Wer war/ist Brainticket ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Brainticket

Die experimentelle Krautrock-Band Brainticket existierte in den späten 60ern/frühen 70ern. 1968 gegrün- det, stammten ihre Mitglieder aus der Schweiz, Belgien, Deutschland und Italien. Brainticket war in den frühen 70ern am erfolgreichsten und für die Verwendung exotischer Instrumente, obskurer Geräusch- erzeuger und Jazz-inspirierter Kompositionen bekannt. 105 Gegründet wurde die Brainticket-Urbesetzung von Joel Vandroogenbroeck. Der gebürtige Belgier war mit dem klassischem Klavierspiel aufgewachsen und wechselte zum Jazz. Mit fünfzehn Jahren erhielt er den 'Art Tatum-Preis' als jüngster Jazzpianist, spielte u.a. mit dem Quincy Jones Orchestra auf der Weltaus- stellung in Brüssel und beim RAI-Symphonie-Orchester in Rom. In den späten 60ern war Vandroogen- broeck zwar noch im Jazz verhaftet, aber "nachdem er 'Hey Joe' von Jimi Hendrix gehört hatte, war seine Musikwelt eine andere" (RECORD COLLECTOR).

Vandroogenbroeck fand auch neue Inspiration bei den deutschen Krautrock-Bands wie Amon Düül II, Can und Tangerine Dream. Das 71er Brainticket-Debüt 'Cottonwoodhill' war angeblich die Vertonung eines LSD-Trips und gilt bis heute "möglicherweise als eines der psychedelischsten Alben überhaupt" (PROGARCHIVES). Die LP war in der Septett-Besetzung Ron Bryer (g), Werni Fröhlich (b), Hellmuth Kolbe (syn, efx), Cosimo Lampis (dr, ex- Toad), Dawn Muir (voc), Wolfgang Paap (perc, tabl, ex-Barney Wilen & His Amazing Free Rock Band, -Klaus Doldinger Quartet) und Joel Vandroogenbroek eingespielt worden und "enthielt den Spirit von Can, die Frechheit von Funkadelic, die innovative Leere von Faust und war für 1971 sicherlich nichts weni- ger als revolutionär" (COSMIC EGG). Das war "herrlich verkiffter Jazz- rock" (OXMOX) und "klang zu stark nach Acid-Ego (Orgel)-Trip.

Für den, der den Trip machte, war das wohl recht faszinierend, für die Zu- schauer(hörer) aber ziemlich lang- weilig" (BABYBLAUE SEITEN). Ende 1971, nach dem Tod des Brainticket-Kollegen Ron Bryer, zog Vandroogenbroeck mit seiner damaligen Lebensgefährtin Carol Muriel nach Mailand, wo er für den italienischen Ableger des RCA-Labels als Studiomusiker tätig war. Mit Muriel versam- melte er dort für das 72er Album 'Psychonaut' mit Barney Palm (dr, perc), den beiden Schweizern Martin Sacher (b, fl) und Rolf Hug (g, tabl) sowie Jane Free (voc, perc) eine völlig neue Brainticket-Besetzung. "Viele Tracks waren unrhyth- mische und dennoch sehr ästhetische Klangebilde, die teils sehr verstörend 106 sein konnten (im positivsten Sinne)" (SPANDAUER VOLKSBLATT), trotzdem war "das Album auch kein Meisterwerk, aber eine ordentliche Platte mit durch- aus eigenständiger, interessanter Musik" (BABYBLAUE SEITEN). Im selben Jahr veröffentlichte Vandroogenbroeck mit 'L'Immagine Del Suono', unter dem Pseud- onym Joel V.D.B., sein erstes Soloalbum. 1973 arbeitete er mit dem Oscar-Preisträger und US- Filmkomponisten Bill Conti ('Rocky' etc.), für die Rockoper 'Orfeo 9' zusammen.

Für das Album 'Celestial Ocean' war Brainticket 107 auf Trio-Größe geschrumpft – Vandroogenbroeck, Muriel und Palm. Die LP basierte auf dem 'Egyp- tian Book Of The Dead' und erzählte die Nachtod-Erfahrungen ägyptischer Könige, die durch Raum und Zeit vom Wüstenland bis zu den Pyramiden reisten. Das 1973 erschienene Album wurde als das "definitive Brainticket-Erlebnis" (MUSIC MAP) gefeiert und enthielt "frühen Krautrock gemischt mit einer ganzen Menge analogen und spacigen Keyboards. Ein bizarres mystisches Konzept, das auf der ägyptischen Mythologie basierte" (PROGARCHIVES). Danach absolvierte die Band, erweitert um das neue Bandmitglied Wilhelm Seefeldt (syn) europaweit erfolgreiche Konzerte. 1974 veröffentlichte Vandroogenbroeck, gemeinsam mit dem italienischen Arzt und Cannabis-Verfechter Dott.

Giancarlo Arnao (voc) das meditative Electronic-Album 'Karmasonic – Guida Sonora Al Rilassa- mento'. Beim 78er New-Age-Solo-Werk 'Images Of Flute In Nature', jetzt als Joël Vandroogenbroeck ließ er sich nur von Carole Muriel unterstützen. Mitte der 70er Jahre, nach seiner Rückkehr in die Schweiz von einer ausgedehnten Reise nach Bali, veröf- fentlichte Vandroogenbroeck mit 'Adventure' das nächste Brainticket-Album, eine "kosmischen Heavy-Reise in das Epizentrum des Hirns" (PROGARCHIVES). Vor dem 82er Album 'Voyage' hatte Sängerin Muriel die Band verlassen. Die LP machte "dort weiter, wo 'Adventure' mit dem seltsamen Klangkosmos und den erstaunlichen perkussiven Tönen und Stimmungen aufgehört hatte" (PROGARCHIVES)...

KRAUT! ist ein feiner Krautrock-Querschnitt in vier Aus- gaben, nach Regionen sortiert – Norden, Mitte, Süden und Berlin, mit den größten Hits, viel längst vergessener Musik und den wichtigsten Songs.

Burghard Rausch im Juni 2020

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Various - Kraut! BCD17623
Teil 3 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979

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