Wer war/ist Steinwolke ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Steinwolke

Clemens Haas (voc, g)
Konrad Haas (voc, fl, sax)
Andreas Haas (b, voc)
Dominic Diaz (dr, perc, voc)
Uli Schmid (kb, voc)

"Bis zu meinem 14.Lebensjahr war ich absoluter Indianerfan. 'Steinwolke' ist das Symbol für die Einheit von Gegensätzen, darum hat mir der Name gefallen" (Clemens Haas). Die Brüder Konrad, Clemens Maria und Andreas Haas stammen aus einer Künstlerfamilie aus Rottach am Neckar und musizierten schon während ihrer Schulzeit gemeinsam. In dem Adoptiv-Sohn der Familie Haas, dem aus Uganda stammenden Dominic Diaz, fanden sie einen wei- teren Mitstreiter für ihre Musik, die anfangs akustisch orientiert war. 1977 kam mit Uli Schmid, einem Kommilitonen von Konrad, der auch bei einem Onkel der Haas-Brüder Klavierunterricht hatte, das letzte Mitglied zu Steinwolke. In dieser Besetzung absolvierten sie in der zweiten Hälfte 1977 ihre ersten Auftritte. In den ersten Jahren erspielte sich die Band durch eigenwillige, im Folkrock verwurzelte und weltmusikorientierte Stücke mit zahlreichen Liveauftritten ihr eher alternativ geprägtes Publikum. Im Laufe der Zeit änderten sie den Bandsound in Richtung elektrisch-verstärkter In- strumente, und sie spielten in der gesamten Bundesrepublik und in Dänemark und Frankreich.

1979 zogen die Musiker in eine Fabrik in Hannover, um gemeinsam unter einem Dach zu leben und zu arbeiten. Im gleichen Jahr produzierte die Gruppe auf ei- gene Kosten das Debütalbum 72| 'Steinwolke'. "Wir haben schon immer alles, was uns gefallen hat, gnadenlos verwendet" (Konrad Haas). Die Platte wurde ausschließlich bei Konzerten verkauft – trotzdem setzten Steinwolke über 6.000 Exemplare ab. Das zweite Album 'Lionskweet' (ein Anagramm aus dem Wort Steinwolke) wurde in den Niederlanden (wieder auf eigene Kosten) aufgenommen. Diesmal hatte sich die Band der technischen Hilfe des Guru Guru-Toningenieurs Petrus Wippel bedient. "Wenn es schöne Musik gibt, die sich sowohl an Reggae als auch an Rock orientiert und dennoch immer deutlich die europäisch-harmonische Musikhistorie niemals verleugnet, dann ist es die Musik von Steinwolke. Die ausgefeilten Ar- rangements tragen wesentlich dazu bei, daß die Musik den Zuhörer unwiderstehlich in ihren Bann zieht" ('Spotlight'). Während einer Tournee nahm "der Glücksgriff für jeden Clubbesitzer" ('Hildesheimer Zeitung') an zwei Tagen im Oktober 1981 ihr drittes Album 'Live' auf. Auf der von Petrus Wippel produzierten Platte präsentierte sich die Gruppe zum ersten Mal vollständig elektrisch instrumentiert. Thematisch wurden in den Songs afrikanische und indianische Themen problema- tisiert und eine unverblümte Anklage an das Weiße Haus erhoben.

Dieses und ähnlich motivierte Lieder brachten der Band zusätzlich den Ruf ein, eine sozial engagierte und politisch interessierte Gruppe zu sein. 'Live' wurde von einem Indepen- dent-Vertrieb ins Programm genommen, was allerdings nicht den erhofften Erfolg brachte. So standen die Musiker vor der Entscheidung "entweder wieder alles selbst in die Hand zu nehmen oder doch zur Industrie zu gehen" (Clemens Haas). Au- ßerdem erkannten Steinwolke, daß sie sich dem Trend deutsch zu singen nicht länger verweigern konnten. Zur Produktion eines neuen Albums ging die Band ins Audio Tonstudio in Berlin und nahm unter der Regie von Udo Arndt im April 1983 ausschließlich deutsch gesungene Titel auf. Saxophonist Konrad Haas hatte alleine den Leadgesang über- nommen, nur beim Stück Katherine sang Bruder Clemens. Mit dem "melodischen Softrock und den faszinierenden Balladen" (Bandinfo) kam es zum PlattenvertragbeiderEMIELECTROLA,dieKatharine in die bundesdeutschen Charts (Top 25) brachte. "Ich hatte nach einem Namen gesucht, der sich rhythmisch gut singen läßt, der richtig knackig und ganz bewußt deutsch klang.

