Wer war/ist Tempo ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Tempo
Dave Balko (voc)
Peter Radszuhn (g, voc)
Marius Del Mestre (g, voc)
Bobby Sommer (sax, voc)
Mick Hellebrandt (b)
Bodo B. Schmidt (dr)
Tempo zählten damals zu den aufre- gendsten Berliner Bands und galten als große New Wave-Hoffnung. Die Band schaffte es, sich innerhalb eines Jahres durch mitreißende Auftritte zu einer der bedeutendsten Bands der fruchtbaren Westberliner Szene zu entwik- keln. Dabei waren Tempo keine NDW-Band im klassischen Sinne, sondern klangen sehr englisch und sangen auch in Englisch, weil "Rock 'n' Roll nun mal anglo-amerikanische Musik ist, da ergab es sich ganz von selbst, daß man Englisch singt" (Radszuhn). Die Wurzeln von Tempo lagen im Berliner Punk & Wave-Szeneclub SO 36, der am Wochenende des 12./13. August 1978 in der Kreuzberger Ora- nienstraße mit dem zweitägigen 'Mauerfestival' eröffnete. Auf der Bühne standen ein Dutzend Punk- und Wave-Bands aus Westberlin und Westdeutschland – u.a. spielten S.Y.P.H., Mittagspause, PVC und DIN-A-Testbild. Zwei Wochen später wurde Peter Radszuhn, Besitzer einer beein- druckenden Sammlung von Punk- und Reggae-Singles, dort DJ und blieb das bis zur Schließung des Original-Clubs um Weihnachten 1979. Dort lernte er seine späteren Mitmusiker kennen.
Im Mai veröffentlichten sie auf ihrem eigenen TEMPO-Label (in Zusammenarbeit mit dem ZENSOR-Label) ihre Debüt-EP noch |117 in Quintett-Besetzung: B.O.D.O. (Bodo B. Schmidt), Mick (Hel- lebrandt), Joe Public (Marius Del Mestre, ex-Dirty Needs), Dave (Balko) und Peter (Radszuhn). Neben einer frühen Ver- sion von In My Room befanden sich noch die Titel Cool Me und Subway Girl darauf, die unter der Regie von Harris Johns in dessen Musiclab-Studio aufgenommen worden waren. Die im Herbst 1979 veröffentlichte 10"-EP 'Beat Beat Beat' war, durch den Zugang des gebürtigen Wieners Bobby Sommer (Robert Sommer), schon in der Sextett-Besetzung wieder bei Harris Johns aufge- nommen worden. Auf der 'Tempo'-EP befand sich neben dem Titelstück Waiting For The Eighties auch eine frühe Version des in Deutsch gesungenen Titels Kalt Wie Eis. 'Beat Beat Beat' war innerhalb von zwei Wochen vergriffen. Im Januar 1980 gab es – eher per Zufall und auch nicht ganz offiziell – die An- frage nach einer Backingband für eine Sängerin namens Nena Kerner, allerdings war der Schlagzeug-Stuhl bereits mit ihrem Freund Rolf Brendel besetzt – Tempo lehnten dankend ab.
Ebenso abgelehnt wurde im August das Angebot, als Vor- band beim Gratiskonzert von Barclay James Harvest mit ca. 175.000 Besu- chern vor dem Berliner Reichstagsge- bäude aufzutreten; aus heutiger Sicht für Peter Radszuhn eine zu dogmatische und falsche Entscheidung. Trotz großer Vorbehalte gegenüber der Plattenindustrie unterschrieben Tempo im Frühjahr 1980 beim Major-Label POLYDOR, und bereits im Sommer erschien dort das Debüt-Album 'Roomside Streetside', aus dem die Single No No No ausgekoppelt wurde. Die LP war in eine "Room"- und eine "Street"-Seite aufgeteilt, enthielt eine Mischung aus Rock 'n' Roll, Mod- Sound, Beat, Punk und New Wave, und das Cover konnte beim Wenden je eine Vorderseite aufweisen. Im Herbst traten sie im Vorprogramm der US-Punk-Ikonen Ramones auf, absolvierten anschließend eine Deutschland-Tournee und spielten am ersten Tag des zweitägigen 'Berliner Rockzirkus'-Festivals im Tempodrom gemeinsam mit PVC, Morgenrot, den Insisters und Z. Im Dezember gab die Band die Vertragsauflösung mit POLYDOR bekannt: "Wir wissen jetzt, daß die deutsche Schallplattenindustrie nicht in der Lage ist, mit Bands der neuen Generation zusammen zu arbeiten, da sie zu konservativ und schwerfällig und zu keinen Experimenten bereit ist.
Solange sich die Struktur des Ap- parates nicht ändert, bleibt nur die Alternative, unabhängig zu bleiben" (Band-Info). Der 81er Carl Schenkel-Kult-Film 'Kalt wie Eis' sollte ein "kleiner, schmutziger |121 Film werden" (Schenkel) und ein düsteres Portrait eines kriminellen Jugendlichen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens mit viel Berliner Lokal- und Zeitkolorit zeichnen. In diesem Film spielte Tempo-Sänger Dave Balko die männliche Haupt- rolle. Neben Balko waren noch Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), Alex- ander Hauff, Otto Sander und Berlins Party-König und Selbstdarsteller Rolf Eden zu sehen. Der Titelsong Kalt wie Eis war von Tempo neu und vor allem härter ein- gespielt worden. Neben Tempo befand sich noch Musik von Klaus Schulze, Meka- nik Destrüktiw Komandöh, Extrabreit, den Neonbabies, Blixa Bargeld und Malaria! auf dem Film-Soundtrack.
Burghard Rausch
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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)
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