Wer war/ist Rheingold ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Rheingold

Bodo Staiger (voc, g, key)

Lothar Manteuffel (text, syn)

Brigitte Kunz (key, syn)

Als Bodo Staiger im Frühjahr 1980 die Gruppe Rheingold ins Leben rief, hatte er schon ein paar Jahre Musikkarriere, viele Bands/Stationen mit Film- und TV-Auftritten und Gigs hinter sich. Die ersten musikalischen Gehver- suche machte er – gemeinsam mit Marius Müller-We- sternhagen – 1967 in der Düsseldorfer Band About Five, die sich später in Harakiri Whoom umbenannte und im gleichnamigen TV-Film mitwirkte. "Das war Ende der 60er Jahre! Also die ganz wilden Zeiten. Wir traten auf Schulfesten mit vielen anderen Bands zusammen auf und alle spielten die englischen und amerikanischen Hits" (Staiger). Durch den Film über die Band wurde die Gruppe auch überregional bekannt, denn der wurde 1968 zum Skandal, weil Sänger und Rhythmus-Gitarrist Müller-Westernhagen über seine totale Kriegsdienst- verweigerung sprach, die allerdings fiktiv war. Der Film von Gerhard Schmidt wurde deshalb in der Erstausstrahlung wegen "Wehrkraftzersetzung" verboten. Trotzdem hatten es die einstigen Rocker der Düsseldorfer Band im Leben zu etwas gebracht: Bassist Patty Verreet stand als Herzchirurg im OP und Roadie Joachim Hunold führte mit Air Berlin die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft.

Nur Staiger und Müller-Westernhagen waren dem Musikgeschäft treu und hatten es bis an die Spitze ge- schafft. 1969 lösten sich Harakiri Whoom auf und Staiger gründete gemeinsam mit Allan Warren (dr, ex-Abacus) die Gruppe Shadbolt, die allerdings Anfang 1970 bereits Geschichte war. Ende desselben Jahres rief Staiger mit Karl Bartos (dr, Kraftwerk), Rainer Sennewald (sax) und Peter Wollek (b, später Lilac Angels) das Jazz-Rock-Projekt Sinus ins Leben. Nach dem Split von Sinus verließ Staiger erst einmal für längere Zeit die NRW-Landeshauptstadt. 1976 tauchte er dort wieder auf, stieg bei den Lilac 38| Angels ein und war beim 77er Album 'Hard To Be Free'mit dabei. Die Band spielte "waschechten Rock wie Chuck Berry oder die Rolling Stones – Hard Rock aus Düsseldorf" ('MusikExpress'). Nach dem Erscheinen des Albums, TV-Auftritten und Konzerten in ganz Europa lösten sich die Lilac Angels 1978 auf. Im Frühjahr 1980 begann Bodo Staiger mit der Realisierung seines Projektes Rheingold und der Verwendung von vielen Rhythmusmaschinen und Synthesizern. Die Musik war geprägt "von der technischen Eleganz der Rheinmetropole Düsseldorf, vom elektrifizierten Lebensrhythmus der 80er Jahre und vom neu erwachten Sprachbewußtsein der jungen deutschen Rockmusiker" ('MusikExpress').

