Presse Archiv - Ricky Nelson - The Last Time Around - Rock 'n' Roll Magazin

The Last Time Around 1970-1982 RICK NELSON Bear Family 16682 7-CD-Box mit 134 Songs. 144seitiges hardcover Buch im LP-Format

Zum Ende der Sechziger Jahre hatte sich Ricky Nelson zu Rick Nelson entwickelt, vom Wunsch-schwiegersohn zum Familienvater und vom Rock'n'Roll- und Popsänger zum eigenständigen Rockmusiker. Das Publikum hatte diese Wandlung nicht so mitvollzogen. Natürlich blieben ihm seine Fans treu, aber seine letzten Alben und Singles waren nicht mehr auf vorderen Plätzen zu finden.

Nach mehrjähriger Hitparadenabwesenheit schaffte im Dezember 1969 sein "She Belongs To Me" einen Platz 33 bei Billboard. Im April 1970 konnte sich "Easy To Be Free" auf Platz 48 etablieren. Rick Nelson wollte kein "Oldie"-Act werden. Natürlich rief man bei seinen Konzerten immer nach den alten Songs. Aber mit der Stone Canyon Band hatte Rick anderes im Sinn. Er wollte seine Musik machen, er wollte damit nicht nur seine treuen Fans sondern auch ein neues Publikum ansprechen. Singer/Songwriter war das Stichwort jener Zeit und Rick Nelson machte genau das, als er vom 1. bis 25. Juni die Songs für sein neues Album "Rick Sings Nelson" aufnahm. Alles Eigenkompositionen, die er oftmals erst am Abend vor der Aufnahme schrieb und dann am nächsten Tag mit den Musikern im Studio entwickelte.

Rick Nelson arrangierte und produzierte diese LP selbst. Mit "We Got Such A Long Way To Go" forderte er auf: "Lasst euch nicht unterkriegen" aber prophezeite auch, das Veränderungen viel Zeit brauchen. Und das meinte er sicherlich eher politisch als musikalisch. Leider war die Single-Auskopplung nicht erfolg-reich und auch das Album blieb mit Platz 196 weit hinter den Erwartungen zurück. Für die nächste Langspielplatte wurde ein anderer Mix angestrebt. Mit der philosophischen Lebensbetrachtung "Life" gelang hier Rick Nelson ein guter Wurf. Im Dezember 1970 wurde der Song in Hollywood aufgenommen, für die LP-Version wurden später noch Geigen zugefügt. Weitere Aufnahmen entstanden von Ende April bis Ende Mai. Neben Coverversionen von "Just Like A Woman" und "Honky Tonk Woman" prägten erneut Eigenkompositionen wie "Thank You Lord" oder "Song For Kristin" das dann veröffentlichte Album "Rudy The Fifth" (Decca 75297). Den Abschluss der LP und auch der ersten CD bildete Rick Nelson's Version von Shirley & Lee's "Feel So Good". Sehr rockig, mit Nelson am Piano. Dennoch kam auch dieses im Dezember 1971 veröffentlichte Album nicht über einen Platz 204 in den LP-Charts hinaus.

Bereits im Oktober 1971 fand im New Yorker Madison Square Garden eine Rock and Roll Revival Show statt. Mit dabei waren Bo Diddley, Chuck Berry, The Shirelles, The Coasters u.a. Rick Nelson wurde als "special added attraction" angekündigt. Eigentlich wollte er nie an solchen Oldie-Shows teilnehmen, aber da die Veröffentlichung seines neuen Albums bevorstand, wollte er daraus auch ein paar Songs spielen. Doch "She Belongs To Me" und "Honky Tonk Woman" wollte das Publikum nicht hören, sie wollten nur die alten Songs. Diese Erfahrung verarbeitete Nelson in "Garden Party", aufgenommen am 11. Mai 1972. Der Song kletterte überraschend zum Ende des Jahres bis auf Platz sechs der Billboard-Charts. Die gleichnamige LP schaffte Platz 32 der Album-Hitliste. Leider blieb die Nachfolgesingle "Palace Guard" erfolglos. Unstimmigkeiten in der Band führten zu einer völligen Umbildung.

Mit der zweiten Stone Can-yon Band entstanden dann im Laufe des Jahres 1973 die Aufnahmen für die LP "Windfall", mit Eigenkompositionen von Rick Nelson aber auch einigen vom neuen Gitarristen Dennis Larden. Teilweise sehr rockige Songs, die den Begriff des "California Country Rock" prägten. Musikalisch sehr exklusive Aufnahmen. Die dritte CD enthält ein komplettes Konzert mit Rick und der Stone Canyon Band vom 1. Februar 1974, mitgeschnitten beim Southernaire in Atlan-la, Georgia. Dieses Konzert mit 15 Songs ist hier erstmals zu hören. Rick Nelson bringt einen Quer-schnitt durch sein Schaffen, mit "Hello Mary Lou" und "Traveling Man", aber auch "Garden Party", "Windfall" und "Gypsy Pilot". Den Song "My Babe" gibt es Ende als Zugabe noch ein zweites Mal.

Die vierte CD enthält eine Zusammenstellung von seltenen Aufnahmen und alternativen Versionen. So sind von einigen Liedern die Single-Fassungen zu hören, vom "Song For Kristin" gibt es eine Demo-Version zu hören, von "California Free" einen sehr frühen Take und eine bislang gänzlich unbekannte Version. Dazu kommen eine Reihe von Radio-Spots, Werbung für seine jeweils neuen Alben. Mit der Aufnahme von "Rock And Roll Lady" am 24. Juli 1975 wurde der letzte Song eingespielt, der bei Decca (bzw. MCA) veröffentlicht wurde.

