Wer war/ist The Bats ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
THE BATS
The Bats (Fledermäuse) formierten sich Anfang der sechziger Jahre aus Mitgliedern der damals sehr aktiven Hamburg-Bramfelder Szene. Wie überall in Hamburg entstanden auch dort Ende der 50er Jahre aus Skiffle Groups die ersten Amateur-Rock 'n' Roll-Bands. Der Indonesier Peter Bosch alias Pit Kooy war 1947 als kleiner Junge nach Hamburg gekommen und in Bramfeld aufgewachsen, wo er nach ersten Versuchen auf der viersaitigen 'Peter-Kraus-Gitarre' Bassist bei Long Erwin And His House Rockers wurde. Bandleader Erich 'Long Erwin' Goetze gelangte 1962 über Peter And The Outsiders als Schlagzeuger zu den Tonics.
Peter Bosch: "Ich machte auf dem Bass einfach zuviel. Die anderen empfahlen mir, lieber wieder Gitarre zu spielen." Dazu hatte er bald reichlich Gelegenheit. Vom Frühjahr bis zum Herbst 1962 spielten die Bats ihre ersten professionellen Monats-Engagements in Berlin, wo sie in unterschiedlichen Etablissements auftraten.
Neben Bosch bestand die Gruppe damals aus den Gebrüdern Rüdiger (Gitarre) und Volker (Bass) Neber, sowie dem farbigen Drummer Tony Cavanaugh, der dem Musikerkreis um Tony Sheridan enstammte und zur besseren Unterscheidung von Sheridan von den St. Paulianern 'Neger-Tony' genannt wurde.
Die Bats kamen in Berlin sehr gut an. Gelegentlich stiegen Schlagersänger wie Gerd Böttcher, Rene Kollo und Manuela bei ihnen ein und sangen ihre deutschsprachigen Titel. Sowohl die Musiker als auch das Publikum fanden das völlig okay. Berührungsängste gab es offenbar keine.
Bosch: "Als wir unseren letzten Auftritt in der Grünen Hölle an der Potsdamer Strasse hatten, da war der ganze Laden mit kleinen schwarzen Fledermäusen aus Pappe dekoriert. Die Gäste und wir lagen uns in den Armen und nahmen Abschied voneinander."
In Frankfurt, der nächsten Station, fiel die Gruppe auseinander. Rüdiger und Peter schlossen sich vorübergehend den holländischen Hurricanes an, mit denen sie in Heilbronn auftraten. Als sie nach Hamburg zurückkehrten, übernahm der spätere Star Palast-Chef Manfred Woitalla das Management der Bats. Während des Winters 1962 erfolgten Gastspiele in der Aussenmühle Harburg, im Miosga und im legendären Kaiserkeller.
Und es gab Veränderungen in der Band. Tony Cavanaugh zog es zurück in seine alten Kreise, wo er wieder für Sheridans Beat Brothers/Star Combo trommelte, Neber wechselte von der Gitarre ans Schlagzeug und Gitarrist Waldemar Kropp kam als neues Mitglied hinzu. Bis Bassist Helmut 'Cheetah' Hackbart auf der Bildfläche erschien, arbeitete man u.a. mit Colin Crowley alias Milander von den Beat Brothers. Auch Ex-Beatle Stuart Sutcliffe, der mittlerweile in Hamburg lebte, stieg gelegentlich ein.
Die Bats kannten die Beatles aus Kaiserkeller-Zeiten. Bosch: "Die haben ziemlich durchschnittlich gespielt. Aber gesungen haben sie alle gut. Paul McCartney zum Beispiel, wenn der Little Richard nachgemacht hat, dann hast du original gedacht, da steht Little Richard. John war mehr so Chuck Berry, George hat Eddie Cochran drauf gehabt..."
