Wer war/ist Die 3 Tornados ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Die 3 Tornados

"Lachen kann a) befreien, es kann b) aber auch erhellen, es kann Kraft geben und es kann ein Ventil sein. Man muß das Lachen in seiner Vielfältigkeit einsetzen." (Günter Thews)

Als Berliner Spaßguerilla-Theater waren die Tornados von den Studenten Arnulf Rating und Günter Thews 1977 gegründet worden. Ihr Vorsatz: Ein Theater zu machen, aus dem "die Leute oben mit erweitertem Bewußtsein und unten mit nasser Hose herauskommen." Ihre ersten Auftritte – zunächst mit Hans-Jochen Krank und später mit Holger Klotzbach als drittem Tornado – hatten sie bei Streikaktionen an der Freien Universität gegen Berufsverbote und bei Anti-AKW-Demonstrationen in Brokdorf. Sie waren im Lauf der Jahre auf Straßen und Plätzen ebenso zu erleben wie in Theatern und Jugendzentren. Sie spielten im Rahmen des Russell-Tribunals zur Situation politischer Gefangener ebenso wie auf dem TUNIX-Kongress in Berlin 1978, aus dem die Initiative 'Die Tageszeitung' hervorging.

Das Lied zum 2. Juni 1967 erschien 1977 auf der LP 'Flipperschau'. Zur Melodie des Schlagers Rote Lippen soll man küssen erinnern die Tornados an die Ermordung von Benno Ohnesorg bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien in Berlin. Bei all ihrer Kritik an Atomkraft, Nachrüstung und Wachstumsfetischismus ließen Die 3 Tornados das eigene Haus und den eigenen Herd nicht außen vor. In Stücken wie Der Frauenfreund oder in dem Lied vom guten Kommunisten lasen sie auch der linken Szene deutlich die Leviten.

Vom Sinn für Unsinn, den Die 3 Tornados aufwiesen, könnte die heutige Comedywelt viel lernen. So wie die Tornados sich für ihre Programme in der Welt und in der Geschichte des politischen Theaters umgeschaut hatten: "Wir haben gesehen, daß man im Ausland ganz anders mit Politik umgeht und mit Humor umgeht, um mal Dario Fo zu nennen. Solche Beispiele zeigen, daß es möglich ist, Politik mit Humor zu verbinden, was in Deutschland eigentlich immer eine schwere Tradition war" (Günter Thews im 'Folk-Magazin', 3/1981).

Als Günter Thews – 'Tornado Günter' – 1993 an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung verstarb, konnte es die Tornados nicht mehr geben. Kuno Kruse würdigte das Trio nach Thews' Tod in der 'Zeit' so: "Für das Fernsehen waren sie nichts. Einmal auf der Funkausstellung, und nie wieder. So entschied der Intendant des SFB. Einmal im WDR und gleich darauf vor Gericht, wegen eines Maria-Sketches. Einmal ein großer Abgang bei Radio Bremen, und die Sendung bekam den Grimmepreis. Aber dennoch, beinahe eine Million Zuschauer haben die Tornados erlebt. 120 Auftritte im Jahr, dreizehn Jahre lang, mit Sperrmüllkoffern im roten Kombi auf Tournee. Die Säle blieben voll, doch die Seele verdünnisierte sich. Die Themen blieben die alten, doch der Zeitgeist war neu. Die Monopoly-Menschen marschierten. Und die Krankheit fraß Günter Thews."

Bei Trikont ist eine vier CDs umfassende Werkschau unter dem Titel 'Die 3 Tornados – 1977-1988' erschienen.

www.die-3-tornados.de


Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.2, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.2-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html

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