Wer war/ist Front ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Front
Jörn Zimmermann (voc, g, melodica)
Godehard 'Gode' Buschkühl (g)
Jürgen Keller (b)
Ralph Hertwig (dr, g, voc)
Anfänglich wurden die Hamburger Front im Genre |97 Neo-Ska und/oder Neo-Funk eingestuft, waren aber auf dem besten Weg, Schritt für Schritt ihre "eigene Art von neuer Tanzmusik zu produzieren" (ZICKZACK) und zu entwickeln. Front fingen zwar "flau an, steigerten sich aber im Laufe des Jahres 1980 zu einer ernstzunehmenden, modernistischen Funk- Band" ('NDW' – 'MusikExpress'). Gegründet wurde die Band 1980 von den ehemali- gen Mitgliedern der Hamburger Punk-Truppe Coroners – Zimmermann, Buschkühl und Hertwig und dem Heidelberger Bassisten Keller. Die Coroners hatten vorher mit Songs wie Berlin, I Don't Know und Ihr Kinderlein kommet auf der legendären ZICKZACK-Compilation 'Geräusche für die 80er' mit "annehmbar-witzigen Weih- nachtslieder-Verballhornungen aufgewartet" ('NDW' – 'MusikExpress'). Auf der 80er Cassetten-Compilation 'Krawall 2000' für das FLYING PIG-Label waren sie neben Razors, Hans-A-Plast und Buttocks ebenfalls mit einem Song vertreten.
1980 brachten Front bei Alfred Hilsbergs Label ZICKZACK ihre Debüt-Single Alternativ / City West heraus, die durch eine ge- schrammelte Punk/Funk-Gitarre bestach und die "zeigte, wie die Welt nach Pogo aussehen konnte: funkig oder dubbig oder sogar beides. An Gesang und Text ließe sich sicher noch einiges verbessern, aber dennoch eine sympathische Platte" (Single). Es folgte die EP 'Georg', die die Titel Chicorée, Manntage, Der Wahn und Polaroid enthielt. Letzterer war ein 98| "absolut zeitloser Song" ('YouTube') mit einem brillant-treibenden Baßlauf, einem hämmernden Schlagzeug, blubbernder Elektronik und einem D.A.F.-ähnlichen Gesang aus deren Anfangsphase. Sowohl Single als auch die EP standen auf der Playlist des englischen Kult-Radio-DJs John Peel. Im Frühsommer verließ Gitarrist Buschkühl die Band, die sich danach entschloß, als Trio weiterzumachen. In der Besetzung Zimmermann, Keller und Hertwig steuerten sie mit dem vom Hamburger Fischmarkt inspirierten Stück Blech und Liebe einen Song zur Kult-Compilation 'Lieber zuviel als zuwenig' bei.
Es folgten diverse Auftritte bei den ZICKZACK-Festivals in verschiedenen deutschen Städten und in der zweiten Hälfte von 1980 eine Deutschland-Tournee als Vorgruppe für Abwärts. Dabei gingen Front immer "sofort zu Sache, waren nahe an der Professionalität und konnten live überzeugen" ('MusikEx- press'). "Von der schwarzen Bühne kam Bedrohliches aus Pop Group-Nähe" ('Sounds'), trotzdem klangen sie "alles andere als düster und verbissen, sondern frisch und fruchtig, kribbelnd, spannend, konzentriert, wohltuend und ließen jegliche psychedelische Schwammigkeit vorteilhaft vermissen" ('Spex'). Weitere Konzerte waren mit Andy Giorbino (ex-Geisterfahrer) als neuem Gitarristen angedacht.
Auch ein Debüt-Album war für den Herbst 1981 geplant, aber dazu kam es leider nicht mehr, denn Mitte 1981 lösten sich Front auf. Schlagzeuger Hertwig wurde von Palais Schaumburg abgeworben, veröffentlichte mit dem Sänger Ziggy XY (Michael Jarick, Der Moderne Man, Kosmonautentraum) als Bergtraum 1982 die 12"-Maxi- Single Almenrausch, produzierte Remixe von Andreas Dorau-Titeln und bildete mit dem Berliner Tommi Eckart (später 2raumwohnung) in der ersten Hälfte der 90er das Duo Perry & Rhodan. Sänger und Gitarrist Zimmermann spielte Baß bei Andreas Dorau und arbeitet auch als Anwalt. Auch Bassist Keller arbeitete mit Andreas Dorau & Die Marinas und half Holger Hiller (ex-Palais Schaumburg) bei dessen Soloalbum 'Ein Bündnis Fäulnis in der Grube' (1983). Gitarrist Buschkühl war 1982 – gemeinsam mit Sängerin Mona Mur (Sabine Bredy), Mark Chung, F.M. Einheit und Alexander Hacke (alle drei bei Ein- stürzende Neubauten) – Mitgründer von Mona Mur und die Mieter, die es damals in dieser Besetzung nur zur Veröffentlichung der 12"-EP 'Jeszcze Polska' brachte. 2004 tauchte er wieder in der Besetzungsliste von Mona Muraufals der Sampler 'Into Your Eye' veröffentlicht wurde, auf dem weitere Titel aus den frühen 80ern zu hören waren...
Burghard Rausch
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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)
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