Wer war/ist Joachim Witt ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Joachim Witt

Joachim Witt gehört zu den wenigen Stars der Neuen Deutschen Welle, die es Jahrzehnte später noch einmal in die höchsten Ebenen der Charts geschafft haben – und das mit neuem Material, neuer Musik und neuem Stil. Mit seinem Hit Die Flut (im Duett mit Peter Heppner von Wolfsheim) war ihm ab 1998 nach 18 Jahren ein Comeback gelungen, das unter den Stars der NDW sei- nesgleichen sucht. 1981 hatte er mit Der goldene Reiter einen Top-Hit in den deutschen Charts, aber nach dem Abebben der NDW war es ruhiger um ihn geworden. Joachim Witt wurde am 22. Februar 1949 in Hamburg als Sohn eines Schauspielers geboren und erstand mit 12 Jahren seine erste englische Schallplatte. Zwei Jahre später kaufte er sich eine elektrische Gitarre und grün- dete im gleichen Jahr eine Band mit der er begann, be- kannte Stücke der Beatles, Rolling Stones, Byrds, Pretty Things und Troggs nachzuspielen und in Hamburger Clubs aufzutreten. 1973 un- terschrieb er bei der METRONOME seinen ersten Plattenvertrag. Ein Jahr später er- schien unter dem Namen Julian (mit Afro-Frisur) seine erste Single Ich bin ein Mann, die sich jedoch als Flop erwies. Zu dieser Zeit entstand bereits die erste Version von Der goldene Reiter, ein Song der "von 'A Horse With No Name' vom US-Folk-Pop-Trio America inspiriert war" (Witt). Ende 1976 gründete er zusammen mit seinen langjährigen Freunden Wolf- gang Schleiter (b, g, prod, voc) und Harald Gutowski (voc, g) die Kraut- und ProgRock-Band Duesenberg.

Bereits ein Jahr später erschien das selbst- betitelte Debüt-Album, das starke West-Coast-Einflüsse aufwies, 1978 kam mit '2' die nächste und mit 'Strangers' wurde 1979 das dritte Duesenberg- Album veröffentlicht. Kurz danach verließen sowohl Gutowski als auch Witt die Band, die von Schleiter mit Ulrich Salm (b), Peter Franken (dr), Micky Wolf (g), Wolfgang Timpe (g), Jesse Ballard (voc), Ian Cussik (voc) u.a. |17 weitergeführt wurde. Nach dem vierten Duesenberg-Album 'Chapter IV' war allerdings dort auch Schluß, denn Auszeichnungen und gute Kritiken konnten die Verkäufe nicht forcieren. Witt wollte als Solist weiterarbeiten und nahm Demos auf, die von den Plat- tenfirmen allerdings abgewiesen wurden. Sein selbstproduziertes Album stellte er der deutschen WEA vor, die ihm dann einen Vertrag gab. Im De- zember erschien Witts Solodebüt 'Silberblick', das für die NDW wegweisend sein sollte. Unterstützt wurde er bei den Aufnahmen vom Duesenberg- Kollegen Gutowski, Jaki Liebezeit (dr, Can) und Harald Grosskopf (dr, syn). Neben sieben eigenen Kompositionen enthielt 'Silberblick' auch eine deutsche Cover-Version des Talking Heads-Titels Heaven (Der Weg in die Ferne) und ver- kaufte sich nur mäßig. Im September begann Witt bereits mit den Aufnahmen zum zweiten Soloalbum, als die zweite Single-Auskopplung Der gol- dene Reiter im November im 'ARD-Musikladen-Extra' von Radio Bremen vorgestellt wurde. Fünf Wochen später galoppierte Der goldene Reiter in den deutsche Charts an die Spitze und zog das dazugehörige Album gleich mit.

