Presse - The Everly Brothers - Songs Our Daddy Taught Us - Spiegel Online

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Am vergangenen Samstag, kurz nach Phil Everlys Tod, reihte sich sogar der harte Knochen Iggy Pop in den großen Chor der trauernden Kollegen ein. Auf Facebook verkündete er: "Ich sah ein Konzert der Everly Brothers in den sechziger Jahren im 20 Grand in Detroit, und sie rockten den großen Saal eindrucksvoll mit nur zwei Gibson Jumbos und ihren Stimmen. Und Junge, hatten diese Typen coole Haarschnitte. Ich steh in ihrer Schuld wie so viele andere, weil sie mein Leben bereicherten. Iggy."

Daran, wie viele prominente Musiker in den vergangenen Tagen Loblieder auf die Everlys anstimmten, wird noch mal deutlich, wie wichtig dieses amerikanische Duo war. Phil und Don Everly, mit ihren lässigen Gitarren, himmlischen Stimmen und funkelnden Melodien, hatten in den USA mehr Songs in den Top 100 als irgendwer anderes, und ihre Hits wie "Bye bye Love" oder "All I Do is Dream" laufen immer noch im Radio rauf und runter. Auf der "Rolling Stone"-Liste der "100 Greatest Artists of all Time" rangieren die Everly Brothers auf Rang 33. Auch Paul McCartney verneigte sich noch mal in Demut via Facebook vor Phil Everly: "When John and I first started to write Songs, I was Phil and he was Don. They were one of the major influences on the Beatles." Was auch für die Beach Boys, Bee Gees, Simon & Garfunkel und viele, viele andere gilt. 

Spröde Klassiker, reduziert aufgeführt

Auch wenn die große Zeit der Everly Brothers die fünfziger und sechziger Jahre waren, reicht ihr Ruhm lässig bis in dieses Jahrtausend. Im vergangenen Jahr veröffentlichte, zum Beispiel, der hippe Singer-Songwriter-Kauz Bonnie Prince Billy die Everly-Brothers-Hommage "What the Brothers Sang". Und zum Jahreswechsel überraschte das ungleiche Duo von Norah Jones und Green-Day-Sänger Billie Joe Armstrong mit einer Everlys-Hommage. "Forever" heißt das Album, auf dem sie die 1958 veröffentlichte Everly-Brothers-Platte "Songs our Daddy Taught Us" vollständig neu aufführen. Was sich eher bemüht liest, funktioniert erstaunlicherweise ziemlich toll, denn der Hitparaden-Punk und das Galao-Jazz-Liebchen harmonieren stimmlich eindrucksvoll. Die spröden Folk-Klassiker des Originals trimmten sie zum Glück nicht auf modern, sondern führen sie so reduziert auf, wie sie einst gedacht waren. Dass Jones und Armstrong den betagten Songs einen Hauch von Modernität und eleganter Wehmut mitgaben, spricht für die Klasse der Künstler.

Schon die Vorlage der Everly Brothers "Songs our Daddy Taught Us" galt 1958 als ungewöhnliche Platte. Denn damals überraschten und verwirrten die als hippe, junge Rock'n'Roller zu Ruhm gelangten Everly Brothers ihre Teenager-Fans mit den vermeintlich altbackenen Folksongs, die ihnen ihr Vater in jungen Jahren vorgeklampft hatte. Musik, die schon in vielen vorangegangenen Jahrzehnten in den USA weitergereicht worden war. Diese Oldies einzuspielen, war für Phil und Don Everly einerseits ein Trick, um ihre alte Plattenfirma daran zu hindern, allzu viele Platten davon zu verkaufen (sie hatten bei einem neuen Label gerade einen der höchstdotierten Plattenverträge weit und breit unterzeichnet!), andererseits war es aber auch eine Hommage an die traditionelle amerikanische Musik. 

Lustigerweise wird dieser Folk-Sound in diesem Jahrtausend viel mehr geschätzt als zu der Zeit, als die Everly Brothers sich darüber hermachten. Die Songs passen zum harmonischen Geklampfe von Mumford & Sons, The Lumineers und Konsorten. Ja selbst in Hollywood ist der Folk dank der Coen-Brüder und ihrem Film "Inside Llewyn Davis" angekommen. Auch das tolle Original-Album "Songs our Daddy Taught Us" wurde nun restauriert und erweitert um eine zweite CD mit den Folk-Originalen, die einst den Everlys als Vorlagen dienten, frisch aufgelegt. Dass diese Songs selbst hartgesottene Punks berühren, belegt Iggy Pop, der in seinem Farewell-Gruß für Phil Everly an eben diese Platte erinnert: "I bought 'Songs our Daddy Taught Us' on download recently and there's a whole life lesson in there." Mehr muss zu den Everly Brothers nicht gesagt werden.

 

http://www.spiegel.de/kultur/musik/norah-jones-billie-joe-armstrong-the-everly-brothers-a-942487.html

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