schrieb: “Dieser unvergleichliche Ringelnatz hat den Stein der Narren entdeckt, welcher, wie wunderbar, dem der Weisen zum Verwechseln ähnlich sieht.”

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