Dann lief eine Olympia-Eiskunst-Meisterschaft und ich hatte Ka- tharina Witt vor Glück über ihren Sieg weinen sehen... da war die Sache klar!" (Clemens Haas). Plötzlich schwamm die Band aus der Neuen Deut- schen Welle und war in allen relevanten Medien präsent. "Steinwolke begannen als softe, überaus melodiöse Rockband, entwickelten sich aber immer mehr zu einer härter-zugreifenden Pop- Band. Und genau diese Mischung beherrschen die Fünf für deutsche Verhältnisse recht ordentlich" ('Tip'). Allerdings gab es auch enttäuschte Kritiken: "Nachdem die Neue Deutsche Welle ihren Höhepunkt offensichtlich überschritten hat, folgen ihr jetzt Nachzügler ganz anderer stilistischer Herkunft in den musikalischen Bankrott: Steinwolke, die sich im Genre des sogenannten 'Müsli-Rock' einen recht guten Ruf erworben hatten. Sie verschmolzen Santana-Gitarren, Jethro Tull-Flöte und Reggae-Rhythmen zu einer stimmungsvollen Musik. Das neue Album dage- gen klingt, als wäre das Quintett vom modischen Nena-Virus infiziert. Sie kopie- ren den Erfolgssound der neuen deutschen Popkönigin, ohne an deren Charme heranzureichen" ('Stereoplay'). Doch trotz des Erfolges der Single blieb das Album 74| hinter den kommerziellen Erwartungen zurück. Mit Zugvögel (1984) und Wenn du willst (1985) konnten noch einigermaßen erfolgreiche Singles veröffentlicht werden. Nach dem 85er Album 'In wilder Zeit' kehrte die Gruppe – nach der Trennung von EMI – zu ihrem früheren Crossover-Stil zurück und zog damit die alten Fans wieder auf ihre Seite.

"Tatsächlich hat der Erfolg des Liedes 'Katharine' die Band in ihrer Originalbesetzung gesprengt. Ich wollte einfach nur fröhliche Party-Lieder machen, die anderen wollten (das soll jetzt nicht wertend klingen!!) Betroffenheitsrock à la Klaus Lage/Kunze machen." (Clemens Haas). 1986 ver- ließen die beiden Haas-Brüder Clemens und Andreas die Band und wurden durch Gustl Lütjens (g, voc, später Living Mirrors, Agitation Free) und Jens Bernewirtz (b) ersetzt. 1988 erschien mit 'Bitte nicht knicken' ein weiteres Album von Stein- wolke, gefolgt von – in einem Abstand von sechs Jahren – 'In 80 Tagen' (1994). Konrad Haas, Bernewitz und Diaz unterstützen die 'Lindenstraßen'-Band Minipigs (mit Christian Kahrmann als Benny Beimer) und deren Album 'Lindenstraße' und die erfolgreiche Single Die Kuh. 2004 veröffentlichte Konrad Haas das Solo-Album 'Manchmal war Himmel' und einige Singles unter dem Namen Konrad Haas' Steinwolke – produziert vom alten Steinwolke-Produzenten Jens Bernewitz. Er bildet außerdem mit dem Schauspieler Bernd Tauber das Duo Die Hausmeister, das auf satirische Art deutsche Gepflogenheiten aufs Korn nimmt.

Zusätzlich arbeitet Konrad Haas als Produzent. Bernewitz leitet ein Tonstudio in Hannover. Gitarrist Clemens Haas betrieb eine Solokarriere, ließ für sein Soloalbum 'Cle' die Fun-Texte der NDW wieder aufleben und arbeitete für Nena, Rio Reiser, Yvonne Catterfeld, Wolfgang Petry, Marius Müller-Westernhagen, Cock Robin, Ulrich Tukur und dem Bigband-Orchester The Hoagies. Gemeinsam mit der Regisseurin Claudia Mielke gründete Clemens Haas unter dem Slogan "Neue Deutsche Klassik" das Symphonieorchester Das Orchester, um "abseits der staatlichen Kulturförderung die Tradition deutscher symphonischer Komponisten fortzusetzen" (Clemens Haas). Er dirigiert das Orchester, komponiert und textet – teilweise gemeinsam mit Claudia Mielke – und singt, spielt akustische Gitarre und Mandoline. |75 Bassist Jens Bernewitz und Schlagzeuger Dominic Diaz gründeten 1992 mit dem Sänger Michael Westphal die Band Los Tumpolos, die auch zum prestigeträchtigen Reggae- Sunsplash-Festival auf Jamaika eingeladen wurden. Von Los Tumpolos gibt es vier Alben. Keyboarder und Komponist Uli Schmid ist Initiator von Kleinkunst-Pro- jekten, arbeitete mit der Diseuse Alix Dudel, Heinz Rudolf Kunze und schreibt Theatermusiken...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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