In der neuen Besetzung mit Hackbart spielten die Bats den März über ausserordentlich erfolgreich im neueröffneten Top-Star-Club in Lübeck, wo die Cola nur 91 Pfennige kostete. Lübecks erster Twist and Rock-Club warb mit dem Slogan: "Ich bin ein ESEL. Ich war noch nicht im Top-Star-Club". Ab April kam ein weiterer Musiker zu den Bats: Barthold Dunker, der bereits bei den Strangers und bei Cisco And The Dynamites in die Tasten gehauen hatte. Bosch: "Barthold war zu der Zeit der beste Rock-Pianist überhaupt." Mit Dunker an der Hammond-Orgel wurde der Sound kompakter und der Erfolg noch grösser.
Das Lübeck-Gastspiel der Bats wurde bis Ende Juli verlängert. Nachdem sie dort abwechselnd im Top Star und im Ya Ya Club aufgetreten waren, die übrigens beide vom ehemaligen Kaiserkeller-Mitarbeiter Jürgen Schulz betrieben wurden, spielten sie den August über in der Stampfmühle in Schleswig und im September im Star Palast Lüneburg. Gelegentlich griff Hackbart zum Saxophon und Kropp übernahm den Bass.
Schon früh entwickelten die Bats ein Image-Bewusstsein, das sie von den meisten deutschen Bands positiv unterschied. Wie auch die frühen Beatles legten Neber und Konsorten sich schillernde Bühnen-Namen zu. Aus Waldemar Kropp wurde Croppy Dean, aus Barthold Dunker Jerry Lion, sicher in Anlehnung an Jerry Lee Lewis. Helmut Hackbart nannte sich Robby Casino, und Neber Rodger Star, was natürlich ein wenig Ähnlichkeit mit Ringo Starr haben sollte. Auch Peter Bosch veränderte seinen ursprünglichen Namen. Aus Peter Bosch wurde Pit Kooy.
Die Künstlernamen der Bats verschwanden relativ schnell wieder, nicht jedoch die spektakuläre Bühnen-Kleidung, die aus Graf-Dracula-artigen Fledermaus-Flügel-Umhängen bestand.
Im Oktober 1963 eröffneten Jürgen Schulz und Partner den Tanzclub Party in Hamburg-Lokstedt. Natürlich spielten die Bats. Natürlich wurde der Club ein Erfolg und natürlich wurde das Gastspiel bis Ende November verlängert.
Als die Bats am 1. Dezember beim zweiten Star-Club Wettbewerb antraten, waren sie bereits routinierte Profis und hatten allerbeste Aussichten auf den ersten Platz. Das offizielle Ergebnis lautete jedoch:
1. Platz - The Four Renders
2. Platz - (The) German Bonds
3. Platz - The Phantom Brothers
Barthold Dunker am 15. April 1988: "Diese blöde Geschichte von dem SC Wettbewerb, die ist nachträglich von den 'Star-Club News' gefälscht worden. Bei diesem Wettbewerb haben ganz eindeutig und ohne jeden Zweifel die Bats Platz eins gemacht und nicht, wie später gesagt wurde, die Phantom Brothers oder irgend jemand. Das ist gemacht worden, weil wir im darauf folgenden März unseren Vertrag mit Weissleder gekündigt haben. Da hat er in der Mai-Ausgabe der 'Star-Club News' den ganzen Kram neu geschrieben. Der beste Beweis ist die LP, die von dem Wettbewerb mitgeschnitten wurde. Da stehen die Bats eindeutig an erster Stelle. Und so wie auf der Platte war die Reihenfolge. Weissleder konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass mal eine Kapelle bei ihm kündigt. Aber wenn man für einen Tausender im Monat wirklich zwölf Stunden auf der Bühne steht, obwohl im Vertrag sechs Stunden stehen, dann ist das 'n bisschen happig. Und wenn man 'ne professionelle Kapelle ist, dann muss man auf solche Sachen achten."
