Wer war/ist Hongkong Syndikat ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Hongkong Syndikat

Gerd (Plez) Plätz (voc, syn)
Gerd Grünberg (voc, syn)
Hartmut 'Hardy' Müller (g)

Im Sommer 1980 trafen sich der gelernte Dekorateur und DJ Grünberg, der Fotograf, Schauspieler, Kellner, Bäcker und DJ Plätz und der gelernte Grafiker und Elektronik-Spezialist Möller im damaligen Westberlin. Das Trio kannte sich bereits seit ihrer gemeinsamen Kindheit und Schulzeit aus der Hansestadt Bremen. Sie begannen musikalisch zu experimentieren und mischten dabei munter Synthie-Pop, Funk, Schlager und Rap zu einer eigenen Mixtur. Plätz hegte eine große Be- geisterung für alle Sachen, auf denen "Made In Hongkong" stand. Daher stammte auch sein Spitzname 'Hongkong-Plätz'. Diese Begeisterung war demnach auch für den Bandnamen verantwortlich. Die ersten Demos entstanden in Heimarbeit und es dauerte nicht lange, da bot die Plattenfirma TELDEC der Gruppe einen Vertrag an. "Wir hatten noch nie ein Studio von innen gesehen, haben dann begonnen, auf Verdacht an irgendwelchen Knöpfen zu drehen und bekamen musikalisch Stücke mit einem gewissen Groove zusammen" (Plez). Das erste Ergebnis war auf der Debüt-Single Berlin bleibt doch Berlin zu hören. Eine simple und eingängige und ebenso "ungewöhnliche wie faszinierende und ihrer Zeit damals einige Monate vor- auseilende musikalische Mischung aus Synthie-Pop und Polit-Song.

Zwar in deutscher Sprache, aber im internationalen Sound" ('Oxmox'). Für die Single wurden Zitate des damaligen US-Präsidenten bei seinem Deutschland- und Berlin-Besuch im Juni 1982 verwendet. Sein Satz "We are with you, Germany you are not alone" (mit eingeblendetem Gelächter) und der Spruch "Berlin bleibt doch Berlin" waren die einzigen Textzeilen, ansonsten kam der Song ohne jeden Gesang aus. Für Berlin bleibt doch Berlin erhielt die Band eine Danksagung des Weißen Hauses: "Thank you for your thoughtful remembrance. I appreciate your kindness and expression of friendship. With my best wishes" – mit der Unterschrift von Ronald Reagan. "Wahrscheinlich haben die die Platte nicht einmal gehört... Wer die Ironie nicht heraushört, wenn Ronald Reagan einen Popsong singt, der ist für mich selber schuld" (Plez). Im Herbst folgte das Album 'Erster Streich', das – ebenso wie die Single – von der Band gemeinsam mit Hanns Schmidt-Theissen produziert worden war. Sowohl für das Hongkong Syndikat- Debüt als auch die Single waren die Cover von der Schauspielerin und Künstlerin Tabea Blumenschein gestaltet/gezeichnet worden.

Trotz des nur mittleren Erfolges und der deutschen Texte war Ende 1983 Rusty Egan (ex-Rich Kids, ex-Skids, ex-Visage) auf das Trio aufmerksam geworden. Egan zeigte sich vom künstlerischen Potential der Band dermaßen überzeugt, daß er dem Chef von SIRE RECORDS – Seymour Stein – die Produktion ausdrücklich empfahl. Der nahm mit dem damaligen Hongkong Syndikat-Manager Gerhard Augustin (ex-'Beat Club'-Moderator) Kontakt auf und "bot im April 1984 dem Hongkong Syndikat eine sechsstellige Garantiesumme für die folgenden Alben" (Pressetext) an. Als Resultat gab das Trio im Frühsommer sein erstes Live-Konzert in der New Yorker Discothek Danceteria, das mit regelrecht euphorischen Kritiken in der US-Musik- presse gefeiert wurde. Im August nahm die Gruppe im legendären Trident-Studio in London unter der Regie von Rusty Egan das zweite Album 'Olympia' auf – diesmal mit englischen Texten. "Produzent Egan hatte die eigenwillige Mixtur in einen zeitgemäßen Synthie-Pop-Sound gepackt. Hongkong-Plez sprach treffend von 'Eurobeat', einer international konkurrenz- fähigen Popmusik mit deutschem Akzent. Einige Ideen sind zwar nicht gerade neu, aber 'Olympia' bietet auch Originelles wie 'Roby' (ein Dialog über Liebe zwischen einem Kind und einem Roboter) oder die Coverversion von Barry Ryans kitschiger Edelschnulze 'Eloise', die zu einer liebevollen Vergangenheitsbewältigung zwischen ehrlichem Respekt und belustigender Parodie geriet" ('MusikExpress').

Neben Grünberg, Möller und Plätz (der sich jetzt Plez nannte) waren noch der Münchner Reggie Worthy (b, später bei Stefan Stoppok), Gary Barnacle (sax, The Clash, Ruts DC, Level 42, Elvis Costello, David Bowie, Visage, Paul McCartney u.v.a.), Schmidt-Theissen (sax) und Za(c)k Preen (perc, Zacharias Preen) als Gastmusiker beteiligt. Das 85er Album 'Never Too Much' – von Plez und Schmidt-Theissen produziert – war jetzt ohne Möller wieder in Deutschland aufgenommen worden. Es avancierte mit Singles wie Never Too Much und Concrete & Clay (65er Cover-Song der englischen Rock-Band Unit 4+2) zur erfolgreichsten Platte von Hongkong Syndikat. Die LP enthielt "verdammt antörnenden, poppigen Swing" ('Zitty'), handelte von "Liebe, Lust und Laster" (Plez) und war in der Besetzung Plez, Schmidt-Theissen, Gerd Grünberg (voc, von Plez in Bruno Grünberg Jr. umgetauft!), Tom Scholz (g), Georg Crostewitz (g) und Charly Bacher (b, tr) eingespielt worden. |47 Das anschließende Album 'Des Teurons Pas Nippons' wurde produktionstechnisch den höchsten Ansprüchen gerecht, ent- wickelte sich aber zu einem kapitalen Flop. "Der Sound war nicht mehr so artifiziell, berechenbar und beängstigend blutleer wie in der Vergangenheit" ('MusikSzene'). Die Gruppe trennte sich 1989 und Plez versuchte sich zwischenzeitlich unter dem Namen Jacke Wie Hose in der Modebranche und tauchte später hier und da als Texter für Falco wieder auf...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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