Wer war/ist The Giants ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
THE GIANTS
Die Giants wurden 1962 von Peter Hesslein, Kurt 'Zappo' Lüngen, Eggert Johannsen und dem Griechen George Mavros, die alle in Altona wohnten, im Heim des Hansischen Jugendbundes (HJB) Herrenweide gegründet.
Hesslein: "Das war hinter 'Leder-Erdmann' Richtung Hafen. Da haben auch die Rattles und andere Bands aus Eimsbüttel und St. Pauli geübt."
Eggert Johannsen: "Wir waren bei der Gründung etwa vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Zappo und ich gingen in dieselbe Klasse. George ging mit Vicky Leandros zusammen in eine Art Ausländerschule. Peter, Zappo und ich spielten Gitarre, George, Sohn eines Berufsmusikers, sang nur. Er hatte damals schon zweite Stimmen für Everly-Brothers-Stücke drauf. Wir gründeten zuerst die Band und teilten dann ein, wer was spielt. Wir haben zu George gesagt 'du singst sowieso nur, du gehst ans Schlagzeug'. Zappo hat Bass gespielt, weil Peter ein guter Melodiegitarrist war und ich beim Singen nicht Bass spielen konnte."
Hesslein: "Zuerst spielten wir Stücke von den Shadows und den Everly Brothers, Rock 'n' Roll und deutsche Schlager. Zum Beispiel 'Da sprach der alte Häuptling der Indianer'."
Johannsen:"George hatte 'ne kleine Silberschale als Hi-Hat und 'ne Gymnastiktrommel. Das war sein erstes Schlagzeug. Es gab da 'ne kleine Verstärkeranlage, um Ballettvorführungen zu kommentieren, darüber haben wir gesungen."
Lüngen: "Ich hatte im Singen 'ne Eins. Ich bin durch Elvis zur Musik gekommen. Mein Vater konnte auch Gitarre spielen. Aber mehr traditionell, so Richard-Germer-mässig. Er war sehr konservativ, sehr streng. Also bin ich mit 15 von zu Hause weg. Christel Gasterstedt von HJB hat mir damals sehr geholfen. Ich bekam ein Kleingartenhaus aus Stein in einer Laubenkolonie. Für DM 30,-- im Monat. Da hab' ich dann gewohnt."
Hesslein: "Mit vierzehn wollte ich unbedingt Musiker werden. Ich habe von morgens bis abends Gitarre gespielt. Als man sie weggeschlossen hat, bin ich ausgerastet und von zu Hause abgehaun. Aber ich bin nur bis zu Christel Gasterstedt gekommen."
Johannsen: "Wir spielten zuerst im Indra, dann im OK-Club auf der Grossen Freiheit, hinten links, über die Anlage der Indonesier."
Hesslein: "Als der Star-Club noch 'n Kino war, hab ich mir da am Sonntagvormittag für 50 Pfennig die Jugendvorstellungen angeguckt. Später, als das Kino geschlossen wurde, und der Star-Club eröffnete und wenn abends die Lichter angingen, dann hat das Ganze so 'ne magische Anziehungskraft bekommen. Man hat die Musik ja draussen schon gehört und dieses Kribbeln gehabt, dass man unbedingt 'rein wollte. Der Portier kannte natürlich meine Mutter, die da 'n paar Meter weiter 'nen Imbiss hatte, und liess mich immer umsonst 'rein. Mit der Zeit wussten die Kellner, dass ich Amateurmusiker war. Da brauchte ich nichts zu verzehren."
Im Dezember 1963 nahmen die Giants erstmals am Star-Club-Wettbewerb teil.
Hesslein: "Vom Können her gehörten wir mit zur Spitze. Wir hatten unser Programm für den Wettbewerb gut geübt. Aber dann ging der Vorhang auf. Wir fingen mit 'Shimmy Shimmy' an und waren unheimlich nervös. Das Stück war in A, aber Eggert an der Rhythmusgitarre spielte in E."
Johannsen: "1963 hatten wir bereits 17 Star-Club-Auftritte. Wir haben immer nachmittags um vier angefangen. Der letzte Termin war von 21.00 bis 22.00 Uhr. Dann mussten wir, wie alle anderen Jugendlichen auch, gehen. 1964 sollten wir nach England. Es stand sogar schon in der Zeitung. Aber wir bekamen keine Arbeitserlaubnis, weil wir zu jung waren."
Trotz des jugendlichen Alters gehörten die Giants zur Spitzengruppe der deutschen Bands. An Selbstvertrauen fehlte es ihnen nicht.
Lüngen: "Herausragende Einflüsse waren eigentlich nur Tony Sheridan und The Remo Four. Alles andere hat man selbst gemacht. Mehrstimmigen Gesang wie die Londoners oder so. Wir haben auch viele Instrumentalthemen aus der Klassik gespielt, was Ritchie Blackmore ja auch gemacht hat."
Am 3. Januar 1965 belegten die Giants den zweiten Platz beim Star-Club-Wettbewerb, was ihr Ansehen enorm festigte. Ebenfalls 1965 spielte für einige Zeit der Pianist Mike Soldat von den Gents bei den Giants mit, die sich für eine Weile The Demoniacs nannten, was vermutlich damit zusammenhängt, dass eine Namensgleichheit mit den englischen Giants, von denen es eine Live-LP auf Polydor gab, vermieden werden sollte. Am 1. Januar 1966 musste Eggert Johannsen zur Bundeswehr. Die anderen hatten ausgelernt und wurden Profis.
