Presse Archiv - She‘s Selling What She Used To Give Away - musikreviews.de

Welches ist der golden Grundsatz jeglicher Verkaufspolitik?
Bei Männern kauft der Pimmel grundsätzlich mit!
Oder kurz und international ausgedrückt: „Sex sells!“
Doch was ist nur aus uns geworden? Gefickt, gekifft, gehurt, gesoffen, gewichst, entjungfert wird nur noch im HipHop, der sich gerade darum zur verdammt erfolgreichen Gossen-Musik-Kultur erhoben hat, sogar Echos erst ab- und dann endgültig damit aufräumt. Wir sind ja alle so unglaublich „sexual correctness“ und tragen die abendländisch Kultur scheinheilig vor uns her, obwohl es doch schon in den 60ern erst unter der Lederhose und dann später auch unter den Talaren zölibatgequälter Priester juckte. Verklemmt zu sein, ist nun mal oberstes Gebot unter den Verklemmten, die in Politik und Wirtschaft das Sagen haben und ihre kleine Sau nur bei den Firmenpartys aus dem Hosenstall lassen oder gleich mal die Partys als Motivationsveranstaltung in das Etablissement des waagerechten Gewerbes verlegen.
Sexuell frei durften mal kurz die 68er sein, bis die dann selber in die Reihen derer eintraten, die sie bis dahin bekämpft hatten und noch dazu später gleich noch die wunderbare FFK-Kultur samt der DDR abschafften.

Doch wer glaubt, diese sexuelle Befreiung gab es erst in den Spätsechzigern, der hat sich gehörig geschnitten – denn hier kommt mit „She‘s Selling What She Used To Give Away“ der musikalische Beweis dafür, dass bereits in den 30ern und 40ern namhafte Musiker der Hillbilly- und Rhythm‘n‘Blues-Szene ordentlich „schmutzige Lieder voller selbstgefälliger Ekstasen, voll von Hurerei, Alkohol und Drogen“ schrieben und vortrugen, ohne dass ihnen dabei die Schamesröte ins Gesicht, dafür aber eher die Lustrute Richtung Bauchnabel stieg.
Hier gibt‘s die Musik zu hören, die im Bordell gespielt wurde, damit der Unzucht und Geilheit freier Lauf gelassen werden konnte. So gesehen der HipHop der 30er, ohne diese bekackte Plapper-Musik der Moderne, sondern mit richtig geilen Rhythmen und noch geileren Texten.
Ein Beispiel gefällig?
Bitte sehr!
Nein, nein – besser nicht, sonst holt vielleicht doch noch wer die Moralkeule raus und zensiert diese Review.
Doch keine Angst – wer sich „She‘s Selling What She Used To Give Away“ zulegt, der bekommt neben der Musik (28 sündhafte Hillbilly-Titel aus den 30er-Jahren) gleich noch ein herrliches Digipak-Büchlein mit sage und schreibe 50 Seiten samt aller Texte dazu, die er sich dann heimlich still und leise im stillen Kämmerlein anhören und durchlesen kann – oder so frech ist, sie so laut zu spielen, dass auch sein verhasster Nachbar etwas davon hat.

Darum hier noch ein Zitat aus dem Promo-Text zum Album: „Bear Family Records eröffnet ein erotisches Forum mit einer ungestümen und rüpelhaften CD im Klappcover unter dem Titel 'She's Selling What She Used To Give Away'. Die Musik klingt lebendig und klar. Diese CD sollte allerdings von einer Warnung begleitet werden: 'Diese Lieder enthalten Äußerungen über Trinken, sexuellen Kontakt, Freudenhäuser und die freizügige Anwendung von Vaseline auf einen Körperbereich'.“
Muss dazu noch viel geschrieben werden?
Außer vielleicht noch, dass in einem der Songs sogar gemordet wird – und wo der Mord geschieht ist wohl auch all denen klar, die keine Schirmmütze tragen und Pfeife rauchen oder nicht Sherlock heißen: im Puff! Ob‘s am zu schlechten Sex lag, das kann nun jeder selbst erforschen – „She‘s Selling What She Used To Give Away“ enthält gemeinsam mit GENE AUTRY darauf eine unzweideutige Antwort, während sich RILEY PUCKETT am Ende doch darauf beschränkt, seine morphiumzugedröhnte Frau nur in seinem Traum zu töten.

FAZIT:
Herrlich, dass auf „She‘s Selling What She Used To Give Away“ alle Texte abgedruckt sind – und das ganz ohne FSK-Moral-Siegel! Darum Vorhang auf und Hose runter für die OHRale Beschallung von einem der anrüchigsten Sampler aus dem musikalischen Bear-Family-Freudenhaus.

Thoralf Koß

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