Wer war/ist Foyer des Arts ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Foyer des Arts

Max Goldt (voc)
Gerd Pasemann (g)

Foyer Des Arts gelten als die Pioniere der "Neuen Berliner Welle" (Discogs.com) und wenn sie ins Studio gingen "machte es 'klingelingeling bum bum', und fertig war ein famoses Liedchen, ein trauriges Chanson, eine pompöse Oper, eine klappernde 58| Collage oder gar ein Roman über die rätselvollen Röhrenhosen der Rita Rührig, wer weiß, wer weiß" (Goldt). Obwohl Foyer Des Arts sich selbst nie als Teil der NDW-Szene sahen, ließ sich eine gewisse Ähnlichkeit zum Stil avantgardistischer NDW- Bands wie Palais Schaumburg oder Der Plan nicht von der Hand weisen. Max Goldt (Matthias Ernst) verdiente sich seinen Unterhalt als Begleiter von Stadtrundfahrten in Westberlin, als er 1978 Gerd Pasemann kennenlernte und mit ihm erste Studioaufnahmen machte. Pasemann hatte vorher in einigen Blues- und Rockbands gespielt. Ein Jahr später gründeten sie die wavig-experimentale Gruppe Favorit, die sie wenig später in Aroma Plus umbenannten. Im Januar 1980 absolvierte die Band in der Besetzung Goldt, Pasemann, Günter Gasi Friedenberg (b), Wolfram Jacob (dr) und Simone Mack (key) im Westberliner Szeneladen SO 36 ihren Debütauftritt, der das Publikum "rat- los-verwirrt bis boshaft-besoffen" (Goldt) zurückließ.

Nach einem 10"-Mini-Album mit sechs Titeln nahm die fünfköpfige Band am Berliner Senatsrockwettbewerb 'Berlin News '80' teil. Aroma Plus gewann mit "englischen Texten und Art-Rock- Einflüssen" (Intro) als eine von 160 Teilnehmern eine Studio-Produktion, aus der die Single Jokes/ We Don't Need Rock 'n' Roll heraussprang und "gängigen, englischsprachigen New Wave-Pop enthielt, der wegen Goldts manierierter Vortrags- weise ein wenig an die Talking Heads erinnerte" ('MusikExpress'). "Im Nachhinein würde ich die Musik als Chansons mit Rockinstrumentierung bezeichnen. Das war ziemlich esoterisch, zu gängigem New Wave-Pop hat es vom musikalischen Handwerk her nicht gereicht" (Goldt). Nach dem Mini-Album 'Liechtenstein' im Herbst 1980 trennte sich die Gruppe im März 1981, um als Foyer Des Arts in Duo-Formation weiterzumachen. Unter dem neuen Namen verfolgten Pasemann und Goldt zunächst einen improvisatorischen Ansatz mit einem Can-ähnlichem Ergebnis mit dem 10"-Album 'Die Seltsame Se- kretärin' mit 15 improvisierten und eigenwilligen Titeln, die mit einem "Rubbermind-Instrumentarium" (Goldt) eingespielt worden waren – mit Schlagstöcken, Pappen, Blechen, verflochtenen Gitarren und Zithern – "plus reduzierter Rockklänge" (Goldt).

Es wurde eine "fröhliche, einfallsreich präsentierte Platte, mit deutschen und englischen Texten, zu einer recht va- riablen Musik und sehr viel Humor" ('Sounds'). Im August 1981 erschien die erste von drei geplanten Max Goldt-Solokassetten 'Der Blumenmarathon', mit der Rohfassung von Eine Königin mit Rädern unten dran. Der Musikjournalist Wolfgang Kraesze (SFB)e rkannte das Potential des Stückes und beauftragte das Duo, für die Musik-TV-Sendung 'Dr.Mambos Musikjournal' eine klanglich aufbereitete Version dieses Songs herzustellen. Goldt und Pasemann erkannten ihre Chance und produzierten den Titel mit Geigen- und Cello-Arrange- ment von einer "hausbackenen Rohfassung zu einem kleinen Meisterwerk, das klang wie das Electric Light Orchestra in der 'Augsburger Puppenkiste'" ('MusikExpress') und "wahrlich ein Fest für Augen und Ohren war" ('Sounds'). Die Single, die an den kinderliedhaften Aufbau von Andreas Doraus Fred Vom Jupiter erinnerte, erschien selbstfinanziert in einer 1.000er Auflage und avancierte, dank der witzig optischen Präsentation in der TV-Sendung, zu einem Berliner Hit und wurde ohne Mühe verkauft. Schlagartig wurden Foyer Des Arts bekannt und unterschrieben einen Vertrag bei einem großen Label, einen – wie sie später erkannten – für sie sehr ungünstigen Vertrag. Dort wurde im Frühjahr 1982 Eine Königin mit Rädern untendran erneut veröffentlicht, gefolgt von der Single Wissenwertes über Erlangen und dem Debüt-Album 'Von Bullerbü nach Babylon'.

Das Album "schlug alle neu-deutschen Versuche der letzten Jahre an Witz und Frische" ('MusikExpress'), indem "das Trio für Intellektuelle seine Stillosigkeit zum Stilprinzip erhob" ('Audio'). Zwar waren Foyer Des Arts als reines Studioprojekt geplant, trotzdem kam es im März 1983 zu einem Auftritt bei der TV-Sendung 'Rock aus dem Alabama' (BR) in Sextett-Formation. "Im Mittelpunkt stand Sänger/Agitator/Texter Max Goldt, dessen roboterhaftes Gehabe in jugendlicher Ungeduld zerfloß, ein naiv-routinierter Troubadour, was im übrigen für die ganze Band galt. Wache Träumer allesamt, denen die Sprache und Musik auch ohne Reim präzise gelang. Chronistisches aus der Szene und dem deutschen Alltag, Schulaufsatz und pubertäre Liebeslyrik, schwarzer Humor und niveauvolle Albernheiten, da winken Brecht, Tucholsky und Frechheit, wenn zum Beispiel ein 'Kleines Arbeiterkampflied' angestimmt wird oder 'Wissenswertes über Erlangen' zum Touristik-Informations-Spott ausartet" ('Süddeutsche Zeitung').

Aber bei allem Lob blieben weitere und größere kommerzielle Erfolge aus und Foyer Des Arts mußten in der ZDF-Hitparade auftreten, was die Verkäufe allerdings auch nicht sehr viel verbesserte, auch wenn der dort präsentierte Strickjacken-Look à la Joachim Kuhlenkampf und das begleitende Begräbnis-Orchester für Gesprächsstoff sorgten. WEA legte Foyer Des Arts zunächst auf Eis und weigerte sich bis 1986 sowohl weitere Platten zu veröffentlichen als auch sie aus dem Vertrag zu entlassen. Aber Goldt und Pasemann hatten an Live-Auftritten Geschmack gefunden und besetzten mit Piers Headley (b, ex- Leningrad Sandwich, ex-PVC), Hans Schumann (dr, ex-Scala 3, ex-Flucht Nach Vorn), Bruno Zimmer (horn), Agnes Stein von Kamienski (vi) und Ulrike König (vi) eine neue Live-Besetzung. Zwischenzeitlich veröffentlichte Goldt mit 'L'église Des Crocodiles' (1983),'Die majestätische Ruhe des Anorganischen' (1984) und 'Restaurants, Restaurants, Restaurants' (1986) weitere Soloalben. Foyer Des Arts veröffentlichten nach...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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