Presse - Bobby Bland - Dreamer – LP-Review - rocktimes.de

Die Karriere des Blues- und Soulsängers Bobby 'Blue' Bland begann bereits in den frühen fünfziger Jahren, als er 1952 seine erste Single "Crying All Night Long/Dry Up Baby" veröffentlichte. Und obwohl er fünf Jahre später mit "Farther Up The Road" (später unter anderem von Eric Clapton gecovert) seinen ersten Nummer 1-Hit in den US Rhythm’n’Blues-Charts hatte (dem noch weitere acht Top10-Hits folgten), dauerte es noch vier weitere Jahre, bis er 1961 sein erstes Album "Two Steps From The Blues" auf den Markt bringen konnte. Heute undenkbar, aber damals waren im Musik-Business in allererster Linie eben Singles wichtig. Seine dritte und letzte Nummer 1 hatte er zwar schon 1963 mit "That’s The Way Love Is", was ihn aber nicht davon abhielt weiterhin kontinuierlich zu arbeiten und gute bis sehr gute Chartplatzierungen zu kassieren.

Wie die Legende besagt, war Bland ein unheimlich mitreißender Sänger, der sein Publikum mit massenhaft Feeling begeisterte und emotional 'mitnahm', während er seine Geschichten von unerwiderter Liebe, Betrug und Resignation zu besten gab. Gegen Ende der Sechziger hatte er mit schweren Depressionen zu kämpfen und trank sich fast zu Tode, was auch eine Periode von vier Jahren ohne veröffentlichtes Album erklärt. Als er 1973 "His California Album" vorlegte, hatte er sich nicht nur gesundheitlich deutlich erholt, sondern auch sein Sound hatte sich geändert. Diesen neuen Stil – weg vom reinen Blues und Soul, hin zu deutlich zeitgemäßerem Sound – behielt er dann auch für "Dreamer" (1974) bei, was ihm damals nicht gerade wenige seiner Fans ziemlich krumm nahmen. Aus heutiger Sicht und unbefangen gesehen, haben wir es allerdings tatsächlich mit einem bärenstarken Rhythm’n’Blues- und Soulalbum zu tun, das neben sehr guten Songs und seinem erdig-warmen Sound vor allem durch den hochklassigen Gesang Blands zu einem echten Gewinner wird.

Als überragend stellt sich der Opener "Ain’t No Love In The Heart Of The City" (später unter anderem sogar von den Hardrockern Whitesnake gecovert) heraus. Der Song atmet und lebt geradezu, füllt mit seinem pulsierenden Groove und dieser außergewöhnlich guten Stimme den ganzen Raum. Für das vorliegende Album konnten die damaligen Top-Session-Musiker in Los Angeles gewonnen werden, was nicht nur die sehr starken Backing Tracks erklärt. Die Bläser halten sich (wennn glücklicherweise auch immer gut hörbar) deutlich im Hintergrund und dienen in erster Linie dazu, den Songs eine zusätzliche Klangfarbe zu verpassen. Ein weiteres Highlight ist "Lovin' On Borrowed Time", das erkennen lässt, dass sich Bobby 'Blue' Bland als Sänger durchaus auf eine Stufe mit Otis Redding stellen lässt. Ein Aussage, die zu machen ich Jahrzehnte lang für unmöglich gehalten habe. Und aus Blands Timbre glaube ich sogar zu erkennen, dass er auch einem gewissen Roger Chapman nicht ganz unbekannt war.

Die zweite Seite dieses superb klingenden 180g-Vinyls (zusätzlich wird ein Download-Code geliefert) ist insgesamt gesehen zwar nicht mehr ganz so stark wie die erste, aber sowohl der Titelsong, als auch "Yolanda" sowie der "Twenty-Four Hour Blues" können nach wie vor zu einhundert Prozent überzeugen. Ein sehr starkes Blues- und Soulalbum also mit tollen Songs, sehr starken Musikern und einem überragenden Sänger.

Markus Kerren

 

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Bobby 'Blue' Bland nahm noch bis 2003 Alben auf und war bis kurz vor seinem Tod auf der Bühne aktiv. Er starb am 23. Juni 2013 im Alter von 83 Jahren. Kurioserweise 'gestand' er seinem Sohn am Totenbett kurz vor seinem Ableben noch, dass er ein Halb-Bruder des Blues-Musikers James Cotton war.

Tags: Bobby Bland

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