Wer war/ist Sprung aus den Wolken ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Sprung aus den Wolken

Kiddy Citny (voc, sfx)
Alexander Hacke (g, b)
Jochen Arbeit (g)
Peter Prima (dr, perc)

Die Gruppe Sprung Aus Den Wolken gehörte neben 82| der Tödlichen Doris, dem Mekanïk Destrüktïw Ko- mandöh und den Einstürzenden Neubauten zu den herausragenden Erscheinungen der Bewegung der Genialen Diletanten, die aus der innovativen West- berliner Szene am Rande der NDW entstanden war und sich sehr schnell emanzipierte. Sprung Aus Den Wolken wurde von Kiddy Citny, der sich anfangs auch Inri Intrigo nannte, als So- loprojekt ins Leben gerufen. 1957 in Stuttgart ge- boren und in Bremen aufgewachsen, zog er 1977 nach Westberlin und lebte danach in Amsterdam, London, Zürich, Bern und Los Angeles. Citny wurde Mitte der 80er bekannt, als er, der Franzose Thierry Noir und andere als "Mauermaler" für Furore sorgten.

Die "Mauermaler" wollten durch Malereien auf der Westseite der Berliner Mauer "Ostberlin mit Kunst einschließen" (Citny). Seine über drei Meter hohen Köpfe konnten später auf vielen Postkarten in aller Welt bestaunt werden. Nach dem Fall der Berliner Mauer wanderten seine Bilder, "mitsamt den betonschweren Bildträgern" ('Wikipedia') in in- ternationale Kunstsammlungen, wie z.B. in das Museum Of Modern Art (MomA) in New York. In dieser Zeit kreierte der Kreis um Citny auch die sogenannte Crossover-Verknüpfung, bei der Musik, Bewegung und Malerei in videodo- kumentierten Performances aufgeführt wurden. Citny war auch einer der ersten Künstler, der Bilder am Computer generierte, seine Werke auf PC-Disketten und CD-ROMs speicherte und später auch im Internet verbreitete. Als Solist veröffentlichte Citny 1981 unter dem Namen Einwegexistenz beim Cassetten Combinat die C 20-Cassette 'Ein Arbeitsbericht'. Im gleichen Jahr nahm er gemeinsam mit Leffy Leffringhausen (Miteigentümer des Cassetten Combinats), Manon Duursma (Malaria!) u.a. unter dem Namen Ohne Unter Titel (O.U.T.) die Cassette 'Ihr könnt uns nicht töten' auf.

Mit O.U.T. war Citny schon ab 1980 aktiv; anfangs war noch Nina Hagen bei O.U.T. mit dabei. Am 4. September 1981 traten Sprung Aus Den Wolken im Berliner Tempodrom beim 'Festival Genialer Diletanten' auf. Die falsche Schreibweise des Wortes "Dilletanten" war ursprünglich nur ein Schreibfehler auf dem Flyer. Dabei blieb es, denn der Schreibfehlers war "ein Beleg, daß ein 'genialer Dilletant' im Unterschied zum 'Profi' zu seinen 'Fehlern' nicht nur stehe, sondern sie als tatsächliche existierende Realität akzeptiert und sie ganz bewußt in sein Werk einbezieht" (Wolfgang Müller v.d. Die Tödliche Doris). Neben Sprung Aus Den Wolken traten noch auf: Wir Und Das Menschliche E.V. (mit Alex Kögler, Frieder Butzmann), DIN A Testbild (mit Mark Eins), Die Tödliche Doris, Ein- stürzende Neubauten, Kriegsschauplatz Tempodrom (mit Westbam), Sentimentale Jugend (mit Christinae F. und Alex- ander von Borsig/Alex Hacke), Gudrun Gut (später Malaria! u.a.), Deutsch-Polnische Aggression (D.P.A., mit Matthias Roeingh, später als Dr.Motte erfolgreich). Im selben Jahr schloß sich eine Tournee unter dem Titel 'Berliner Krankheit' durch Westdeutschland an, die Sprung Aus Den Wolken mit den Einstürzenden Neubauten und dem Mekanïk Destrüktïw Komandöh absolvierten.

