Wer war/ist Dieter Süverkrüp ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Dieter Süverkrüp
"Ein Virtuose des Wortes" (Hermes Handlexikon Die großen Chansonniers und Liedermacher)
"Welche literarischen Formen bieten sich für die politische Arbeit an? Die Antwort wäre: alle. Auch die nicht 'literarischen'. Die Entscheidung für dieses und jenes Mittel hängt vom Thema ab, vom Verwendungszweck und von den notwendigen Investitionen. Ein Lied kostet nicht sehr viel. Es kann schnell und leicht gemacht werden, und zur Aufführung bedarf es lediglich eines Sängers nebst mitzubringender Gitarre." Das schrieb Dieter Süverkrüp, der als Liedermacher der ersten Stunde gilt, 1972 in 'Sing In' über seine Texte. Bevor der 1934 in Düsseldorf geborene Süverkrüp jedoch seine ersten eigenen Stücke vortrug, hatte er schon als Werbegrafiker gearbeitet, als Gitarrist in der Jazzband Feetwarmers gespielt und Ende der fünfziger Jahre mit seinem Freund Gerd Semmer Chansons der Französischen Revolution bearbeitet. 1960 begann Süverkrüp dann, selbst politische Lieder zu schreiben. 1962 gehörte er zu den Mitbegründern des pläne-Verlags. Nachdem er 1964 auf der Waldeck aufgetreten war, erschien im Jahr darauf seine erste Langspielplatte mit ausschließlich eigenen Chansons: 'Fröhlich ißt du Wiener Schnitzel'. Darauf erwies sich Süverkrüp als Meister des Wortspiels, mit dem er neues bundesdeutsches Kleinbürger- und Spießertum attackierte. Im bitterbösen Touristenflamenco beschrieb er Deutsche auf Urlaub in Spanien, deren faschistische Gesinnung noch keineswegs erloschen war. Dazu meinte der Künstler in seinem Buch 'Süverkrüps Liederjahre': "Die Befreiung vom Faschismus, 1945, kam bei der Bevölkerung nicht durchweg gut an, vor allem nicht, solange das 'Wirtschaftswunder' noch nicht getan war. Danach lernten die Deutschen schnell: Demokratie ist, wenn man alles kaufen kann, sogar Urlaubsreisen ins Ausland. Beliebt war Spanien, das zwar noch nicht vom Faschismus befreit war, wo man aber trotzdem alles kaufen konnte, als Tourist." Neben dem Touristenflamenco, der 1962 entstand, gehört auch das Lied Wie man in Düsseldorf eine Kunstausstellung eröffnet aus dem Jahr 1963 zu den ganz frühen eigenen Liedern von Süverkrüp, in denen er sich der Ausformungen des bundesdeutschen Kapitalismus wortgewaltig annahm.
Wie für Degenhardt spielte auch für Dieter Süverkrüp die Zeit des Nationalsozialismus und die Form seiner Aufarbeitung eine wichtige Rolle in seinen Liedern. Auf seiner 1967 veröffentlichten Platte 'Die widerborstigen Gesänge des Dieter Süverkrüp' wandte er sich den Opfern zu: In Kirschen mit Sahne sitzt ein alter einsamer Mann im Kaffeehaus – für Süverkrüp der Inbegriff der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft – , verfolgt von den Erinnerungen an Auschwitz, während sich an den anderen Tischen vereinzelt Gäste langweilen. Mit Wünsche des Publikums an den Sänger übte Süverkrüp auf diesem Album auch ausgesprochen ironisch Kritik an den eingefahrenen Erwartungen der Waldeck-Besucher. In seinem Buch bezeichnete er – nicht weniger ironisch – den Titel im Rückblick als ein "Stück Naturlyrik, zugeeignet den verträumten Tälern, den sonnengrünen Bergen und den tugendbrütenden Dörfchen um die Burg Waldeck im Hunsrück, woselbst seit 1964, glaube ich, jedes Jahr zu Pfingsten, ein Chanson- und Folklorefestival abgehalten wurde, wohl auch noch wird. Die wenigen Zeilen sollen einen Eindruck geben von der idyllischen Stimmung, die dort anzutreffen kaum jemand umhin konnte, seinerzeit."
1969 kamen seine Waldeck-Gefährten Hein und Oss Kröher in ihrem Buch 'Rotgraue Raben – Vom Volkslied zum Folksong' zu der Einschätzung: "Westdeutschlands eindringlichster Interpret des politischen Liedes ist Dieter Süverkrüp. Die Voraussetzungen dafür trafen sich bei ihm in Beruf und Hobby, er ist Art-Director in einer Werbeagentur und spielt meisterhaft Gitarre. Die Arbeit in einer Werbeagentur macht dazu fähig, seine Sprache dermaßen deutlich zu sprechen, seine Gedanken auch ohne Holzhammer-Methode auszudrücken und seinem Engagement eine Richtung zu geben, die beispielhaft für alle Interpreten und Texter des politischen Liedes ist."
2002 erschien Süverkrüps Werkschau 'Liederjahre' als Buch und auf vier CDs mit 70 Titeln.
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.1, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.1-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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