Wer war/ist Bel Ami ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Bel Ami
Arno Koch (b, voc)
Burghard Rausch (dr, voc)
Lutz Walzberg (voc, g)
Hartmut 'Hacki' Werk (g, voc)
Das Westberliner Quartett hatte mit sei- |109 nem Album 'Berlin bei Nacht' aus dem Jahr 1980 regionalen Erfolg. Die "Lokal- matadore, die ehrlichen Heavyrock mit weitgehend klischeefreien deutschen Tex- ten propagierten" ('Rock in Deutsch- land'), veröffentlichten drei Studioalben und hinterließen einen bleibenden Ein- druck in der Musikszene – auch abseits der Neuen Deutschen Welle. Bel Ami wurde 1978 von Ralf 'Trotter' Schmidt (b), Rausch, (ex-Agitation Free, ex-Sopwith Camel), Walzberg (ex-Granny Smith) und Georg Hülsmann (g, voc) gegründet. Nach kurzer Zeit kam für Schmidt, der zu Interzone wechselte, Arno Koch in die Band. Zwischenzeitlich traten Walzberg, Hülsmann und Rausch unter dem Namen Granny Smith als Status Quo-Covertrio auf und absolvierten dabei auch einen gefeierten Gig im legendären Berliner Kant-Kino als Vorprogramm von AC/DC. Gitarrist Hülsmann wurde während der Vorbereitungen zu den Auf- nahmen des Bel Ami-Debüts wegen musikalischer Differenzen durch Werk (ex- Made In Germany) ersetzt.
In dieser Besetzung spielte man mit 'Berlin bei Nacht' das erste Album ein, bei dem der "Großstadtdschungel musikalisch knochentrok- ken umgesetzt wurde und die unerfüllten Sehnsüchte und das glitzernde Nacht- leben dabei das zentrale Thema bildeten" ('Tagesspiegel'). Die Band erhielt einen Plattenvertrag bei TELDEC und veröffentlichte das Debüt auf deren POOL-Label. Neben Eigenkompositionen gab es ein Cover des Chuck Berry-Klassikers Memphis Tennessee (Memphis) und eine treibende Version des Drafi Deutscher-Kult-Titels Marmor, Stein und Eisen bricht. Das sozialkritische Titelstück Berlin bei Nacht wurde ein erster lokaler Erfolg. Allerdings gab es bei dem Song urheberrechtliche Probleme mit der Berliner Punkband PVC, weil Komponist Knut Schaller (Sänger und Bassist von PVC) darauf bestand, den Titel zuerst zu veröffentlichen.
Darüber kam es zum Rechtstreit, den PVC für sich entscheiden konnte. Hülsmann war zwischenzeitlich zu PVC gewechselt und nannte sich fortan Jimi Voxx. Bel Ami hatten den Song Berlin bei Nacht auch in einer türkischen Version (Gece Berlin de) aufgenommen. Nach der Veröffentlichung und ansprechenden Verkäufen ging die Band 1980 auf Tournee und spielte am 6. April 1980 gemeinsam mit Rockpile, den Flamin' Groovies, Cramps, Mitch Ryder und The Police beim 'Easter Rock Festival' in der Berliner Deutschlandhalle. Drei Songs von diesem und einem weiteren Auftritt beim 'Berliner Rockzirkus' im Berliner Tempodrom wurden im gleichen Jahr auf der Mini-LP 'Live' veröffentlicht. Auch bei ihrem zweiten Album blieb die Band ihrer mu- sikalischen und textlichen Linie treu. Großstadtmelodie kam 1981 auf den Markt und wurde von Simon J. Hey- worth (Tubeway Army, Gary Numan) produziert. Wieder gab es Eigenkompositionen, Cover-Versionen und das Instrumental Q-Damm, das sich auf den Niedergang der Berliner Flaniermeile Kurfürstendamm bezog. Inmitten der Hochzeit der NDW war das Album allerdings nur |111 mäßig erfolgreich.