Nach zwei Cassetten, 'Debü' und 'Sprung Aus Den Wolken', die beim Cassetten Combinat veröffentlicht wurden, erschien beim Kultlabel ZICKZACK eine selbstbe- titelte Debüt-EP, die insgesamt acht Titel enthielt – u.a. auch Dub And Die. 1982 folgte mit 'Untitled' ein Album, das erstmalig auf dem eigenen Label FAUX PAS er- schien. Als Besetzung fungierten dort, neben Citny (hier als Intrigo Inri), noch von Borsig/Hacke, Jochen Arbeit (Die Haut, ex-Die Ichs), Peter Prima (Piet Essens) und Herr Niki (dr, Nicki Stock – Bruder von Jäcki Eldorado, ex-Aus Lauter Liebe). Ebenfalls 1982 erschien das Split-Album 'Warte – Ketzer – Hypnotischer Krach', bei dem sich Sprung Aus Den Wolken mit Hypnotischer Krach die Plattenseiten teilten. Die Gruppe Hypnotischer Krach bestand aus Citny, Prima, N.U. Unruh (An- 84| drew Chudy, Einstürzende Neubauten) und Gila Moussou (ex-Suspect, ex-Schlaf- lose Nächte). Die nächste Veröffentlichung war 1983 eine Cassette auf dem eigenen FAUX PAS- Label, die im August 1982 live im französischen Dijon aufgenommen worden war. Nach einer Pause unterschrieb die Gruppe beim französischen Avantgard- und Postrock-Independent-Label LES DISQUES DU SOLEIL ET DE L'ACIER und veröffentlichte dort 1985 als Einstand die EP Pas Attendre / Que Pa, die in der Besetzung Citny, Hacke, Arbeit, Prima eingespielt worden war.

Es dauerte zwei weitere Jahre, bis das Album 'The Story Of Electricity' veröffentlicht wurde; neben Citny, Hacke und Prima war mit Voov (Christian Graupner) ein neues Mitglied bei Sprung Aus Den Wolken dabei. Der hatte sich sich mit Industrial-MC-Veröffentlichungen in der Szene einen Namen gemacht. Seit dieser Zeit veröffentlicht Kiddy Citny unter dem Namen Sprung Aus Den Wolken weiterhin Alben, Cas- setten und absolviert auch Solo-Auftritte. So veröffentlichte er 1986 gemeinsam mit Luciano Castelli (Geile Tiere) die Single Mackie Messer (von Berthold Brecht/Kurt Weill) mit der B-Seite B-Luft (von Paul Lincke). Ein Teil der Berliner Mauer, die von Citny und seinen Freunden bemalt worden war, diente dem deutschen Regisseur Wim Wenders 1987 als Kulisse in seinem Kult-Film 'Himmel über Berlin' mit Bruno Ganz, Otto Sander (t 2013), Solveig Dommartin (t 2007), Kurt Bois (t 1991) und Peter Falk (t 2011). Für den Film- Soundtrack steuerte Citny mit Sprung Aus Den Wolken das Stück Pas Attendre bei, ein "seltsames Geräusch von Amboß-Schlägen. Den Amboß hatte die Band von den Einstürzende Neubauten übernommen" ('Sze- nik.eu').

Mit dem Ende der NDW änderte sich auch der musikalische Stil von Sprung Aus Den Wolken, der sich vom industriellen Lärm der Genialen Diletanten über Industrial und Dub zum anspruchsvollen Techno entwickelte. Seit 2009 arbeitet Citny gemeinsam mit Renault Schubert (electronics) unter diesem Gruppennamen. Seit den Anfangstagen von Sprung Aus Den Wolken konnte sich Kiddy Citny auch einen hervorragenden Namen als Maler machen. Nicht nur seine Malereien an der Berliner Mauer waren spektakulär, sondern auch seine Bilder, die er in großen Ausstellungen in den USA, Frankreich, Deutschland und Japan zeigen konnte. Im Straßburger Espace Des Artistes war er mit einer Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum des Berliner Mauerfalls vertreten.

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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