Wer war/ist Neonbabies ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Neonbabies

Inga Humpe (Inga DiLemma) (voc, syn)
Nikolaus Polak (g)
Conrad von Homeyer (Conny Cool) (b)
Toni 'Shanghai' Nissl (dr)
Reinhard Meermann (sax)

"1979 trafen sich zugereiste Muß- und Wahl-Berliner mit hohem Frust-Koeffizienten und unterschiedlichen musikalischen Standards. Inga und An- nette Humpe, des weiteren Miko (Petra Mikolajczuk) als zweite Neonbabies-Sängerin nach dem Abflug von Annette zu Ideal, Rein- hard Meermann, Toni Nissl, Frank-Jürgen Krüger, Nikolaus Polak und Conny Homeyer" ('MusikExpress'). Homeyers Doppelfunktion als Bassist und Maler bedingte die Tat- sache, daß die Neonbabies ihr erstes Konzert im Frühjahr 1979 in der Galerie Kulmer Straße in Berlin-Schöneberg gaben. Die beiden Humpe-Schwestern (Annette als Anita Spinetti, Inga als DiLemma) grün- deten 1979 mit Nikolaus Polack (g), Konrad 'Conny Cool' von Hohmeyer (b), Toni Nissl (dr, ex-X-Pectors) und Reinhard Meermann (sax) die Gruppe Neonbabies. Im Berliner Beat Studio, das vom Berliner Senat finanziert wurde, entstanden "so gut wie kostenlos" (Polak) vier Songs für die erste EP 'I Don't Wanna Lose You' – die auch die erste Version von Blaue Augen enthielt, die später für Ideal ein Hit werden sollte und von beiden Humpes gesungen wurde. Die Neonbabies waren so eine Art Testlauf für die Ideen von Annette, die sich in der NDW und der deutschen Rockgeschichte massiv niederschlagen sollten.

Die Auftritte, die die Neonbabies zu diesem Zeitpunkt gaben, blieben wegen der "schwesterlichen Per- formance als Höhepunkte der Konzert-Saison '79/'80 im Gedächtnis" ('Tip'). |121 Die zweite EP 'Nervös' wurde im Frühjahr 1980 wieder im Beat Studio unter den gleichen Bedingungen aufge- nommen, aber erst im Herbst veröffentlicht. Inzwischen sind beide EPs gesuchte Sammlerstücke. Die 1.000er Auflage der zweiten EP war innerhalb von 10 Tagen ausverkauft. Bereits im Frühjahr 1980 war die Band Ideal mit Annette Humpe offiziell gegründet, doch bis in den Sommer hinein blieb Annette auch noch den Neonbabies erhalten. Für Annette kam danach Sängerin Petra Mikolajczuk (Miko), die bis Ende des Jahres gemeinsam mit Inga bei der Band sang und teilweise auch an der Produktion des Debüt-Albums beteiligt war. Dieses Debüt wurde Anfang 1981 vom kleinen Berliner Label GOOD NOISE mit dem Sticker "Neonbabies – so- eben eingetroffen" veröffentlicht und verkaufte sich, trotz damals noch nicht so gut funktionierender Alternativ-Ver- triebswege, ca. 20.000 mal. Die Platte transportierte "quietschende Power der Neonbabies mit hörbaren und einge- standenen Unzulänglichkeiten" ('Mu- sikExpress') und war ein "Pop-Juwel. Toll, ganz große Klasse.

