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Oktoberklub Berlin & Thomas Natschinski-Gruppe
Der Oktoberklub wurde 1966 als Hootenanny-Klub Berlin gegründet. Er war damals kein festes Ensemble, sondern ein lockerer Treffpunkt. Die Atmosphäre war für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich zwanglos. Sowohl Amateure als auch Profis traten auf, Perry Friedman, Hartmut König, Reiner Schöne, Bettina Wegner, die Beatgruppe Team 4 und viele andere. Bettina Wegner sagte über diese Zeit: "Das Prinzip war, daß jeder auf die Bühne kommen konnte – eine tolle Zeit! Die meisten haben was von Bob Dylan gespielt, aber manche auch von sich selber. Ich war 1966 achtzehn Jahre alt, und ich wollte einfach singen, und mir hat es Spaß gemacht, aber politisch war für mich damals nur Vietnam ein Thema. 68 wurde das anders."
Im Zusammenhang einer offiziellen Kampagne gegen sogenannte 'Anglizismen' und dem Verbot einer Veranstaltung mit dem Titel 'Jazz und Folksongs' benannte sich der Hootenanny-Klub auf Druck 'von oben' um in Oktoberklub und wurde nun mit großem Medienaufwand zum Leitbild einer neuen Singebewegung aufgebaut. Der Klub war "Hundertprozentig rot, überzeugt, ehrlich" (Reinhold Andert), betrachtete sich lange Zeit als 'Agitproptruppe der FDJ' und trat bei vielen politischen Veranstaltungen und Aktionen auf. Er brachte neue, eigene Töne in die offizielle Kultur, ließ sich aber häufig auch instrumentalisieren. Das trug ihm die Bezeichnung 'Kaisergeburtstagssänger' ein.
In seinem Repertoire hatte der Klub internationale politische Lieder (zum Teil in Nachdichtungen), Eigenschöpfungen ('DDR-konkret') sowie traditionelle Volks- und Kampflieder. Die musikalische Stilistik war eine Mischung aus Song, Chanson, Skiffle und Rockmusik. Der Klub war Initiator und Organisator von Veranstaltungsreihen wie dem OKK (Oktoberklub-Klub, der ersten Diskothek der DDR), dem Festival des politischen Liedes und von 'Ein Kessel Rotes', und er gab 1972 mit seiner Kantate Manne Klein und dem Programm 'Liebesnachtschicht' den Anstoß zur Entwicklung des Liedertheaters in der DDR. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, u. a. 1986 den Stern der Völkerfreundschaft in Gold.
Der Oktoberklub war eine Amateurgruppe, zeitweise mit einem halbprofessionellen Kern. Die Besetzung wechselte häufig, es gab Zeiten, in denen der Klub mehr als 40 Mitglieder hatte, die aber nicht alle künstlerisch tätig waren. Wichtige Autoren waren Reinhold Andert, Kurt Demmler, Gerd Kern, Hartmut König und Gisela Steineckert. Der Klub war auch "als Talentreservoir für den jugendorientierten Musikbereich von großer Bedeutung" (Olaf Leitner). So arbeiteten ehemalige Klubmitglieder später in kulturellen Institutionen wie der Abteilung Schallplatte bzw. der Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst oder machten künstlerische Solokarrieren.
Hatte der Klub Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre eine innovative Rolle für die gesamte Liedszene gespielt, so büßte er diese Anfang der 80er Jahre weitgehend ein. Ab 1986 versuchte eine verjüngte Mannschaft einen Neuanfang. In Zusammenarbeit mit Gerhard Gundermann entstanden einige nachdenkliche, selbstkritische Lieder. 1989 waren die Oktoberklub-Musiker auch Begleitband Gundermanns. Am 5. Mai 1990 trat der Oktoberklub zum letzten Mal auf.
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.2, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.2-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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