Der Name war vom TEE-Express, der auf seiner Fahrt von Basel nach Amsterdam auch in Düsseldorf anhielt – und "es mußte etwas Deutsches sein" (Staiger). Nach einer ersten Instrumental-Single tat sich Staiger im Mai mit Lothar Manteuffel zusammen, der die Texte für das Debütalbum schrieb. Nach den ersten beiden Singles ent- wickelte sich Dreiklangsdimensionen im Sommer 1981 dann zum Sommerhit und schob das dazugehörige Album unter die Top 20 der deutschen Charts. Staiger und Manteuffel arbeiteten bereits an der Filmmusik zum Kinofilm 'Der Fan', die im Frühjahr 1982 – neu zusam- mengestellt und gemischt – unter dem Titel 'R.' als Album erschien. Mit der fast zeitgleich veröffentlichten Single FanFan- Fanatisch gelang der Gruppe ein ähnlicher Erfolg wie mit dem Debüt. Neu dabei als festes Mitglied war die Keyboarderin Brigitte Kunz. Beim zweiten Album prä- sentierten sich Rheingold nicht mehr als Gitarren-betonte NDW-Band, sondern hat- ten den Bandsound in Richtung konfektionierter Elektronik modifiziert. Im Sommer kam der Film 'Der Fan' in die deutschen Kinos und wurde sehr kon- trovers diskutiert. Der Münchner Regisseur Eckhardt Schmidt hatte für den Streifen Bodo Staiger auch gleich als männlichen Hauptdarsteller – neben Desirée Nosbusch in der Hauptrolle als junge TV-Moderatorin – engagiert. "Der Film zeigte das Psy- chogramm eines isolierten Provinzmädchens, das seine Glücksphantasien und Sehnsüchte in der Anbetung eines Popstars auslebte. Nach der Begegnung mit demIdol(imFilmBodoStaiger)folgtedieErnüchterungundeinEndemitSchrek- |39 ken. Nachdem der Star seinen Fan auf einem Wasserbett vernascht hatte, griff das Mädchen zum äußersten Mittel, um den Vergötterten für sich allein zu behalten: Sie vernascht ihn ebenfalls. Im wahren Sinne des Wortes.

Am Ende brutzeln die Zehen des von ihr umgebrachten Idols in der Pfanne" ('Stern'). Der Film sorgte für einen Skandal und wurde nur für volljährige Kinobesucher freigegeben. Nosbusch, die sich mit der Ermordung ihres Idols "R", sowie die Zerstückelung der Leiche rächt, ist in 'Der Fan' minutenlang nackt zu sehen. "Der angebliche Skandal bestand darin, daß einige Szenen, mit denen Désirée nicht einverstanden war, rausgeschnitten werden sollten. Der Rummel war aber sofort vorbei, als der Film ins Kino kam. Ich glaube, daß wir beide den Film nicht wirklich geliebt haben" (Stai- ger). Ab Sommer 1982 begann die Rheingold-Popularität auch im benachbarten Ausland zu wachsen. In Belgien und in den Nie- derlanden stiegen die Singles und Alben in die Charts und die Plattenfirma setzte mit der neuen Single Das steht dir gut nach. Die in England und den USA veröffentlichten englischsprachigen Versionen der Singles brachten allerdings nicht den Erfolg, den sich die Plattenfirma erhofft hatte. In der zweiten Hälfte des Jahres begann eine einjährige musikalisch-kreative Erholungspause für das Trio. Sowohl Manteuffel als auch Staiger und Kunz schrieben für befreundete Gruppen und kompo- nierten neue Songs für Rheingold. 1984 veröffentlichte die Gruppe das neue – sehr stark elektronisch-eingefärbte Album 'Dis-Tanz', das unter der Regie von Conny Plank entstanden war, aber nur wenig Resonanz erbrachte.

Rheingold brachten danach als Band keine neue Musik mehr heraus. Ohne sich offiziell aufzulösen, verschwand die Gruppe 1986 von der Bild- fläche. 2005 wurden die ersten beiden Rheingold-Alben mit zahlreichen raren Bonustracks neu aufgelegt, und 2007 erschien das Rheingold-Konzeptalbum 'Electric City / Düsseldorfer Schule', bei dem die komplette Urbesetzung (Bodo Staiger, Brigitte Kunz (jetzt Staiger), Lothar Manteuffel) beteiligt war. Das Album war eine bunte Mischung von neu eingespielten Coverver- sionen bekannter NDW-Ikonen und Pop-Helden, die im typischen Rheingold-Sound eingespielt worden waren. Außerdem gab es mit Alte Schule einen neuen Stai- 40| ger-Titel. Auf dem Cover-Album waren Versionen von Autobahn (Kraft- werk), Dr. Mabuse (Propaganda), Es geht voran (Fehlfarben), Geld regiert die Welt (La Düsseldorf), Karussell (Michael Rother), Cross- talk (Electric Music), Life (Karl Bartos) und eine 2007er Version des Rheingold-Klassikers Dreiklangsdimensionen...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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