Wer war/ist Franz Hohler ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Franz Hohler
Franz Hohler, geboren 1943 in Biel, ist ebenfalls nicht wirklich ein Liedermacher. Franz Hohler ist in erster Linie Kabarettist, fast so etwas wie das schweizerische Gegenstück zu Hanns Dieter Hüsch, mit dem er auch zusammengearbeitet hat. Im Gegensatz zu Hüsch wirkt Hohlers Sprache fast bedächtig, freundlich, ja, sogar nett – bis zum bitteren Ende. Franz Hohler ist ein Mann des Wortes. Es gibt kaum eine Form, in die er nicht Worte verpackt hat. Hohler schreibt Gedichte, Kurzgeschichten, Kindergeschichten, Theaterstücke, Novellen, Hörspiele fürs Radio, Fernsehfilme, hat einen Spielfilm gedreht und unzählige Kabarettprogramme gestaltet. Zum 60. Geburtstag machte er sich selbst ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Im 61. Lebensjahr gönnte er sich jede Woche eine Wanderung. Seine Eindrücke verarbeitete er in einem Buch, das einen spüren läßt, wie lieb ihm sein Land ist. Doch Hohler wäre nicht Hohler, würde er nicht auf seinen Wanderungen immer wieder sprachlos vor einem Kernkraftwerk oder mitten im zersiedelten Mittelland neben einer Autobahn stehen. Sprachgewandt bringt er auch seine Sprachlosigkeit zu Papier – und bringt uns zum Nachdenken. Nicht nur das, er bringt uns auch zum Schmunzeln. Hohler ist ja vor allem Kabarettist. Keiner allerdings, der auf schnelle Lacher aus ist. Wer mit Hohler lacht, lacht nachhaltig, oft bis dem Publikum das Lachen im Hals stecken bleibt. Ein Kabarettprogramm mit Franz Hohler wäre allerdings ohne Lieder undenkbar. Mit dem Cello auf dem Rücken reist er in die Theater und Kleintheater der Schweiz – selbstverständlich immer mit der Bahn.
Das 1979 entstandene Es si alli so nätt ("Alle sind so nett") aus dem Programm 'Schubert-Abend' ist eines seiner bekanntesten Lieder. Darin bringt er die schweizerische Charaktereigenschaft, nie direkt zu sagen, was man über sein Gegenüber denkt, auf den Punkt. Wie oft bei Franz Hohler fängt bei Es si alli so nätt alles in Minne an: Da zieht er mit gemischten Gefühlen vom Land in die Stadt, ist aber bald beruhigt, denn: Alle sind so nett. Später demonstriert der Kernkraftgegner Hohler vor dem Kernkraftwerk Gösgen. Darauf laden ihn die Kernkraftherren zu einer Besichtigung ihres Tempels ein. Man sitzt zusammen an einem Tisch. Ihre Meinungen sind komplett unterschiedlich. Doch das verrückteste an allem ist: Alle sind so nett. Die sind ja alle auch Familienväter, Skilangläufer, Naturfreunde. Franz Hohler befaßt sich darauf damit, wem denn die Schweiz wirklich gehört. Er trifft sich mit einigen dieser Herren – und wird fast wahnsinnig, denn auch die sind so nett. Sie haben sogar seine Sachen gelesen. Dann hat Hohler einen Traum. Darin wird er zum Tod verurteilt, weil er eine zu große Gefahr für sein Land darstellt. Das Schlimmste kurz vor der Hinrichtung ist, daß die Staatsanwälte, Richter und Henker alle so nett sind. "Dürfen wir Ihnen die Binde um die Augen legen?" "Haben Sie einen letzten Wunsch" "Ah, Sie sind Nichtraucher." "Dann legen Sie jetzt bitte Ihren Kopf auf diesen Pflock." Alle sind so unheimlich grauenhaft nett!!!
Kein Wunder, daß nicht alle seine Landsleute Franz Hohler wirklich so nett finden.
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.4, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.4-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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