Wer war/ist Nina Hagen Band ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Nina Hagen Band
Nina Hagen (voc)
Reinhold Heil (key, voc)
Herwig Mitteregger (dr, voc)
Bernhard Potschka (g, voc)
Manfred 'Manne' Praeker (b, voc)
Nina Hagen Band 124| Nina Hagen (voc) Reinhold Heil (key, voc) Herwig Mitteregger (dr, voc) Bernhard Potschka (g, voc) Manfred 'Manne' Praeker (b, voc) Wenn Nina Hagen zu den wichtigsten und kreativsten Künstlerinnen der deutschen Pop- und Rockmusik gezählt wird, ist das nicht übertrieben. Sie war "Mutter des Punk", Mitbegründerin der NDW, DDR-Schlagerstar und Initiatorin der deutschsprachigen New Age Musik. Eigentlich wollte die 1955 im Ostberliner Bezirk Friedrichshain geborene Catharina 'Nina' Hagen in der DDR Schauspielerin werden, aber ihr Antrag wurde damals ohne Begründung abgelehnt. An mangelnder Begabung der damals 17-jährigen kann es kaum gelegen haben, eher schon am Stiefvater Wolf Biermann, denn der einflußreiche Dissident und unbequeme Liedermacher – Lebensgefährte ihrer Mutter Eva Maria Hagen – war zu dieser Zeit den Ost- berliner Bonzen bereits ein Dorn im Auge und Nina selbst galt somit als politisch unzuver- lässig. Im Zentralen Studio für Unterhaltungskunst sah man das anders und erlaubte Nina Hagen eine Gesangsausbildung.
1974 wurde sie bei einem Konzert von der Gruppe Automobil entdeckt und sofort engagiert. Hagens erste Veröffentlichung war beim DDR-Plattenlabel AMIGA die Single Du hast den Farbfilm vergessen, vom Bandmitglied Michael Heubach (ex-Klaus Renft Combo) und dem DDR-Texter Kurt Demmler kom- poniert. 1975 lösten sich Automobil auf und sie wechselte – inzwischen eine anerkannte Rocksängerin – zu Fritzens Dampferband. Durch eine öffentliche Solidaritätsbekundung für Wolf Biermann, der 1976 ausgebürgert wurde, fiel Hagen bei der DDR-Führung unten durch und im gleichen Jahr zog sie mit ihrer Mutter ebenfalls in den Westen. Biermann gelang es, Nina Hagen einen Vertrag bei CBS zu verschaffen; so hatte sie die finanzielle Freiheit, sich zunächst einmal im Westen umzusehen. Sie ging zunächst nach London, wo sie unter anderem Johnny Rotten von den Sex Pistols kennenlernte und musizierte u.a mit der englischen Frauenband The Slits. Als sie im Herbst |125 1977 in die BRD zurückkehrte, gründete sie zusammen mit Heil, Potschka, Mitteregger und Praeker die Nina Hagen Band. Die letzten drei hatten vorher zur letzten Besetzung der Polit-Rock-Gruppe Lokomotive Kreuzberg gehört. Heil war Mitglied in der Jazz-Rock-Gruppe Bakmak. Bei einem ersten Probeauftritt im Westberliner Quartier Latin wurde der Fo- tograf und Foto-Journalist Jim Rakete auf die Gruppe aufmerksam, avan- cierte zum Manager, Pressesprecher, Bandfotograf und "Mädchen für alles" (Jim Rakete). Auf das im Herbst 1978 veröffentlichte Debütalbum folgte so- fort eine erste große Deutschland-Tournee. Beides hatte "auf die bundes- deutsche Reihenhaus-Idylle eine ähnliche Wirkung wie 20 Jahre zuvor Bill Haleys 'Rock Around The Clock'" ('Die Welt'). Die Band bestand aus hervorragenden Musikern, und Sängerin Hagen präsentierte ihren Gesang furios – fast vulgär –, wild und ungestüm.
Die Nina Hagen Band hatte aber auch außerhalb des deutschsprachigen Raums Erfolg und avancierte zu "Europas kommender Kult-Sensation" ('Melody Maker') – zu den "größten Talenten, die der deutsche Rock neben Lindenberg und Kraftwerk bislang hervorgebracht hatte" ('MusikExpress'). Die individuellen musikalischen Vorstellungen und Fähigkeiten der fünf unterschiedlichen Persönlichkeiten führten zu einem überragenden Erfolg des Debüts und leider auch zu einem baldigen Ende der gemeinsamen Arbeit. Angeblich hatte Hagen – die "epileptische Edith Piaf, eine Kreuzung aus Johnny Rotten, Maria Callas und Bette Midler" ('New Musical Express') – eine höhere Beteiligung an den Tantiemen und eine höhere Auftrittsgage als die Kollegen gefordert. Der Rest der Band war aber der Meinung, daß jedes Gruppenmitglied denselben Anteil erhalten sollte. Aufgrund des Vertrags mußte allerdings noch eine zweite Platte produziert werden. Die gemeinsame Abfahrt zum Tonstudio in Frankfurt/M. boykottierte Hagen kurz vor Abfahrt des Zuges.
Die vier restlichen Mitglie- derderBandbeschlossendaraufhin,vorhandeneBänder zu benutzen und spielten auch die Musik einschließlich der Hintergrundgesänge ohne Hagen ein; ihr Gesang wurde erst später aufgenommen. Die Platte erhielt mit 'Unbehagen' auch den entsprechenden Titel. Sowohl das erste Album als auch 'Unbehagen' wurden mit einer gol- denen Schallplatte ausgezeichnet. Die vier Musiker der Nina Hagen Band – Heil, Praeker, Mitteregger und Potschka – gründeten später die eben- falls erfolgreiche Band Spliff und veröffentlichten Solo- platten. "Deutschlands einzig echter Superstar Nina Hagen" ('Süddeutsche Zeitung') brachte in jeder neuen Stadt, in der sie verweilte, immer ein Album heraus: Berlin, London, Los Angeles, Amsterdam, Paris, Ibiza – wo auch immer. Auch die Musikrichtungen schwankten bei ihr zwischen Hard-Rock, Funk, Punk, NDW, Dance, und inhaltlich machte sie mit UFO-Fantasien Furore, stellte sich gegen Tierversuche, kämpfte gegen Apart- heid in Südafrika, appellierte an das Göttliche im Menschen, engagierte sich sozial in Indien, entwarf 2004 eine eigene Modekollektion und war 2010 mit Gospel- songs, die erneut der Propagierung ihres Glaubens dienten, unterwegs.
Burghard Rausch
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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)
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