Wer war/ist Thomas Felder ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
THOMAS FELDER
"Einer, für den es nicht darauf ankommt, ob es angesagt ist oder nicht, wenn es um Lieder geht, sondern ob man es macht oder nicht." (Christof Stählin)
Auf seinem ersten Album 'Athomare Lieder'( 1977) vertonte Thomas Felder noch Texte von Arne Bucharz, bis er wenig später seinen Weg allein weiterging. 1985 gewann der schwäbische "Mundartist" (Christof Stählin) den vom damaligen Südwestfunk erstmals vergebenen Förderpreis der Liederbestenliste. Bei der Verleihung wurde er gefragt, was er in nächster Zeit so vorhabe. Er müsse jetzt wieder zurück in seinen Heimatort Gönningen und nach seinen Hennen sehen, lautete die berühmt gewordene Antwort des bodenständigen Musikers, der, wie so viele andere, zunächst Dylan- und Donovan-Songs geklampft und seine Mey-Phase durchgemacht hatte, 1973 seine ersten eigenen Lieder schrieb. Thomas Felder – ein ausgezeichneter Musiker, der Klavier, Sitar, Gitarre, Drehleier und Monochord spielt – sang zunächst auf Hochdeutsch. Seine "schwäbische Erleuchtung" (Petr Pandula) kam später, nach einem Auslandsaufenthalt in London 1976. Seitdem trägt er den größten Teil seiner Lieder im Dialekt vor und ist "damit dicht an Herz und Verständnis der Leute" (Christof Stählin). Der Schwabe ist ein Meister der leisen Töne, der jedoch auch anders kann, wie er 1982 bei der Blockade des Raketenlagers in Großengstingen zeigte, über das die Zeitschrift 'FM folk-michel' berichtete: "Zur späten Stunde steigt Thomas Felder als Letzter auf die Bühne beim Friedenskonzert in Grossengstingen. Zuvor hat er in seiner Bezugsgruppe stundenlang gewaltfrei die Zufahrt zum Atombunker nebenan blockiert, hat sich heiser geredet, wurde schließlich vom Polizeikommando weggetragen. Thomas ist einer der wenigen Künstler, die zu den kulturellen Friedenstagen anläßlich der einwöchigen Blockade des Atombunkers nicht nur kurz anreisen, ihre drei Minuten Friedenstheorie ins Publikum streuen und dann wieder gehen. Thomas steckt mittendrin, blockiert mit und genießt darum bei seinem Publikum eine besondere Qualität an Glaubwürdigkeit."
Die Blockade brachte Thomas Felder wie auch mehreren hundert anderen Sitzdemonstranten eine Anklage wegen Nötigung ein. "Ich kannte den Ablauf der Fließband-Verurteilungen im Münsinger Amtsgericht und wollte etwas Abwechslung in den monotonen Alltag des Richters Rainer bringen. Nachdem der Staatsanwalt kaum hörbar nuschelnd den Strafbefehl verlesen hatte, fragte mich der Richter, ob ich zum soeben Gehörten Stellung nehmen wolle. Ich antwortete mit dem gesungen Wortlaut des nämlichen Textes. Die Verbindung von Musik und Wort wirkte: Beim Klang der ersten Töne verließ der Richter türeschlagend den Saal, streckte aber noch einmal kurz seinen Kopf durch einen Spalt und erklärte die Verhandlung für unterbrochen. Der Staatsanwalt hörte sich meinen Vortrag an und belehrte mich und das zahlreich erschienene Publikum, dieses Mal deutlich vernehmbar: 'Gerichtssprache ist Deutsch und nicht gesungen!'" Das Urteil lautete: schuldig! Eine ursprüngliche Bewährung wurde aufgehoben und Felder zu 25 Tagessätzen à 15 DM zzgl. Gerichtskosten verurteilt. 1995 wurden die meisten Blockadeurteile aufgehoben und in verjährte Ordnungswidrigkeiten umgewandelt. "Ich bekam 375 DM zurück erstattet."
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.2, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.2-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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