Wer war/ist Spider Murphy Gang ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Spider Murphy Gang

Günther Sigl (voc, b)
Gerhard 'Barney Murphy' Gmell (g, voc)
Michael Busse (key, voc)
Franz Trojan (dr)

Die Spider Murphy Gang gehörte zwar zu den Bands, die von der NDW profitiert hatten und auch ein Teil der damaligen Szene waren, sind ihrem eigenen Stil aber immer treu geblieben: Rock 'n' Roll mit einer Prise Rock-A-Billy vorgetragen mit bayrischen Texten. Seit Jahrzehnten steht die Band für soliden handgemachten Rock 'n' Roll mit durchaus humorig-hintersinnigen Texten. Zwar sind die großen Erfolge aus der ersten Hälfte der 80er längst vorbei, aber die Band spielt nach wie vor – ungebremst und unverwüstlich – "frei nach dem Motto: 'It's only rock'n'roll, but I like it!'" (ichwillspass.de). Wer auf ihre Homepage geht, wird mit dem Satz begrüßt: "Willkommen auf der Webseite der Spider Murphy Gang, dem home of Bavarian Rock 'n' Roll!" Angefangen hatte alles 1973, als sich der gelernte Bankkaufmann Günther Sigl und Schlagzeuger Franz Trojan über eine Anzeige in einer Musikzeitschrift kennenlernten. Sigl hatte seine Anstellung gekündigt, um in Zukunft seinen Unterhalt als Musiker zu verdienen. Sigl und Trojan gingen mit etlichen anderen Musikern durch die harte, aber auch lehrreiche Schule des Tingelns in den Clubs der US-Army und kopierten für kleines Geld die Stars der damals aktuellen Charts. Die Zeit in den GI-Clubs verschaffte den Musikern eine Menge Routine und Sicherheit.

"Dieses Tingeln war sicherlich eine der besten Schulen, die ein Musiker überhaupt durchlaufen konnte. Wir haben in dieser Zeit einfach eine große Routine bekommen, die es uns später ermöglichte, bei Auftritten ganz ungezwungen und locker nur nach unserem Gefühl zu spielen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit haben einen sehr großen Anteil an unserer Karriere" (Sigl). Genau diese Erfahrungen ließen sie 1977 zu einer Band werden, der nichts von einer synthetischen Gruppe anhaftete, sondern die für handgemach- ten Rock stehen sollte. Ihre vergoldeten Chart-Erfolge aus den Achtzigern zeigten die Spider Murphy Gang als eine unverkrampfte Truppe, die zu solider Eigenständigkeit gefunden hatte. Ebenfalls 1977 kamen der Fernmeldemonteur Gerhard Gmell (alias Barny Murphy) und der Physikstudent Michael Busse zu der schon bestehenden "Keimzelle" der Band.

Die beschloß, sich auf den 50er Jahre Rock 'n' Roll zu konzentrieren. Aus einem der berühmtesten Rock 'n' Roll-Songs holten sie sich auch ihren Bandnamen. In Jailhouse Rock von Elvis Presley (kompo- niert von Jerry Leiber und Mike Stoller) gibt es die Zeile: "Spider Murphy played the tenor sa- xophone, Little Joe was blowin' on the slide trombone. The drummer boy from Illinois went crash, boom, bang, the whole rhythm section was the Purple Gang". Die Spider Murphy Gang trat 1978 beim Münchener Fasching zum ersten Mal im Club Memoland auf. Durch den kurz- (OBEN) Günther Sigl fristigen Ausfall einer anderen Band konnten sie an diesem Abend das Programm gestalten. Da der Auftritt ein überwälti- gender Erfolg wurde, engagierte Clubmanager Memo Rhein die Band gleich für ein ganzes Jahr und übernahm die Kosten für die Produktion eines Albums. Dies war die große Chance der Vier, die sie konsequent nutzen wollten. Im gleichen Jahr erschien mit 'Rock 'n' Roll' das englischsprachige Debüt auf dem Spider Murphy Gang-eigenem Label in einer Auflage von 1.000 Stück.