Erst mehr als ein Jahr später, inzwischen war Rick Nelson zu EPIC gewechselt, wurde in den Sound City Studios in Los Angeles ein neues Album in Angriff genommen. Die Stone Canyon Band war unverändert mit Dennis Larden, Gitarre, Jay White am Bass und Steve Duncan am Schlagzeug. Aber sie waren rockiger geworden. Neben einigen ei-genen Kompositionen von Rick Nelson und Den-nis Ladron wurde auch eine Version von Brenton Wood's "Gimme Little Sign" aufgenommen. Veröffentlicht auf der LP "Intakes" (Epic 34420) neben neun weiteren Songs. Leider konnte sich auch dieses Album am Markt nicht durchsetzen.

Die Band bekam Probleme mit Rick's neuem Manager Greg McDonald, der sie schließlich Ende 1977 feuerte. Es gab also wieder einen Neuanfang. Mit einer anderen Band, mit Al Kooper als Produzenten und in einem neuen Aufnahmestudio ging Rick Nelson am 17. Mai 1978 wieder an die Arbeit. Arthur Alexander's "Everyday I Have To Cry Some" wurde als estes eingespielt, blieb aber ebenso unveröf-fentlicht wie "Love You So", "Chump Change Romeo" und "What Is Succes", aufgenommen an den folgenden Tagen. Zum ersten Mal seit langer Zeit sollte das neue Album weder eine Komposition von Nelson, noch eines Bandmitglieds enthalten. Am 23. Mai hatten sie alle Songs eingespielt. Es ergab sich dann allerdings ein Problem: EPIC lehnte die Veröffentlichung ab. Hier auf CD 5 sind nun erstmals die kompletten Aufnahmen enthalten. 

Nach erneutem Personalwechsel in der Band und des Produzenten ging Rick Nelson im Oktober nach Memphis, Tennessee. Hier entstanden in den folgenden Monaten im kleinen Lyn-Lou Studio, das Bill Black einst gehörte, etliche Aufnahmen für die nächste EPIC-LP. Produzent Larry Rogers traf oftmals nachts im Hotel mit Rick zusammen und sie improvisierten und suchten die Songs aus. Eine interessante Mischung von altem und neuem Material kam so zusammen. Klassiker wie "Dream Lover", "Rave On", "That's All Right Mama" oder "It's All Over Now" wurden anschließend ebenso aufgenommen wie John Fogerty's "Almost Satur-day Night" oder "Stuck In The Middle" aus der Feder von Joe Egan und Gerry Rafferty. Doch nur wenige Songs wurden dann tatsächlich veröffent-licht, z.T. mit zusätzlichen Instrumenten versehen, einige sogar mit einem unterlegten Live-Publikum.

Ein Album "Memphis Sessions" erschien erst nach Rick's Tod, mit zahlreichen Overdubs ergänzt. Das komplette Material mit vielen unveröffentlichten Aufnahmen erklingt hier erstmalig. Mit dem Ende der Siebziger Jahre endete auch die Zusammenarbeit mit Epic Records. Ein neues Label war schnell gefunden. Capitol war interessiert und schon am 22. Januar 1980 wurde unter der Leitung von Jimmie Haskell die erste Aufnahme in Los Angeles gemacht. Rocky Burnette ist noch heute sehr stolz, dass Rick Nelson sein "Tired Of Toin' The Line" hier eingespielt hat. Doch erst im April wurde ein neues Album ernsthaft in Angriff genommen. Als Produzent fungierte nun Jack Nitzsche. Auf der LP "Playing To Win" (Capitol 12109) wurden erneut einige Eigenkompositionen von Rick Nelson veröffentlicht. Aber auch "Almost Saturday Night" und "Rave On" wurden noch ein-mal aufgenommen, ebenfalls eine neue Version von "Believe What You Say", also alles sehr rockige Stücke, Songs von Ry Cooder oder Graham Parker komplettierten das Album. Im September 1982 war Rick Nelson erneut im Studio. Seine Version von "Switchboard Susan" blieb unvollendet. Zwischen August 1984 und April 1985 nahm Rick Nelson 23 seiner bekanntesten Titel neu auf, sie wurden auf dem Album "All My Best" veröffentlicht, blieben aber für diese Box unberücksichtigt.

Ende 1985 machte Nelson noch diverse Aufnahmen im Baby'O Recorders in Hollywood. Keiner der 10 Songs wurde vollendet und ist oftmals nur in schlechter Qualkität und einem sehr frühen Auf-nahmestadium erhalten geblieben und wurde von daher ebenfalls nicht im Rahmen dieser Box ver-öffentlicht. 

Abgesehen von diesen Aufnahmen liegt nun das Gesamtwerk von Rick Nelson vor. Musikalisch sehr hochwertige Musik und viel bislang unbekanntes Material. Insgesamt 37 Songs wurden hier erstmalig veröffentlicht. Das Buch enthält die komplette Geschichte der Aufnahmen dieser Box. Viele Zeitzeugen wurden dazu interviewt und können etliche interessante Details beitragen. Jede einzelne Aufnahmesession wurde penibel recherchiert und ist hier wiedergegegen, ebenso eine internationale Discografie aller Schallplattenver-öffentlichungen mit hunderten von Label- und Co-verabbildungen. Illustriert mit einer Unmenge von Fotos, viele davon wurden noch nie veröffentlicht. Erneut eine unglaubliche Arbeit des Bear Family Teams und eine wundervolle Hommage an einen großartigen Künstler.

H.-Günther Hartig

 

 

 

 

 

Tags: Ricky Nelson

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