Wer war/ist Rudolf Platte ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Rudolf Platte
Anfang der Dreißiger stehen die Zeichen auf Sturm. Die Zahl der Arbeitslosen wächst von Monat zu Monat, die Auseinandersetzungen der extremen Parteien werden immer härter und handgreiflicher. Durch die Straßen Berlins und anderer Großstädte hallen immer lauter die Marschtritte der Nazis, Hitlers Gefolgsleute proben bereits die Machtübernahme. Im Kabarettkeller mehren sich die Stimmen, die vor der anrollenden braunen Flut warnen. In Hollaenders “Tingel-Tangel” ist vom Lügenbaron die Rede, der neuerdings einen Oberlippenbart trägt, vom Kinderschreck Hitler, der belächelt und nicht ernst genommen wird, vom falschen Zug, der da offensichtlich “verkehrt verkehrt”. Im “Korso”-Kabarett fragt sich Willi Schaeffers als Mann mit dem Bücherkarren, “was der Adolf mit uns vorhat, wenn er erst die Macht am Brandenburger Tor hat”. Und Werner Finck, der sich weniger als politischer, eher als literarischer Kabarettist versteht, kommentiert in seiner “Katakombe” immer wieder in leisen, versteckten Anspielungen die Zeichen der Zeit. Später wird er sagen, daß das zu wenig war: “Wir haben einen Fehler gemacht, wir gingen nicht in die Politik hinein.
Wir hatten unser Publikum, das genügte uns. Und wir genügten ihm. Draußen zog die SA vorbei, die Wirklichkeit – in dem Moment hätten wir die Katakombe zumachen sollen. Hätten auch in die Versammlungen gehen müssen. Nicht auf geistig, auch Stuhlbeine nehmen...” Dennoch gibt es auch in der “Katakombe” Hinweise auf den Zug der Zeit, der in falscher Richtung unterwegs ist. So, wenn Rudolf Platte (1904–1984) in einem Chanson, das ihm Otto Stransky (1889–1932) zu einem Text von Julian Arendt (1895–1938) komponiert hat, den kleinbürgerlichen Spießer vorführt, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht: “Ich bin nicht den Extremen hold, ich war monarchisch unterm Kaiser, und dann war ich für Schwarzrotgold. Dann drohten einmal linke Putsche, da war ich ganz für Geichundgleich. Ich wär faschistisch unterm Duce. Jetzt bin ich auch fürs Dritte Reich”.
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Various - 100 Jahre Kabarett
Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts
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