Wer war/ist Karthago ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Karthago

Karthago feierte in den 70ern große Erfolge und "zählte zur Elite der deutschen Rock-Szene. Sogar im Ausland hatten Gitarrist und Sänger Joey Albrecht und seine Mitspieler viele Anhänger" (ABENDBLATT). Die kommerziellen Erfolge spiegelten sich z.B. auch in "Leser-Abstimmungen der Musik-Zeitschriften wie 'POP', 'Musikexpress' oder 'Sounds' wider, in denen die Band damals auf auf den ersten Plätzen zu finden war" (DEUTSCHE MUGGE). Ähnlich klang es auch in der ausländischen Fachpresse wie im englischen 'Sounds' oder dem 'New Musical Express'. Der bezeichnete Karthago als "The best German rockband of the 70s" (NME). Joey Albrecht wurde am 15. 1. 1952 als Joachim Albrecht im niedersächsischen Barsinghausen geboren und begann seine musikalische Karriere im zarten Alter von 10 Jahren in einem Mandolinen-Orchester. Als Little Joey nahm er ab Mitte der 60er zwei Singles für das HANSA-Label auf – Nakami (Mitkomponist)/Du gehst an mir vorbei (1967) und Hauptbahnhof/Halt mich doch fest (1968). Die beiden letzten Songs waren von Drafi Deutscher († 2006) komponiert worden, der sich hier Lars Funkel nannte. Ende der 60er machte er sich auf den Weg nach West-Berlin und trat dort zusammen mit dem Gitarristen Gerald Luciano Hartwig in Folk-Clubs unter dem Namen Blues Machine auf.

1970 stieß der gebürtige Bolivianer Thomas 'Pedro' Goldschmidt zu dem Duo, und im Herbst 1971 vervollständigten Ingo Bischof und Wolfgang Brock die Gruppe Karthago. Noch im Gründungsjahr unter- schrieb die Band einen Plattenvertrag beim Schallplat- ten-Label BASF. Im Oktober waren Karthago im Westberliner Audio Tonstudio um das selbstbetitelte Debüt aufzunehmen. "Obwohl das Debüt-Werk übereilt entstanden war" (PRESSE- TEXT), setzte der "solide Sound in der deutschen Musikszene Maßstäbe" (MUSIK EXPRESS). "Albrechts Stimme erinnerte ent- fernt an Steve Winwoods Soultimbre. Die Kombination der heißen Rhythmen von Percussionist Goldschmidt, Schlag- zeuger Brock und Bassist Hartwig verlieh dem handwerklich erstklassigen Songmaterial das gewisse Etwas. Bischofs ver- jazzte Hammondorgel swingte darüber hinweg" (CLASSIC ROCK). Erfolge feierte die Band mit ihrem ersten Album aber nicht nur in Deutschland: In Frankreich war die Resonanz auf die LP so groß, daß die Leser des Magazins 'Extra' sie zur Platte des Monats wählten. Durch intensive Live-Auftritte, bei der sie "mit gutem alten Schlichtrock und enormen Drive überzeugten" (RHEIN ZEITUNG), erspielte sich die Band innerhalb kurzer Zeit eine stetig wachsende Anhängerschaft in ganz Europa. Im Mai 1973 wurde das zweite, "wesentlich reifere" (ROCKMUSIK LEXIKON) und "Santana-esque" Album (TIP) eingespielt, mit der die Band "drei Schritte zugleich gemacht hatte" (SOUNDS). Im Gegensatz zum ersten Album hatte man für 'Second Step' eine sehr viel längere Vorbereitungszeit, was dem Produkt zu Gute kam.

Als Produktionsort entschied man sich für Hamburg, dem damaligen Mekka der Szene, wo im Windrose Studio mit Thomas Kuckuck eine Legende als Toningenieur am Mischpult saß. Zwei Monate vorher hatte das Gründungsmitglied Wolfgang Brock die Band in Richtung The Rattles verlassen. Für ihn nahm, kurzzeitig 9 und nur für die Albumproduktion, Norbert 'Panza/ Panzer' Lehmann hinter dem Schlagzeug Platz. Als Produzenten fungierten die beiden Hudalla-Brüder – Marcellus und Cornelius († 2016). Kurz danach wech- selte Trommler Lehmann zur Dortmunder Rockband Epitaph und wurde durch Konstantin Bommarius († 2014, ex-Abacus, -Twenty Sixty Six And Then) ersetzt. Durch den Weggang des Bassisten Hartwig reduzierte sich die Gruppe im Sommer 1974 zum Quartett. Die Verpflichtung des Bassisten Glenn Cornick (ex-Jethro Tull, -Wild Turkey) war dann eine mittlere Sen- sation. Im gleichen Jahr unterschrieben Karthago einen Plattenvertrag beim BELLAPHON-Unterlabel BACILLUS RECORDS, bei dem u.a. auch die ungari- sche Rockband Omega in Deutschland ihre Plat- ten veröffentlichte. Im November 1974 wurde das Album 'Rock 'n' Roll Testament' im Londoner Chipping Norton Studio eingespielt. Als Produzenten waren wieder die Gebrüder Hudalla und der Jeronimo- und Nektar-Produzent Peter Hauke angegeben. Diese "wohl konkurrenzfähigste Platte" (ROCK IN DEUTSCHLAND) und das "bisher beste Rockalbum einer deutschen Band" (SOUNDS) war gleichzeitig "eine Absage an alte, wilde Tage" (POP) und "klang zwar sehr US-amerikanisch, hatte aber doch ein gran- dioses Eigenleben. Das lag nicht zuletzt am Sänger und be- gnadeten Gitarristen Joey Albrecht" (TIP). Vor den Aufnahmen des Live-Doppel-Albums im Januar 1976 'Live At The Roxy', hatte Bassist Cornick († 2014) die Band schon wieder in Richtung England verlassen und war durch den wieder zurückgekehrten Mitgründer Hartwig ersetzt worden.

