Oldie-Markt 2/19 23
Die Kurzen
Eine 10"-LP der Tielman Brothers, eine 12 "-EP aus Trinidad und eine CD-EP von Grapell werden hier besprochen.
Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man die späten 50er und früphen 60er Jahre des ver-gangenen Jahrhunderts als eine Ära bezeich-net, die den Heute lebenden fast so fremd ist wie das Mittelalter. Es war nicht nur politisch und sozial eine ganz andere Gesellschaft -Frauen mussten ihre Männer fragen, ob sie arbeiten durften; falls man Sex mit einer Frau, mit der man nicht verheiratet war, in seiner Mietswohnung hatte, konnte der Ver-mieter wegen Kuppelei bestraft werden -sondern natürlich auch musikalisch. Soeben war der Rock'n"Roll über den Atlantik nach Deutschland vorgedrungen und in vielen Clubs tauchten plötzlich braune Musiker auf, die aus Holland, tatsächlich aber aus Indone-sien kamen, wo unsere Nachbarn einmal Ko-lonien besessen hatten. Die Bands und Solis-ten, die da auftraten, waren nicht nur ausge-zeichnete Musiker, sondern auch für die Frauenwelt Deutschlands definitiv ein Hingu-cker. Die führende Gruppe dieser Ära waren die Tielman Brothers, denen sogar einige kleine Hits gelangen und die bis in die 60er Jahre hinein Stammgäste in den deutschen Clubs waren. 1960 erschien in Holland die 10"-LP Tielman On Stage (Bear Family BAF 11018 / In-akustik die die Bärenfamile durch zwei Bonustracks ergänzt hat. Die Familie aus Indonesien stellte hier einen Querschnitt ihres Programms vor, der von eigenen Kompositionen über verpoppte Klassiker bis zu Swing-Adaptationen reichte. Dank solch eines herausragenden Musikers wie Andy tielman an der Leadguitarre, der sich später selbständig machen sollte, war das immer vor allem elegante Musik zwischen den Stil-arten, die die Virtuosität der Musiker zusammenbrachte mit ihren Interpretationen. Ob-wohl das Ganze natürlich deutlich die Patina der Vergangenheit trägt, überzeugt das Fami-lien-Quintett dennoch durch die Leichtigkeit, mit der sie ihr Können mit der Musik ver-schmelzen.