Einmal davon abgesehen, dass die 'Star-Club News' erstmalig 1965 erschienen und die Bats laut Vertrag nicht 1000 sondern 1200 DM pro Kopf und Monat erhielten, wurde in der Tat beim Wettbewerb gemauschelt. Nachweislich auf jeden Fall bei der Schallplattenproduktion. Dieter Horns (German Bonds): "Einen Tag später musste Peter Hecht zur Kur. Der hatte bronchienmässig irgendwas und wurde nach Sylt geschickt und war nicht da. Nun wurden die Aufnahmen der Rock-and-Beat-Band-Competition-Platte erst ein paar Tage später gemacht. Wahrscheinlich, weil die eigentlichen Aufnahmen durch diese ganze Nervosität und Hektik nichts geworden waren. Nun wurden dieselben Titel im selben Raum, allerdings ohne Publikum, noch mal aufgenommen. Und Hecht war nicht da. Es gab natürlich einen Höllenärger. Weissleder, der Boss vom Star-Club, ist da gar nicht drauf abgefahren, ist völlig ausgerastet, als er mitbekam, dass wir ohne Klavier angetreten waren. Als dann noch Jürgen Bock nach der Geburt seiner Tochter bei anderer Gelegenheit auch nicht auftauchte, wurden wir aus dem Star-Club-Vertrag entlassen. Für uns ist die Welt zusammengebrochen. Dann hat Drummer Jürgen Isenbart mit Weissleder gesprochen, und wir durften die Aufnahmen doch machen. Barthold Dunker, der Pianist der Bats, vertrat Hecht. Auf dem Cover-Foto ist allerdings der Bassist der Bats zu sehen, weil der dunkle Haare hat und nicht blonde wie Barthold." (siehe German Bonds)
Der angebliche Live-Mitschnitt fand also an einem anderen Tag statt, und zwar gar nicht live. Die Atmosphäre wurde, wie auch auf anderen Star-Club Aufnahmen, später dazu gemischt. Es spielten nicht die Original German Bonds und es wurden nicht die Original German Bonds auf der Hüllen-Rückseite abgebildet, noch nicht einmal die Besetzung, die die Aufnahmen wirklich eingespielt hatte.
Vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass die Manipulation noch weiter ging. Herbert Bornholdt (Four Renders): "Den Wettbewerb haben wir gewonnen..."
Dieter Horns: "Die Bats waren vielleicht besser, aber die anderen Gruppen konnten wohl mehr Fans für die Abstimmung mobilisieren..."
Weissleder schloss mit den Bats einen Management-Vertrag, der zunächst vom 1. Dezember 1963 bis zum 31. März 1964 befristet war, jedoch in beiderseitigem Einvernehmen verlängert werden konnte. Obwohl Weissleder die Bats am 18. und 19. Januar 1964 zusammen mit den Roadrunners, King Size Taylor, den Bobby Patrick Big Six, den Original Checkmates, Tony Sheridan und den Tornados aus London neben Fats And His Cats als einzige deutsche Formation in der Kieler Ostseehalle auftreten liess, obwohl er sie ab 21. Januar 1964 gemeinsam mit den oben genannten Künstlern sowie den Phantom Brothers vierzehn Tage lang in Bremerhavens Seebeck am Markt und zwischendurch in der Aussenmühle Harburg spielen liess, obwohl er sie neben den Giants, Phantom Brothers und German Bonds für eine Gesellschaftsreise des Star-Clubs nach Liverpool vorgesehen hatte, wurde der Vertrag beendet.
Natürlich fuhren die Bats nicht mit nach Liverpool. Den April über gastierten sie im Tanzclub Party, im Mai spielten sie für Woitalla in den Star-Palästen Kiel und Lüneburg. Auch im Juni hatten die Bats ein Star-Palast-Engagement in Kiel, für das sich ihnen der Liverpooler Saxophonist Bob Horton anschloss (Dunker: "Mit sechs Mann spielten wir Fats-Domino-Material..."), um schon Ende des Monats wieder auszuscheiden. Gleichzeitig verliess Barthold Dunker die Gruppe. Er ging mit den Retreads aus Bristol nach England, wo er bis März 1965 mit ihnen tourte.
