Wer war/ist Electric Sandwich ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Electric Sandwich

Electric Sandwich, bestehend aus Bonner Studenten, setzte vor allem "auf Spontanität und größtmögliche
Freiheit. Sowohl persönlich, als auch musikalisch" (ROCKTIMES).


Die Band entstand in ihrer Urform 1967 und setzte sich hauptsächlich aus ehemaligen Mitgliedern der Bands Chaotic Trust und Pinky Blue zusammen Die Gründungsmitglieder waren Bernd Rosbroj (b), Tho- mas Scheidemann (g), Wolf Fabian (dr) (ex-Muli and the Misfits, -Whetstones) und Ulrich Hübinger (g). Letzterer war auch der Erfinder des Bandnamens. Bereits im Gründungsjahr gab es erste Umbesetzungen. Neben Fabian und Hübinger machten Gerd Brewka (b), Paul Shigihara (g) und Thomas Schmuth (vi) aus dem ursprünglichen Quartett ein Quintett. Shigihara war ein Gitarrist aus Tokio, der im Rheinland auf- gewachsen war und eigentlich Renaissance-Laute und klassische Gitarre studierte. Nach seinem Studium war er Mitglied von Sequentia, einem Ensemble für Musik des Mittelalters, bevor er zu Electric Sandwich kam.


Mit dem umfangreichen Repertoire von drei Songs bestritt die Band 1968 ihren Debütauftritt im Bonner Beethoven-Gymnasium. Der zweite Auftritt fand im Dezember im Rahmen eines Weihnachtskonzerts in der Beethovenhalle statt. Der Gitarrist Hübinger trug beim Titel Stille Nacht, Heilige Nacht einen "Advents- kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf, ein Bandmitglied legte einen perfekten Strip auf die Bühne und die Roadies bewarfen das Publikum aus dem Hintergrund – über die Musiker hinweg – mit toten Heringen" (BANDPAGE). Der Skandal war perfekt, die Überschriften der Tageszeitungen vorprogrammiert – "Mißklang auf dem Beatfestival" und der Veranstalter wollte sogar Anzeige erstatten. Die Gruppe war mit einem Schlag weit über die Grenzen Bonns bekannt und spielte danach mit großem Erfolg auf nahezu jedem Unifest.


1970 formierte sich die Band neu. Mit Ohlert, Lormann und Fabian entstand die erfolgreiche Formation, die seitdem nur noch selbst komponierte Titel spielte. Als Keyboarder fungierte im Sommer 1970 James Lanzerath und als Sänger bis Anfang 1971 Ingo Renner (voc, g). Für Renner war dann als Frontmann, Sänger und Saxophonist Carthaus (ex-Flashbacks, -Sons Of Jove) eingestiegen. Electric Sandwich avancierte zu dieser Zeit zu einer der erfolgreichsten Bonner Bands überhaupt. Im Oktober 1971 veranstaltete die Programmzeitschrift 'Hör Zu' in der Niedersachsenhalle in Hannover einen Bandwettbewerb – 'Deutsche Beatfest- spiele Pop '71'. Obwohl Electric Sand- wich nicht angemeldet waren, fuhr die Band nach Norddeutschland, durfte trotzdem mitmachen und war erfolg- reich. Electric Sandwich belegte in einem Feld von 23 Bands, zusammen mit den Scorpions, den zweiten Platz und wurde vom BRAIN-Mitinhaber Günther Körber bei BRAIN RECORDS unter Vertrag genommen. In der Vierer-Besetzung Lormann, Fabian, Ohlert und Carthaus wurde unter der Regie von Dieter Dierks das selbstbetitelte Debüt aufgenommen. Das darauf enthaltene Kultstück China mit dem hypnotischen Beat, "einem offenen Jam mit einer bluesigen Gitarre und größtmöglicher Freiheit" (ROCKTIMES), läuft heute noch in den Discos auf Ibiza.

Die 73er Single On My Mind, komponiert von Dieter Dierks, schaffte es in die 'Großen Acht' des deutschsprachigen Programms von Radio Luxemburg. Bedingt durch das Studium der einzelnen Musiker kam der Erfolg allerdings, mehr oder weniger, zum Erlie- gen. Die Gruppe hatte sich auch nicht einigen können, in welche stilistische Richtung sie sich zukünftig bewegen wollte. Die Stücke für ein zweites Album, zu deren Veröffentlichung es da- mals nicht mehr kam und das in der Besetzung Lormann, Ohlert, Schulte, Carthaus und Fabian 1974 aufgenommen worden war, wurde erst später unter dem Titel 'Lava' veröffentlicht.


