Wer war/ist Martin Heiniger ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Martin Heiniger

"Ein Rhythmus wie der Calypso strömt für mich Freude, Leichtigkeit und Sonne aus. So was stelle ich bewußt der Schwere und Melancholie des Berner Emmentals gegenüber." (Tinu Heiniger)

Geboren 1945 und später auch aufgewachsen im Emmental, hört der kleine Tinu die 'Hudigäggeler' [spöttische Bezeichnung für den Schweizer Ländler; Anm. d. Verf.], die im Schweizer Radio gespielt werden. Doch ab und zu durchdringen das Berner Hinterland ungewöhnliche Töne: Swing-Jazz und Harry Belafonte. Tinu Heiniger lernt Klarinette spielen, schließt sich einer Jazzcombo an und spürt, daß es da draußen noch etwas anderes geben muß als die einheimische Eintönigkeit. In den 60er Jahren hört er Hannes Wader und Franz Josef Degenhardt. Da geht es nicht um "Niene geits so schön u luschtig" ("Nirgends geht es so schön und lustig zu wie bei uns"). Deren Texte erzählen vielmehr von Menschen auf der Schattenseite der Straße, von Gefühlen, vom wahren Leben. Das ist es, was Tinu Heiniger auch will. Und das tut er nun schon bald 40 Jahre. Im Lied Unterhaltigsbrunz singt er gegen die falsche Fröhlichkeit volkstümlicher Schlager an und nennt einen Namen: das Trio Eugster. Deren Gang vor Gericht ist zwar erfolgreich. Ihrem Anwalt, Mani Matters einstigem Weggefährten Jacob Stickelberger, gelingt es, eine Textänderung zu erwirken. Doch Tinu Heiniger gibt nicht klein bei, schreibt das Lied um und verarbeitet seine Erfahrung im Unterhaltigsbrunz Nr. 2:

Fängt eine mi Musig u d’Liedtägschte grusig,
mit däm giengt i schlicht … vor Gricht
("Fände einer meine Musik und die Texte der Lieder beschissen,
ginge ich einfach vor Gericht")

Tinu Heiniger ist noch heute einer, der gegen Mißstände im 'Zwärgeland' ansingt, der aber auch in Liebesliedern textlich und musikalisch den richtigen, nachdenklichen Ton trifft. Vielleicht liegt es daran, daß er schon "in den Siebzigerjahren, in einem Umfeld des Protestsongs sozialisiert", schon damals "in einer Zunft der liedernden Aktivisten unter singenden Dichtern und dichtenden Sängern mit viel mehr Musikalität begabt als die meisten Kollegen" war, wie ihn der Journalist Bänz Friedli lobt. Miss New Orleans, Tinu Heinigers berndeutsch gesungenes Liebeslied an die Metropole des Jazz und Blues, unterlegt Friedlis Aussage. Heiniger meißelt nicht nur Worte wie in Stein in seine Lieder, er beweist auch, daß er ein hervorragender Klarinettist mit einem großen Herz für den Jazz ist.

2003 erhielt Tinu Heiniger für sein Lied Heimatlos von der CD 'Heimatland' den 20. und letzten SWR-Liederpreis. Ungewöhnlich für den Emmentaler, unterlegte Stephan Eicher auf dem Album die akustischen Klänge mit dezenter Elektronik.

Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.4, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.4-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html

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