Wer war/ist Lothar von Versen ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Lothar Von Versen
"Reife ist die Kunst, an den schönen Dingen des Lebens vorbeizugehen!" (Lothar von Versen)
Vor über 25 Jahren bekannte Lothar von Versen in einem Interview mit dem 'Folk-Magazin', daß er am liebsten Schriftsteller sein würde, wenn er nicht Chansonnier bzw. Kabarettist geworden wäre. Nicht überraschend ist es daher, daß er sich nach eigenem Bekenntnis von Dramatikern wie Jean Anouilh und George Bernard Shaw beeinflußt fühlte. Ansonsten gehörten zu den Vorbildern des studierten Romanisten Hanns Dieter Hüsch und Wolfgang Neuss – "das war ’ne fantastische Figur, der aus Nix was machen konnte …". Unter den Sängern zählten zu seinen Favoriten "Leute, die mir diametral entgegengesetzt sind, also so richtig sinnliche Typen" wie Bécaud, Aznavour, Celentano und "natürlich" Brel.
Von Versens Laufbahn als Künstler begann an der Universität in Göttingen, wo er in der Satirischen Schaubühne und anderen Studentenkabaretts mitwirkte und für Sketche und Songs die Texte schrieb. Seine ersten Alben erschienen in den 70er Jahren. Seine Lieder beschrieb von Versens Produzent Walther Richter auf der Hülle des Albums 'Der Mann von morgen' als "klangvoll und wohltönend, aber gerade darin liegt die Hinterlist, die unterschwellig zum Mitdenken zwingt …[…]… es wird mit der Peitsche nur leise geknallt und doch hart getroffen." Die politische Standortbestimmung des Liedermachers lautete 1980: "Ich stehe links, das ist klar." Das hielt Lothar von Versen nicht davon ab, der Linken immer wieder ihren Spiegel vorzuhalten.
Zum Beispiel mit dem hier vertretenen und für ihn ungewöhnlich lyrischen Titel aus dem Jahr 1974. Kurz zuvor hatte er im Rahmen seiner Aufnahme in die Verwertungsgesellschaft GEMA eigens ein Lied schreiben müssen – so entstand Kleine blaue Blume. "Damals litt ich, obwohl oder gerade weil eingeschworener Satiriker und Gesellschaftsmeckerer, an dem Verlust wirklicher Poesie – also mindestens Heine – , auch gerade bei unserer Zunft der Protestbarden. Ich kann das Wort 'Rock- oder Songpoesie' für Banalitäten und Allgemeinplätze nicht mehr hören. Im Grunde genommen protestierte ich gegen meine eigene Innung. Man hat mir dann gleich vorgeschlagen, meine 'Schnulze' in eine 'Kleine rote Blume' umzuwandeln. Aber ich sehnte mich nach dem romantischen Topos, nicht nach einem Agitpropsong." Lothar von Versen steht immer noch zu diesem Chanson, "doch wenn ich es vortrage, gibt es nur Höflichkeitsbeifall. Das Publikum denkt wohl: 'Wie schön für ihn, aber hoffentlich kommt jetzt wieder was Lustigeres.'"
Lothar von Versen sieht sich selbst heute als "Berliner Kabarettist, satirischer Chansonnier – & Retter!" – zu hören auf Bühnen, "auf denen ich mich den Zeitgenossen lebend, bebend stelle" oder u. a. auch als Moderator der Sendung 'Tonart' im Deutschlandradio Kultur.
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.2, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.2-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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