Wer war/ist Tom Kannmacher ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Tom Kannmacher
Folkmusiker und Liedermacher in einer Person
Für das 'Folk-Magazin' bewies Tom Kannmacher sowohl als Solist als auch im Duo mit Jürgen Schöntges, daß "Deutsch-Folk nicht gleich Romantik und Liedermachen, nicht gleich bierernste Politisierung oder flache Blödelei sein muß". 1949 in Säckingen geboren, spielte Kannmacher als Sechzehnjähriger auf einer selbst gebauten Gitarre, nachdem er zuvor bereits Blockflöte und Geige gelernt hatte. Als Jugendlicher gehörte seine erste musikalische Liebe dem Folkblues. Das änderte sich, als er 1971 ein Folkfestival besuchte, bei dem er alte Instrumente – besonders beeindruckt war er vom Drehleierspiel des Franzosen René Zosso – hörte und er in der Stuttgarter Stadtbücherei die Volksliedtradition der eigenen Kultur entdeckte. Er begann, neben eigenen Texten auch traditionelle Lieder zu singen, wobei er sich auf der Drehleier begleitete. "Als ich 1971 damit erstmals öffentlich auftrat", erinnerte sich Kannmacher einige Jahre später in besagtem 'Folk-Magazin', "lachte das Publikum wie im Zirkus beim Clown, aber sofort bildete sich … ein kleiner Kreis … heraus, der daranging, Leiern … zu hören, zu suchen oder, wie ich, zu bauen." Kannmacher wollte auf der Grundlage des Volkslieds einen neuen Liedtyp entwickeln. Diesen Prozeß beschreibt er auf dem Cover seiner 1974 erschienenen ersten Langspielplatte: "Anstatt auf englisch am entscheidenden Detail vorbeizusingen, singe ich meine alte Musik auf deutsch. Ich habe versucht, für mich das 'Folk Movement' im Kleinen auf der Grundlage alten deutschen Liedguts abendländischer Musikinstrumente und der lebendigen Singtechniken Irlands, Frankreichs und – ein wenig – Belgiens zu entwickeln. Ganz vergessen habe ich dabei den Blues und die beste Zeit der Popmusik (1965-1969) nicht. Warum sollte ich auch, wenn es mich immer noch interessiert?"
Den Titelsong seiner LP 'Wacka Wacka Boing und Boom Boom Bang' schrieb Kannmacher unter dem Eindruck einiger Rockkonzerte in der schwäbischen Provinz, für die er als 'Vorband' 1971 und 1972 gespielt hatte. "Ich setzte damals mit Westerngitarre, der noch vollkommen unbekannten Drehleier, dem Dulcimer und dem Banjo einen minimalistischen Kontrast zu der Materialschlacht der Rockbands. Wir Folkleute glaubten an die Kraft des steten Tropfens, doch aus der Schlacht wurde friedliches Zusammenwirken. Rock und Unplugged durchdrangen und befruchteten sich."
1974 traf Tom Kannmacher den Mainzer Lehrer, Übersetzer und Löffelvirtuosen Jürgen Schöntges – zusammen wurden sie "eines der ersten bundesdeutschen Folk-Duos, das durch instrumentale Vielfalt und wertvolle Auswahl traditioneller Lieder überzeugen konnte" ('Folk-Lexikon'). Aus dieser Zeit stammt der nur als Single veröffentlichte Titel Die Geige. "Ein definitiv autobiografisches Lied, für mich das wichtigste eigene Lied, was mir in meiner täglichen Arbeit als Musikschullehrer immer vor Augen und Ohren ist. Es wurde sogar von Pädagogikprofessoren den Studenten als Studienobjekt zur Demonstration der wesentlichen Elemente der Pädagogik eingesetzt. Ich spiele immer noch gerne Geige in Form von Irish Fiddle und Hardangerfiedel, aber auch heutiger klassischer Geigenunterricht würde mich nicht von den Folkstilen weglocken."
Eigene Texte schreibt Tom Kannmacher heute nicht mehr. Der irische Dudelsack, die Uilleann Pipes, hat die Leier abgelöst. Und seit Anfang der achtziger Jahre arbeitet er hauptberuflich als Lehrer für Konzertgitarre, irisch-traditionelle Instrumente und Irish-Folkbands an der Musikschule der Bundesstadt Bonn.
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.1, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.1-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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