2003 ging es bei Electric Sandwich allerdings weiter. Als Gitar- rist Ohlert die Bandmitglieder zu seinem 50. Geburtstag einlud, entfachte sich das alte Feuer wieder. 2008 erschien mit 'Back On Stage' ein Album mit neuen Songs. Heute spielen Electric Sandwich in der Besetzung Ohlert, Fabian, Weber und Wolfgang Sallmon (b, voc) (ex-Four Up, -Sunday Feeling) und veröffentlichten das Album 'Live 2018', das in der Bad Godesberger OT und in der Bonner Harmonie mitgeschnitten wurde. Witthüser & Westrupp (ESSEN) Illusion 1 // 4.35 // (Bernd Curny Roland - Bernd Witthüser - Walter Westrupp) CD 2 TRACK 5 k vom Album 'Trips + Träume' (1971 • OHR OMM 56 016) Walter Westrupp (g, harm, uke, tromb, tr, fl, perc, voc) k Bernd Witthüser (g, man, man, ban, voc, perc)  "Oh Mann, war das eine verdammt schöne, wilde, tolle, affengeile, erlebnisreiche, emotionsvolle, überschwengliche Zeit. Wir waren Forscher, Astronauten, Piraten, Weltenbummler in unerforschtem, fast jungfräulichem Umfeld, haben uns damals verwirklicht durch Aktionen, durch Musik, und wir zogen unsere Dinger durch" (Westrupp aus 'Achtundsechziger nach Noten'). Sie waren "mehr oder weniger die Erfinder des Cosmic-Folk-Genres" (COSMIC DREAM) und konnten sich als Witthüser & Westrupp Ende der 60er mit deutschen Texten eine große An- hängerschaft erspielen.

Westrupp stammte aus dem schwäbischen Krumbach und war gelernter Betonbauer. Witthüser agierte 1960 bei der Essener Birdhouse Skiffel Group, spielte in einem Posaunenchor, sang im Kirchenchor und machte sich dann einen Namen als Protestsänger. 1967 war er an der Einrichtung des Essener Jazzkellers Podium beteiligt, in dem ein breites Spektrum an Musikern auftrat. Witthüser war dort Geschäftsführer und Westrupp DJ. Bei seiner Arbeit bei den 'Essener Songtagen 68' holte sich Witthüser die Motivation, sich vom politischen Protestlied abzuwenden. Die 'Essener Songtage 68' waren ein Festival für Rock, Pop, Chanson, Folksong, Underground-Musik, Kabarett und Poesie, das vom 25. bis zum 29. September 1968 in Essen stattfand. Das Festival, bei dem Konzerte, Multimedia-Events und Diskussionsveranstaltungen stattfanden, gilt als die Geburtsstunde eigenständiger deutscher Rockmusik und wurde gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Essen veranstaltet.

Die Leitung des Festivals hatte Rolf-Ulrich Kaiser, die Geschäftsleitung lag in den Händen von Bernd Witthüser und die künstlerische Leitung hatten Kaiser, Martin Degenhardt (Bruder des Liedermachers Franz-Josef Degenhardt) und der Autor Thomas Schroeder gemeinsam. Im sogenannten Beirat saßen u.a. Hanns Dieter Hüsch, Alexis Korner, Tuli Kupferberg (ex-Fugs), die Veranstalter Horst Lipp- mann und Fritz Rau, Dieter Süverkrüp und Frank Zappa. Witthüser ent- schloß sich gemeinsam mit Walter Westrupp, ein neuartiges psychedeli- sches Folkduo zu gründen. Dabei hat- ten beide "viel Wut im Bauch, um ganz einfach verrückte Sachen zu machen, die aber doch irgendwie einen Haken hatten" (WITTHÜSER).

Ihr selbstproduziertes Debüt 'Lieder von Vampiren, Nonnen und Toten' wurde im Frühjahr 1970 aufgenom- men, auf dem gerade neu gegründe- ten Rolf-Ulrich Kaiser-Label OHR ver- öffentlicht und behandelte inhaltlich das Leben, Sterben und den Tod. Zu selbstkomponierten Songs wurden eigene Texte gesungen und die von Heinrich Heine, Novalis, Carl Wilhelm Böttiger, Tom Rother und des fik- tiven deutschen Dichters Baltus Brösel vertont. Hier "wechselte Makabres mit Abgründigem, Tieftrauriges mit Doppelbödigem" (DER ABEND)...

 

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Burghard Rausch

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