Die Bats machten mit vier Mann auf semi-professioneller Basis weiter, wobei sie zeitweise exklusiv von der Interart Düsseldorf gemanagt wurden, die eine Reihe erfolgreicher Beat-Bands unter Vertrag hatte. Obwohl sie auch nach ihrem Bruch mit Weissleder permanent auftraten und unter der Leitung des berühmt-berüchtigten Polydor-Produzenten Paul Murphy Schallplatten machten, blieb der grosse Durchbruch für die Bats aus. Auch als Barthold Dunker nach eineinhalbjähriger Bühnenabstinenz zu ihnen zurückkehrte, änderte sich nichts an dieser Tatsache. Der Star-Club 'machte' deutsche Beat-Bands, und sonst keiner.
Mochte es noch so viele Star-Paläste und ähnliche Namensvettern geben. Der Star-Club war die Nummer eins. Wer mit dem Zusatz 'Aus dem Star-Club Hamburg' werben konnte, hatte schon gewonnen. Den Bats jedoch blieb die Reklame in den 'Star-Club News' versagt. Sie waren auch nicht auf Weissleder's Star-Club-Label vertreten, wo sich die angesagte Beat-Elite tummelte. Vor allen Dingen traten sie nicht mehr in den zahlreichen Star-Clubs auf und wurden nicht mehr von Mr. Beat persönlich gemanagt.
So wurden sie nach und nach von den Rattles, den Rivets, den German Bonds und anderen Star-Club-Wettbewerbsgewinnern überholt. Dennoch gaben sie nicht auf. Mit Barthold absolvierten sie bis zum Sommer 1967 Wochenendauftritte in den einschlägigen norddeutschen Clubs. Wieder ohne Barthold ging es in der Stammbesetzung weiter bis Mai 68. Helmut Hackbart wurde durch Erwin Biesterfeld von den Strangers ersetzt. Auch Dunker fand sich wieder ein. Sein Gastspiel währte jedoch nicht lange. Noch im Jahre 69 ersetzte ihn Gerd Speer am Piano.
Wie viele andere Beat-Bands auch, entwickelten sich die Bats Anfang der siebziger Jahre zu einer Hitparaden-Band, die mit wechselnden Besetzungen - und Unterbrechungen - bis heute tätig ist. Erwin Biesterfeld machte unter dem Künstlernamen Eddy Sommer Schallplattenaufnahmen für Philips. Waldemar Kropp und Barthold Dunker spielten von 1980 bis 1983 in der Rock 'n' Roll-Band General Lee noch einmal zusammen. Peter Bosch und Gerd Speer wirkten in den achtziger und frühen neunziger Jahren bei den Dirty Dogs mit, denen mit Peter Kirchberger, Gesang (Peter And The Outsiders), Eckard Hofmann, Saxophon (Faces, Fabs), Semmy Semptner, Bass (Black Devils, Sammy And The X-Rays) noch weitere Star-Club-Veteranen angehörten.
Helmut Hackbart starb 1979. Barthold Dunker holte sein Abitur nach und wurde Studienrat. Rüdiger Neber ist Kaufmann. Waldemar Kropp wurde erst Zahntechniker, dann selbständiger Kaufmann. Bosch, der von frühester Jugend an Kampfsport und Bodybuilding betrieben hat, wurde mit über vierzig Jahren noch 'Mr. Universum'.
© Bear Family Records®
Copyright © Bear Family Records® Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, oder jede andere Art der Wiedergabe, einschließlich Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf Datenträgern, in deutscher oder jeder anderen Sprache nur mit schriftlicher Genehmigung der Bear Family Records® GmbH.