Wer war/ist Kate Kühl ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Kate Kühl
* 16. Dezember 1899 – 29. Januar 1970
Ihre künstlerische Laufbahn beginnt, als die 21-Jährige als Elfriede Katharina Nehrhaupt in Köln geborene Schauspielerin und ausgebildete Sängerin in Rosa Valettis Cabaret Größenwahn in Berlin auftritt. Geschätzt und gefördert von Trude Hesterberg, Kurt Tucholsky, Friedrich Hollaender und Mischa Spoliansky, entwickelt sie sich zu einem der großen deutschen Chanson- und Bühnenstars der 20er Jahre. Nur von einer Klavierstimme begleitet bringt sie 1929 "Lene Levi".
Rosa Valetti, die stämmige Charakterdarstellerin der Berliner Bühnen, wird nicht nur in Anspielung auf ihre Haarfarbe “die Rote” genannt. Dazu trägt auch der Text bei, den ihr Kurt Tucholsky schreibt und den sie 1920 in der “Rakete” singt: “Rote Melodie”. Es ist eine unerbittliche, kompromißlose Kampfansage gegen Krieg und Militarismus und bringt einen neuen Ton auf die Kleinkunstbühne. “Die schlürfenden Kriegsgewinnler im Parkett verschluckten sich an ihrem Knallkümmel”, erinnert sich Friedrich Hollaender – der dem aufrührerischen Tucholsky-Text eine fast heimelige, leichtfüßige Gassenhauermelodie schreibt – an den Valetti-Auftritt und die Art, wie sie die an den kaiserlichen Durchhalte-Ultra Erich Ludendorff adressierten Sätze ins Publikum schleudert: “General, General! Wag es nur nicht noch einmal! Es schrein die Toten!”
Da steht sie dann, die Fäuste in die Hüfte gestemmt, geballte Kraft, und “ihre heisere Baßstimme,” so ist in den Zeitungen zu lesen, “heult Orkane, ihre Arme fahren mit bärenhaftem Schlag durch die Luft, ihr Leib steht schräg aufgerissen im Raum” – eine Bullenbeißer-Figur mit revolutionärem Gestus, der das Brettl erzittern läßt. “Sie ist unter den Kabarettistinnen die zielbewußteste Revolutionärin”, beschreibt sie Kabarettkollege Paul Nikolaus, “rasend sich einsetzend für alle Dinge, die ihr Herz angehen.” Das hatte sie in Paris gelernt. Ihre Lehrmeisterin war die als “La Pétroleuse” bekannte Freundin Aristide Bruants, dessen Texte Rosa Valetti (1876–1937) für ihre eigenen Kabaretts - dazu gehören das “Größenwahn”, die “Rampe” und das “Larifari” – ins Deutsche übertragen läßt.
Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die als Kabarett-Chefin in Sternbergs Verfilmung des “Blauen Engel” bekannt gewordene Valetti vertrieben, sie starb im österreichischen Exil. Ihre “Rote Melodie” wurde in den Zwanzigern bald auch von Kate Kühl gesungen, die die Valetti fürs Kabarett entdeckt hat und die für Tucholsky zur Lieblingsinterpretin wird.
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Various - 100 Jahre Kabarett
Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts
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