Das nächste Album 'Edelweiß' (wieder mit Gutowski und Liebezeit und unter der Regie von René Tinner im Can-Studio aufgenommen) war "kompakter, solider und griffiger als das Debüt. Um 'Edelweiß' richtig gut zu finden, muß man ähnliche Auffassung von Spaß, Ironie, Musik und Leidenschaft haben wie Joachim Witt" ('MusikExpress'). Zur Live-Besetzung zur Deutschlandtournee im Frühjahr 1982 gehörten neben Gutowski und Liebezeit auch Daniel Bontjes van Beek (voc, g, b, ex-The Unknown Cases), André Rademacher (voc, g, alias 'Maxim Rad'), Eva Maria Gössling (sax, ex-Mania D) und Helmut Zerlett (key, org, ex- The Unknown Cases, später Harald-Schmidt-Show-Band). "Maschinell ruckhafte Zuckungen und Tanzbewegungen bestimmten seine Bühnenshow, die sehr an Gabi Delgado ('D.A.F.') und die Kraftwerk-Roboter erinnert. Joachim Witt spielt auf der Bühne eine Rolle, konsequent und mit beachtlicher Intensität. Doch ohne direkten Kontakt. Da war kein Raum für Kom- munikation mit den Fans" ('MusikExpress'). Im Sommer 1982 erschien die Single Tri-Tra-Trullala (Herbergsvater). "Der Song soll penetrant wirken, denn es ist ein Spottlied auf so genannte Autoritäten. Und die sind penetrant" (Witt). Die Single wurde in acht europäischen Ländern veröffentlicht, und auch da nur in Deutsch. Witt, der seine Musik und seine Texte immer "als Ausdruck des Zeitgeistes" (Witt) begriff, weigerte sich, seine Songs in Englisch zu interpretieren.

Zusammen mit Ideal, den Fehlfarben und Extrabreit gehörte Witt in der ersten Hälfte der 80er zu den meistgespielten Interpreten in den deutschen Radiostationen. Im Herbst 1983 erschien dann 'Märchenblau', das "Wärme, Romantik und Sehnsucht assoziierte" ('MusikExpress'). Neben acht Eigenkompositionen gab es auf diesem Album auch eine ungewöhnliche und faszinierende Version des Cole-Porter- Songs Night And Day. Der NDR-Redakteur und Übersetzer der Peter-Gabriel-Texte, Horst Königstein (+ 2013) konnte Witt für die Mitarbeit der zweiteiligen Sendung 'Haus Vaterland – eine sehr deutsche Revue' gewinnen. Die TV-Sendung, die zur Jahreswende 1983/84 gesendet wurde, vereinte deutsche Alt- und Neu-Stars wie Annette Humpe (Ideal), Inga Humpe (Neonbabies), Witt, Peter Gabriel, Palais Schaumburg, Grete Mosheim, Ilse Werner, Carl Raddatz u.v.a.. Das 85er Album 'Mit Rucksack und Harpune' klang wieder rockiger als 'Mär- chenblau'. Weitere Veröffentlichungen wie 'Moonlight Nights' (1985) und '10 Millionen Partys' (1988) verkauften sich immer schlechter und nach dem 93er Album 'Kapitän der Träume' zog sich Witt aus dem aktuellen Musikgeschäft zurück.

Für das Anfang der 90er beginnende NDW-Revival tauchte auch Joachim Witt mit einer neu bearbeiteten Version des Herbergsvaters wieder auf. Ab Mitte der 90er begann Witt mit seinem Nach-NDW-Comeback, arbeitete mit Industrial-Sounds, mit klassischen Elementen, Techno-Arrangements und seine Stimme klang dunkler, tiefer, bedrohlicher und düsterer. Er sang im Duett mit PeterHeppenervonWolfsheim,warmitderSingleDieFlutnocher- |19 folgreicher als zu NDW-Zeiten, trat als Produzent in Erscheinung und hatte mit den Alben 'Bayreuth' und 'Bayreuth 2' kommerziellen Erfolg...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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