Inga zeigt ihrer Schwester Annette die Zähne und macht klar, warum Ideal so schrecklich volkstümlich sind" ('Sounds'). Die Ne- onbabies machten das, was Deutscher Pop heute sein sollte. Keine Spur von Peinlichkeit, zeitgemäß und gut. "Die Berliner Band bringt es locker: witziger Pop auf neuer Welle, mit meist deut- schen Texten. Das Saxofonspiel prägt den Sound, wandert leichtfüßig in Jazzphrasen, die mit New Wave-Rhythmen ver- quickt werden. Unbekümmert, aber gekonnt mixen die Berliner scheinbar unverträg- liche Stile" ('Playboy'). Nach einer ausgedehnten Deutschland-Tournee, mit einem gefeierten Auftritt bei der 'Rocknacht Berlin' im Quartier Latin mit Scala 3, Bel Ami, White Russia, Brutto/Netto, Artischock, Sechserpack u.a., gingen die Neonbabies als Quintett im Februar 1982 für das zweite Album in das Studio von Conny Plank. Als Produzent fungierte der ehemalige Haus-Produzent von ISLAND RECORDS Dave Hutchins. 'Harmlos' – so der Album-Titel – hatte "Humor, Witz und Ironie" ('Süddeutsche Zeitung'), der "Haken war nur, daß die Neonbabies genau den Funken Witz haben, den die Masse nicht versteht. Das Konzept Pop/Schlagermusik ist ein Konzept, das nur durchzuhalten ist, wenn die Qualität gleichbleibend gut ist. Und nichts ist schwerer, als gute Schlager zu schreiben" ('Sounds').

Die Neonbabies spielten inzwischen europaweit und traten gemeinsam mit Morgenrot und dem 1. Futurologischen Congress im Sommer 1982 vor den Fernsehkameras der 'SFB-Rocknacht' auf. Im Herbst absolvierte Gitarrist Polak seinen letzten Auftritt mit der Band, weil er die Musik zeitlich nicht mehr mit seinem Anwalts- und Notar-Beruf in Einklang bringen konnte. Für ihn kam Toni Kambiz (g) zu den Neonbabies, der auf der von Drafi Deutscher produzierten Single Ich bin ein Mann, einem 59er Ted Herold-Klassiker, erstmalig zu hören war. Trotz der gelungenen Cover-Version und des prominenten Produzenten entpuppte sich die Single als Flop. Das 83er Album '1983' spielten die Neonbabies mit dem Depeche Mode-Produ- zenten Gareth Jones ein. "Um mit der Tür ins Haus zu fallen: die neue Neonba- bies-LP ist einsame Spitze. All das, was ich mir bei 'Bi Nuu' von Ideal gewünscht hätte, ist auf dieser Scheibe Wirklichkeit geworden: morbider Charme, laszive Naivität, Texte mit Tiefgang, die zum Nachdenken zwingen, ein offener, plasti- scher Sound, kurz, der Stoff, aus dem meine Deutsch-Rock-Träume sind.

Inga singt mit der ihr eigenen Mischung aus Aufregung und Apathie" ('MusikExpress'). Der für Homeyer eingestiege Bassist Ali trat bei einer SFB-Veranstaltung nur ein einziges Mal mit der Band in der Berliner Deutschlandhalle auf. 1983 lösten sich die Neonbabies auf. Die letzte Single Eiskalter Engel war ein Remix des Titels Engel aus dem Album '1983'. Inga Humpe, die bereits im Frühjahr auf dem von ihrer Schwester Annette produzierten Debüt-Album von D.Ö.F. als Sängerin mitwirkte, unterstützte die Wiener Kabarettisten Josef Tauchen und Manfred Prokopetz bei Fernsehauftritten, stand aber für die Ende 1983 geplanten Konzerte nicht mehr zu Verfügung. Inga Humpe wurde später mit dem Projekt 2raum- wohnung (mit Tommi Eckart) berühmt und Anette fei- ert Erfolge als Produzentin und mit ihrem Projekt Ich+Ich (mit Adel Tawil). Vorher arbeiteten die beiden Schwestern in der zweiten Hälfte der 80er noch als Humpe Humpe und veröffentlichten mit 'Humpe Humpe' und 'Swimming With Sharks' wunderbare Alben. Kambiz debütierte 1983 als Solist mit der Single Hey! (wart' noch einen Augenblick), bei der er sich von |125 Inga und Annette Humpe und von Stefan Remmler (Trio) unterstützen ließ. Nissl spielte im Lauf der Jahre bei Rio Reiser, Trio, Marius Müller-We- sternhagen, Alphaville, Kevin Coyne, Cora Frost, Marianne Ro- senberg und war 20 Jahre lang beim Berliner Grips Theater...

Burghard Rausch 

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