Das Memoland avancierte in der Zwischenzeit zu einem Geheimtip in der Münchener Szene, und die Spider Murphy Gang trat dort mehrmals die Woche auf. Die bekanntesten und berühmtesten Rock 'n' Roll-Songs (hauptsächlich von Chuck Berry) brachte das Quartett (gesungen in Englisch) in ihrem typischen Stil. So wurde das Quartett der Münchener Überflieger der Saison. Nach dem anfänglichen Erfolg fehlte der Band aber die zündende Idee für den großen Durchbruch. Diese Idee kam von einem Moderator des Bayerischen Rundfunks – Georg Kostya. Der plante damals die Hörfunksendung 'Rockhouse', die späterfürvieleJahrezueinerwichtigenRadio-Institutionwurde.ErengagiertedieSpiderMurphyGangalsHausband,die dadurch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für werbewirksame Auftritte erhielt. Kostya hatte auch die Idee, statt der eng- lischen Texte in bayerischer Mundart zu singen.

Sigl hatte anfangs Bedenken, griff die Anregung aber auf. Als Sigl dann einen deutschen Liedermacher im Fernsehen sah, der in Englisch sang, wurde ihm "die Schizophrenie der Tatsache klar, daß man seine Gedanken als Sänger erst einmal ins Englische übersetzen muß, um sie dann vom deutschen Publikum wieder zurückübersetzen zu lassen" (Sigl). Er probierte es und schrieb einen Song nach dem anderen in seinem Dialekt. Songs und Texte waren zwar auch auf bayerisch dem Rock 'n' Roll sehr nahe, aber es waren Stücke mit Texten, die das Zeitgeschehen mit einem Augenzwinkern erzählten, eine gelungene Mischung aus musikalischer Originalität und einem hohen Wiederer- kennungswert. Im Mai 1980 erschien mit 'Rock 'n' Roll Schuah' das zweite Album (dem ersten "eigenen") der Band, pro- duziert von Harald Steinhauer, mit volksnahen, regionalen Geschichten von notorischen Pechvögeln und Verlierern aus der Münchener Szene. "Da gab es keine hochtrabende Liedermacher-Poesie und keine asketische Punk-Lyrik – bei Sigl schlug sich die präzise Beobachtung der Umwelt in Versen nieder, die von hinterfotziger Bayern-Ironie gestanzt waren" ('SPIEGEL').

Steinhauer war neben der Spider Murphy Gang als Produzent noch mit Peter Kent, Juliane Werding und Nicki erfolgreich. Gemeinsam mit Sigl und Jürgen Thürnau (ex-Manager Münchener Freiheit) gründete er später den Mambo-Musikverlag, der u.a. Sandra, Hubert Kah und die Münchener Freiheit unter Vertrag hatte. Durch die ständige Präsenz als Hausband – erst als Coverband, später mit eigenen Stücken – in der Sendung 'Rockhouse' bekam die Spider Murphy Gang Auftrittsangebote ohne Ende, und sie nahm fast alle wahr und spielte im Grunde überall, in Jugendheimen, Freizeitclubs und in Szenekneipen. Das dritte Studio-Album 'Dolce Vita' (1981) bedeutete die endgültige bundesweite Anerkennung. Die erste Single-Auskopplung Skandal im Sperrbezirk wurde allerdings von den Radiostationen anfangs nicht angenommen, sogar teilweise auf den Index gesetzt.

Das Stück war quasi tabu. Sofort wurde die zweite Single Schickeria hinterher geschickt, die zu einem Erfolg gelangte. Im Schlepptau von Schik- keria lief plötzlich auch das gemiedene Skandal im Sperrbezirk und ging nachträglich unaufhaltsam an die Spitze der Deut- schen Charts. Es folgten weitere erfolgreiche Singles wie Wo bist du? und Ich schau dich an (peep, peep), die mit "ein biß- chen Elvis plus einer Prise Hofbräuhaus als Erfolgsrezept" ('Tip') auch für große Popularität nördlich des Weißwurstäqua- tors sorgten. Sie verteilten in ihren Songs bissig-ironische Sei- tenhiebe, etwa auf die Schwabinger Schickeria-Szene, die Doppelmoral des Faschingstreibens oder augenzwinkernd auf die Münchener Kommunalpolitik. Das Stück Skandal im Sperrbezirk war eine humorige Würdigung des "horizontalen Gewerbes" und eine Geschichte über die Prostituierte Rosie, die nach der "Säuberung" der Innenstadt mit ihrem Gewerbe an die Münchener Peripherie gedrängt wurde. Damit gelang der Band der bundesweite Durchbruch. 'Dolce Vita' wurde – ebenso wie der Skandal im Sperrbezirk – die Nr.1 der bundesdeutschen Charts...

Burghard Rausch 

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