Dies veranlaßte das Quartett zu einer längeren Ruhepause. Man entschloß sich schließlich mit Rudy Jürs (ex-Big Balls And The Great White Idiot, ex-Frizz) als fünftem Mann einen zweiten Sänger hinzuzunehmen. Mit ihm wurde das letzte Album der Band 'Soweit die Füße tra- gen' veröffentlicht. Der neue blonde Frontmann gab der Gruppe ein moderneres Gesicht. Auch musikalisch ver- ließ man den bisherigen Weg und wandte sich eher dem wavigen Poprock zu. Obwohl die Band "sehr aktuelles und zeitgemäßes Song- material präsentierte" ('Berliner Morgenpost'), "rockte sie dem Trend hinterher" der Besetzung Rausch, Walzberg, Werk und Koch aus Anlaß der Neuauflage des ersten Albums eine veränderte Version des Titelsongs Berlin bei Nacht neu ein (LINKS) Bel Ami in der 'Bravo' (1984) ('Volksblatt') und "hinterließ live als Quintett einen zwiespältigen Eindruck" ('Bild Berlin'). Die Moder- nisierung, die von den Rock-Fans nicht mitgetragen wurde, und das erfolglose dritte Werk beschleunigten das Ende der Gruppe. Bel Ami lösten sich nach "Strei- tereien über die musikalische Entwicklung" ('Tip') noch im selben Jahr auf. 1994 spielte die Band in und veröffentlichte ihn als Bonustrack für das wiederveröffentlichte Debüt. Original-Bel Ami-Bassist Schmidt hatte Interzone Mitte 1983 wieder verlassen. Nach einer längeren Zeit in England tauchte er als Bassist der Hamburg Blues Band auf, die zeitweise als Begleitband des ehemaligen Spooky Tooth-Sängers Mike Harrison fungierte und war zuletzt mit den Blues Alligators aktiv.
Bassist Koch wurde Mitglied der Berliner Industrial-Hardcore-Band Dead Freddies, die in ihrem Genre recht erfolgreich agierte. Gitarrist Hülsmann versuchte sich als Jimi Voxx nach dem Ende von PVC erst mit mäßigem Erfolg als Produzent und bildete seit 1992 mit Sängerin Nina C. Alice den harten Kern der deutschen Hardrockband Skew Siskin. Gitarrist Werk trat mit den Rotors auf, arbeitete mit Walzberg, Rausch, Koch, Gary Crysler (ex-Messerschmidt) und der Sängerin Lilly an einem Projekt und ist nach wie vor in der Berliner Club-Szene aktiv. Das Trio Walzberg, Rausch und Crysler veröffentlichte 1987 unter dem Namen Three Man Island eine Single des Hotlegs-Klassikers Neanderthal Man und versuchte sich 1991 an einer neuen Version des Klassikers Berlin bei Nacht. Beiden Singles war kein großer Erfolg beschieden. Sänger und Gitarrist Walzberg betrieb zunächst ein eigenes Ton- studio, erkrankte dann aber an Multipler Sklerose und war nicht mehr in der Lage Gitarre zu spielen oder aufzutreten. Sänger Jürs komponierte und spielte nach dem Ende von Bel Ami für Cosa Rosa, Nena, Alphaville und Ulla Meinecke und gründete dann mit Bibi Schulz (ex-Interzone) das Duo Time Boys. Er tauchte dann aber wegen Drogenabhängigkeit für län- gere Zeit ab.
Ab Mitte der 90er Jahre trat er dann als Rudy Nielson solistisch in Erscheinung und veröffentlichte ein Album mit dem Titel 'Marea', auf dem er eine Mischung aus Flamenco- und Klassikgitarre präsentierte. Rausch war bei der 99er Agitation Free-Reunion mit dabei, die Anfang 2007 in einer Japan-Tournee, dem Live-Album 'Shibuya Nights' und Konzerten in Frankreich und England ihre Fortsetzung fand.
Burghard Rausch
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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)
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