Wer war/ist Albert Mangelsdorff & Frankfurt All Stars ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Albert Mangelsdorff
Mangelsdorff, geboren 1928, hatte Jazz durch seinen Bruder Emil kennengelernt, der drei Jahre älter war und schon Anfang der 40er Jahre zu spielen begonnen hatte.
"Es war etwas Verbotenes, Anrüchiges und Abenteuerliches dabei, und es wurde immer mehr zu einem Ausdruck von Freiheit: Jazz verkörperte für uns ja auch Amerika – damals; die Enttäuschung war allerdings groß, als die Amerikaner dann kamen und von Jazz kaum etwas zu hören war, außer zu speziellen Gelegenheiten." 6
Nach dem Krieg begann Albert Mangelsdorff dann, in einer Gruppe zu spielen.
"Wir haben in den Klubs zum Tanzen gespielt oder auch in Messehallen zum Mittagessen. Da gab es viele Gelegenheiten, Musik zu machen. Die Amerikaner waren in dieser Beziehung ziemlich großzügig. Natürlich wurde vorwiegend kommerzielle Musik gemacht. Das heißt, in dem Moment spielte man, was jeder einzelne an amerikanischer Musik konnte und kannte. Den Amerikanern, so dachten wir, spielt man am besten ihre eigene Musik vor. Und da waren die Jazzer [...] weiter, die kannten die ganzen amerikanischen Nummern. Aber es gab auch diese Klubs in der Stadt, in denen immer wieder mal eine Band spielen konnte, die sonst vielleicht bei den Amerikanern spielte und mal ein Engagement für einen Monat in so einem Laden annahm.
Da gab es allerdings die Möglichkeit, und von der haben wir, soweit es ging, Gebrauch gemacht, bei den Schwarzen zu spielen. Damals gab es noch getrennte Einheiten [...]."
... nämlich getrennt nach der Hautfarbe in schwarze und weiße Soldaten. Auch die Klubs waren getrennt und jeweils nur für Soldaten mit schwarzer oder mit weißer Hautfarbe zugänglich, es war also der übliche amerikanische Rassismus.
Mangelsdorff:
"Und wir haben uns immer bemüht, bei den schwarzen Einheiten zu spielen. Da konnte man einfach ganz anders Musik machen, mehr in unserer Richtung. Man hat uns unsere spezielle Musik machen lassen, und zwischendurch haben wir eben Tanzbares gespielt. Auf jeden Fall war es viel einfacher, bei den Schwarzen Jazz zu spielen als bei den anderen, wo man immer auf Widerstand stieß und dauernd verlangt wurde, daß man Hillbilly spielte.
Wir haben das so gut wie nicht gemacht. Das ging aber nur bis ’54 so, dann wurden die schwarzen und weißen Einheiten zusammengelegt, und es wurde in den Ami-Klubs unmöglich, noch kompromißlos Jazz zu spielen. Wir haben das dann langsam auslaufen lassen und uns bemüht, mehr im zivilen Bereich, also bei den Deutschen, unsere Musik zu machen.
Als wir noch in Ami-Clubs spielten, gab es schon Gelegenheiten, woanders zu spielen. ’50 oder ’51 gab es eine Tournee in Westdeutschland über 14 Tage, hauptsächlich in Städten wie Düsseldorf, Duisburg, Essen usw., zusammen mit einer Dixieland-Gruppe.
Wir, die wir damals schon, in den 50er Jahren, modernen Jazz spielten, hatten es viel schwerer als die Leute, die Dixieland spielten. Wenn ich ‘wir’ sage, dann war das damals die Joe Klimm-Combo." 8
Von der es keine Schallplatten-Aufnahmen gibt, aber Mitschnitte von einem Konzert 1952 in Mainz.
Mangelsdorff spielte noch in verschiedenen Gruppen, doch seinen Lebensunterhalt konnte er mit Jazz nicht verdienen. Moderner Jazz war für ihn nicht-tanzbarer Jazz, Tanzmusik war für ihn kommerziell. Auch er hat diese strikte Trennung verinnerlicht, sie sich dann zunutze gemacht und 1955 eine Stellung im Tanzorchester des Hessischen Rundfunks angenommen, wo er konfrontiert wurde mit der sonstigen populären Musik.
"Anfangs, ich spreche jetzt nur von mir, hat man das vollkommen ignoriert. Ich hab’s erst mitbekommen, als ich Mitglied dieses Orchesters im Rundfunk wurde und dort eben diese ganze Scheiße spielen mußte [...]. Es war wirklich schrecklich."
Albert Mangelsdorff Die Opa Hirchleitner Story, plus
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