Gäste bei der Produktion waren Reinhard Bopp (g, voc, ex-Hardcake Special, -Lords) und Ringo Funk (dr, ex-Jeronimo, -Atlantis). "Karthago spiel- ten als Schwanengesang einen funkelnden kleinen Rohdiamanten ein, der alles andere als perfekt oder gar in letzter Konsequenz durch- gängig mitreißend war. Aber 'Live At The Roxy' vermittelte überzeu- gend eine Ahnung vom kleinen Traum, unbedarft und mit reiner Lust am Musikmachen aufzuspielen. Ganz egal, ob das zugrunde liegende Material und die eigenen Fähigkeiten mithalten konnten. Wild und unge- zähmt" (MUSIKREVIEWS). Das Album war mit Conny Planks Mobile Stu- dio in Hamburg und im Roxy-Palast in Berlin mitgeschnitten worden – einem ehemaligen großen Kinosaal (später wurde dort die Disko- thek La Belle eröffnet, in der 1986 bei einem Bombenattentat drei Menschen starben und 28 schwer verletzt wurden). Karthago befand 11 sich zum Zeitpunkt des Live-Mitschnitts schon in einer Art Auflösungs-Zustand und Keyboarder Bischof († 2019) wechselte zu Kraan. Joey Albrecht holte sich dann im Sommer 1977 Trommler Funk und den Chilenen Chico de los Reyes (p, voc, ex-Santiago) ins Studio, um die LP 'Love Is A Cake' aufzunehmen. Die neue Platte war eine "kommer- zielle Disco-, Pop-Rock-Katastrophe!" (TAGESSPIEGEL) und bedeutete das letzte Lebenszeichen der Band: 1978 löste sich Karthago endgültig auf.

Danach widmete sich Joey Albrecht vor allem neuen Projekten und seiner Joey Albrecht Band. Zwischen- zeitlich war Albrecht immer wieder auf der Bühne aufgetaucht, so mit Gerulf Pannach (ex-Klaus Renft Combo), Chris Norman (ex-Smokie), der Veronika Fischer Band, Ikarus, u.v.a. 2003 feierte Karthago mit den drei Original-Mitgliedern Abrecht, Bischof und Goldschmidt ein Comeback. Zusätzlich waren noch der Uruguayer Rolo Rodriguez (dr, ex-Bakmak) und dessen Sohn Chris (b) bei der neuformierten Band dabei. Fünf Titel dieses Quintetts waren auf der Doppel-DVD 'Krautrock Meeting 2005' zu hören. Seit 2006 scheint die Bandarbeit bei Karthago wieder eingeschlafen zu sein. Bassist Chris Rod- riguez tauchte bei der Popband Revolverheld als Live-Musiker wieder auf. 2004 war Joey Albrecht Mitglied bei den erneut wiedervereinigten Spooky Tooth, und 2015 heuerte er bei der The Roots Of Rock Band an, die sich aus altgedienten Mitgliedern der Berliner Szene rekrutierte – Jonny Richter (voc, harm, ex-The Smile, -The Breeze), Gerry Bettman (voc, g, ex-Shot Gun, -Outlaws), Jay Be (b, voc, ex-Granny Smith, -Shot Gun), Frank Nicolovius (key, ex-Stern Combo Meißen) und Ralph Steinmetz (dr, ex-Frank Zander, -FOX, -Wednesday). Auch an deren dritten Album 'All Goods Comes In Threes' (2016) war Albrecht beteiligt.

 

Burghard Rausch im Juni 2020

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Live At Rockpalast 2004 (CD & DVD)
Karthago: Live At Rockpalast 2004 (CD & DVD) Art-Nr.: CDMIG90132

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(MIG) 13 Tracks, DVD-Regional-Code: 0, FSK: 0, Laufzeit der DVD 93 min. Die Band Karthago feierte in den 70ern große Erfolge und “zählte zur Elite der deutschen Rock-Szene” (Hamburger Abendblatt). Aussländische Magazine wie “Sounds UK”...
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