Hesslein: "Ich hatte im Alsterhaus gelernt und immer nur Ärger, weil die Haare schon zwei Zentimeter über den Hemdkragen gingen. Immer diese Sprüche 'Gitarre spielen kannste, aber ausfegen kannste nicht'. Ich war so deprimiert, dass ich Magengeschwüre bekommen hab'. Aber zu Ende gemacht habe ich die Dekorateurlehre."
Das erste Profi-Engagement traten die Giants in der Camera in Fürth an. Es folgte eine harte und aufregende Zeit.
Lüngen: "Bei den meisten Monatsjobs hatte man keinen Tag frei. Jeden Tag 7x45 Minuten, am Wochenende 9x45 Minuten. Das ging ohne Pillen gar nicht. In einem Club, da ist die Wirtin mit'm Küchenmesser über mich hergefallen. Die hatte es auf mich abgesehen, konnte aber bei mir nicht landen. Und am letzten Tag, die anderen waren oben beim Einladen, war ich unten in der Küche mit dem Alten am Abrechnen. Dann bin ich nach oben gegangen, wo wir untergebracht waren, und da ist sie über mich hergefallen und hat mich an den Haaren gerissen. Ich wieder 'runter in die Küche, wo der Alte sass. Die hat sich das Messer geschnappt, und der Alte hat zugeguckt, der hat gar nichts gemacht. Ich bin 'rausgerannt und wir sind abgehauen."
1966 erschien die erste Schallplatte der Giants: Sherry Baby / Put Yourself In My Place auf Ariola 18 868 AT. Es gab auch eine weitere personelle Veränderung: Gibson 'Gibbo' Kemp, der Liverpooler Star-Trommler, der zuvor bei Rory Storm And The Hurricanes, King Size Taylor And The Dominoes, The Eyes und Paddy, Klaus And Gibson gespielt hatte, stieg in die Gruppe ein. George Mavros wurde zum Frontmann und Gibbo gab der Band seinen explosiven Drive. 1967 kam die Single Even The Bad Times Are Good / My Magic Room (Polydor 52 963) heraus. Im Oktober desselben Jahres gab es dann den grossen Knall.
Lüngen: "Gibson hat geheiratet. Die Rattles haben sich Rainer Degner und Peet Becker von den German Bonds geholt, die Bonds wiederum haben sich George Mavros und Peter Hesslein geholt. Nils Schmidt nahm seinen Beruf als Schiffsmakler wieder auf, und ich stand alleine da. Ich hab' mich umgesehen, hab' aber nichts Entsprechendes gefunden. Ich hab' 'ne ganze Zeit als Discjockey gearbeitet. Zum Beispiel im Past Ten, als das aufmachte. Dann hab' ich mit Ritchie Blackmore gespielt. Aber als es dann mit unserer Gruppe Mandrake Root richtig losgehen sollte, ist Ritchie nach England gegangen. Eigentlich sollte ich mitgehen, aber weil meine Frau schwanger war, bin ich hier geblieben. Es war mir einfach alles zu unsicher. Dann hab' ich das Angebot von den Rattles bekommen."
Im Februar 1968 stieg Zappo Lüngen bei den Rattles ein, denen er bis 1977 angehörte. Kein anderer Musiker hat so lange wie Zappo bei der Hamburger Gruppe mitgewirkt. Danach spielte er zunächst bei den Comix. Heute tritt er gemeinsam mit Peter Hesslein und Niels Taby (Ex-Navachos / Ex-Faces / Ex-Rangers / Ex-Screamers / Ex-German Bonds, etc.) als Trio Bonds '81 auf.
George Mavros wirkte nach seiner Zeit bei den German Bonds für ein paar Wochen bei den Rattles mit. Der Versuch einer Schallplattenfirma, ihn unter dem Namen George Monro als deutschen Tom Jones aufzubauen, scheiterte. Danach schloss er sich den Comix an.
Eggert Johannsen spielte während seiner Wehrdienstzeit bei The Few. 1967 ging er zu den (Original) X-Rays, danach zu Los Esperantos. Anfang der siebziger Jahre gehörte er Herbert Hildebrandts Pegasus an. Nach gelegentlichen Auftritten mit der Gruppe Wall Street 49 ist Eggert Johannsen seit 1994 Mitglied der Rattles und tritt mit ihnen u.a. im Rahmen des Star-Club-Musicals 'Pico' auf.
Peter Hesslein gehörte für die gesamte Zeit ihres Bestehens ab 1970 der Gruppe Lucifer's Friend an. Er spielte aber auch für vorübergehend bei den Rattles und für lange Zeit im Orchester James Last, dem er auch heute noch gemeinsam mit Ex-Four-Renders-Drummer Herbert Bornholdt und Ex-Tonics Bassist Benny Benndorf angehört. Sein Gitarrenspiel ist auf einer Vielzahl von Schallplattenaufnahmen der unterschiedlichsten Stilrichtungen zu hören.
Gibson Kemp trommelte nach kurzen Abstechern ins Film- und TV-Geschäft für Les Humphries. Danach arbeitete er bei verschiedenen Schallplattenfirmen. Er ist heute in London selbständig.
Nils Schmidt, der George-Mavros-Nachfolger bei den German Bonds ist Schiffsmakler.
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