Wer war/ist Seen Links, Schlösser Rechts ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Seen Links, Schlösser Rechts

Manuela Brandenstein (voc, tr)
Mathias Fischer-Dieskau (key, syn)
Achim Mennicken (g)
Volker Schönbühler (sax)

Seen Links, Schlösser Rechts war eines dieser typischen kurzlebigen Produkte der New Wave-Szene Westberlins, in der damals scheinbar alles möglich war. Das Quartett hatte sich Anfang der 80er auf Initiative von Branden- stein und Fischer-Dieskau zusammengetan und kam aus der Theaterszene. Bran- denstein war vorher als Sprecherin im 79er Dokumentarfilm 'Danagram – Szenen aus einem südindischen Dorf' zu hören und danach – neben Ulrich Wildgruber – im Drama 'Leitmotiv' (1983) als Schauspielerin zu sehen. Fischer-Dieskau war der älteste Sohn des Lied- und Opernsängers Dietrich Fischer-Dieskau, wollte be- reits mit zehn Jahren Bühnenbildner werden und arbeitete nach seinem Studium in der ersten Hälfte der 70er als Assistent am Theater Basel und bei den Salzbur- ger Festspielen. Danach gründete er in Berlin mit dem Jungen Ensemble Für Mu- siktheater eine der ersten freien Operngruppen. Mit der Uraufführung 'Eine linke Geschichte' begann 1980 eine intensive Zusammenarbeit mit dem Berliner Grips Theater.

Zu seinen größten Erfolgen gehörte die 86er Produktion 'Linie 1', (die bis heute im Original gespielt wird) und 'Ab heute heißt du Sara' (1988). Brandenstein und Fischer-Dieskau verstärkten sich mit den Musikern Schönbühler und Mennicken (Hanns Joachim Mennicken). Letzterer hatte vorher bei der Produktion des selbstbetitelten 81er Debüt-Albums der Schauspielerin und Autorin, der Ikone der Subkultur und der 68er Bewegung, 'Rosy Rosy' (Rosemarie Heinikel) mitgewirkt und war Mitglied der Kiev Stingl Band. 1982 veröffentlichten Seen Links, Schlösser Rechts beim ZENSOR-Label eine unbetitelte EP mit den Stücken Woˇmenshìhaˇopéng you (zudeutsch"Wir sind gute Freunde"), Die Nacht und Kreisel. Die A-Seite ist in der Kategorie Minimal Electro anzusiedeln, mit einem schönen Saxophon und Maschinengewehr-Salven und hatte nicht nur einen chinesischen Titel, sondern wurde von Sängerin Brandenstein auch dreispra- chig gesungen/gesprochen (chinesisch, englisch und deutsch). Als Co- Produzent fungierte der legendäre Robert Crash, der (geboren im rheinland-pfälzischen Andernach) mit vielen Größen der englischen Punk- und Rock-Szene (Maniacs, The Rings) gespielt hatte und auf ZICKZACK mit Pettycoat / Crash 1981 die Single Darling Let's Have Another Baby veröffentlichte. Nach der EP ging die Gruppe allerdings getrennte Wege. Mennicken arbeitete/spielte später bei Pig, Mona Mur, Lene Lovich, Alphaville und zwischenzeitlich wieder mit der Kiev Stingl Band. Schönbühler war danach Mitglied bei La Loora (als Doktor Kaduk) mit Uwe Hoffmann (dr, später King Køng und Produzent der Ärzte, Silly, Sport- freunde Stiller, Donots u.a.) und später bei ZNS.

Fischer-Dieskau betreute die Verfilmung von 'Linie 1', arbeitete beim Theater Des Westens in Berlin und entwickelte bis heute sehr erfolgreich über 100 Produktionen für Oper, Schauspiel, Musicals und Shows. Brandenstein machte sich als Schauspielerin und vor allem als Synchronsprecherin einen Namen. 1988 veröffentlichte Brandenstein mit ihrem Lebensgefährten, dem Gitarristen und Drehbuchautoren Helmut Schweiker (ex-Stricher) als Duo Seen Links, Schlösser Rechts für das Major-Label RCA die Single Le Cowboy / Your Face, die schon sehr melodischer ausfiel als das 81er Debüt. Als Produzent fungierte Joachim Witt, und das Cover wurde von Jim Rakete fotografiert. Danach arbeiteten Brandenstein und Schweiker erfolgreich als Drehbuchautoren für TV-Produktionen und Brandenstein 36| weiter als Synchronsprecherin. Im Dezember 2004 verbrachte das Paar seinen Urlaub an der Westküste Thailands, als sich am 26. Dezember im Indischen Ozean ein unterseeisches Erdbeben ereignete. Bei den darauf folgenden Tsunamis an der Küste starben ca. 230.000 Menschen. Auch Manuela Brandenstein war unter den Opfern. Helmut Schweiker trieb über eine Stunde hilflos im offenen Meer vor Khao Lak, bevor er an Land gespült wurde.

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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