Wer war/ist Die Suurbiers ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Die Suurbiers
Cäpt'n Suurbier (Michael Wahler, voc, g)
Stink McSuurbier (Thomas Baumgarte, b)
Grandmaster Suurbier (Wolfgang Rohde, dr, b)
"In Aufbruchstimmung lagen 1981 drei Schulfreunde am Strand ihres Lieblings-Freibades im Norden Berlins. Der Schulabschluß war gerade bewältigt, ihr Fußball-Heimat-Verein VfB Hermsdorf wollte sie aus der Jugendabteilung in die 1. Männer-Mannschaft kicken – unmöglich, da ein rabiater polizeilicher Hauptoberkommissar dort Trainer war!!! Was also nun???
Durch ihre Jugend-Diskos waren sie begeistert vom frühen Punk-Rock, von Glitter-Rock-Helden, altem urigem Rock-A-Billy und den seltsamen, verschrobenen Varianten des deutschen Schlagers! Musik könnte das Ding werden, das man neben allen sonstigen Aktivitäten als Freizeitprogramm einführen könnte! Auf den Platten ihrer deutschen Lieblings-Bands stand geschrieben: 'Das kannst Du auch!', und jeder ihrer Kumpels spielte mittlerweile in einer Band." (BZ). Die drei Schulfreunde, über die da geschrieben wurde, waren Michael Wahler, Hans Runge und Thomas Mindach. Die hatten die Idee, eine Punkband zu gründen, die den Namen Frau Suurbier haben sollte. Der Bandname sollte möglichst die geplante unverkrampfte Kom- bination verschiedenster Stilrichtungen eindrucksvoll beschreiben. Die Band sollte wie eine Art Familienclan in der Öffentlichkeit erscheinen, wie es die US-Punkband Ramones in der zweiten Hälfte der 70er populär gemacht hatte. Das daraus mal später die "Mutter aller Fun-Punk-Bands" (Hagen Liebing), oder die "großartigste Live-Band Deutschlands – neben den Ärzten, Toten Hosen und den Mimmie's" (Selbstbeschreibung) werden sollte, stand wahrscheinlich nicht auf dem Plan.
Die Geburtsstunde des Trios im Berliner Bezirk Hermsdorf war Ende 1980, sollte jedoch nur als Hobby dienen und nicht zum Beruf werden. Der Cäpt'n übernahm in der Band die Rolle des Gitarristen, Sängers und des Hauptkomponisten. 1981 "starteten sie mit 'Hilly-Billy-Skiffle'-Verschnitt und gaben gleich im ersten Stück ihre Losung zum besten: 'Und trinkt ihr Alkohol, findet ihr uns ganz toll'." ('SPEX'). Mit ihrer Mischung aus Punk und Rockabilly wollte das Trio möglichst weit weg von der Westberliner Musikszene und auf "unkomplizierte und direkte Art Musik unter die Menschen bringen" (Cäpt’n Suurbier). Das schien auch zu klappen, denn durch intensives Auftreten in der Berliner Clubszene erspielten sich Frau Suurbier sehr schnell eine wachsende Anhängerschaft.
1982 stieg Bassist Runge bei den neugegründen Ärzten ein und spielte zeitgleich in beiden Bands mit. Imgleichen Jahr veröffentlichen Frau Suurbier gemeinsam mit der Deutschen Trinkerjugend die Split-MC 'Live Im Flöz' auf 007 TAPES. Zum Ende des Jahres veröffentlichte das Berliner Label SCHNICK SCHNACK die Compilation 'Ein Vollrausch in Stereo – 20 schäumende Stimmungshits'. Neben der Panzerknacker AG, den Ärzten, der Deutschen Trinkerjugend, den Zapfhahnjodlern und den Tangobrüdern waren auch Frau Suurbier beteiligt. Die Compilation erschien in einer geringen Auflage mit Textheft, mußte dann aber, der großen Nachfrage wegen, nachgepreßt werden und erlangte schnell Kultstatus. Da die Ärzte immer öfter und immer mehr auftraten, entschied sich Hans 'Sahnie' Runge 1984, seine Arbeit bei Frau Suurbier einzustellen, weil bei den Ärzten eher mit kommerziellem Erfolg zu rechnen war. 1985 benannten sich Frau Suurbier in Die Suurbiers um und veröffentlichten auf dem Bremer WESER LABEL das Mini-Album 'Kein Mann für eine Nacht' mit fünf Songs. Im selben Jahr wurde die Band Besitzer eine kleinen Privatbrauerei. Die braute das sogenannte "Suurbier", das in 0,33 ml-Dosen auf Konzerten und über den Fanclub zu erwerben war. Als neuer Bassist heuerte bei den Suurbiers für ein Jahr Michael Beckmann an, der die Band allerdings bereits 1987 wieder in Richtung Rainbirds und später Depp Jones verließ. Beckmann betreute allerdings noch einige Jahre den "Suurbier- Talentschuppen" als "Trainer" weiter.
Daraufhin gab Cäpt'n Suurbier 1987 im Berliner Stadtmagazin 'Tip' eine Kleinanzeige mit folgendem Wortlaut auf: "Suurbiers suchen Bassisten, Transfer zu einer erfolgreichen Popband innerhalb eines Jahres garantiert". Ein witziger Text, dem auch ein wenig Bitterkeit innewohnte. Denn der Wegbereiter des Deutschen Funpunks war immer wieder Sprungbrett für Musiker, die nach dem Wechsel von den Suurbiers zu Popstars wurden: 'Sahnie' Runge (Die Ärzte), 'Wölli' Rohde (Die Toten Hosen) und Beckmann (Rainbirds). 1991 begab sich Cäpt'n Suurbier mit neuer Besetzung – Bugs Suurbier (Hans 'Bugs' Frithjof Tismar, dr), Honkytonk Suurbier (Dirk Batylla, b) und Overnight Suurbier (Stefan Fiebig, g, ex-Overnight Angels) in die Arme der Plattenindustrie und ver- öffentlichte bei POLYDOR die Single Zwei Boys für jedes Girl!, die mit einer großen Aktion gestartet wurde. Dazu wurden 6.000 rote Luftballons in den Himmel geschickt, deren Findern ein Treffen mit der Band winkte. Allerdings bestand der Vertrag nicht sehr lange, weil der Cäpt'n den Chef der POLYDOR angeblich bereits auf der Record-Release-Party gewürgt haben soll.
Dann wurde es immer stiller um Die Suurbiers, bis 2001 'Wölli' Rohde, der inzwischen nicht mehr bei den Toten Hosen trommelte, sondern das eigene Label GOLDENE ZEITEN betrieb, "die Band reanimierte" (Rohde). Cäpt'n Suurbier, in Begleitung von Tex Suurbier (Peter Hajunga / Tex Morton, g, ex-Delirium, Tex Morton And The Jet Sets), veröffentlichte eine Maxi- Single mit einer Neuaufnahme des Suurbier-Klassikers Möpse. Ab 2007 arbeitete Cäpt'n Suurbier laut eigener Auskunft an einem Album, aus dem es auf der Suurbier-Homepage immer wieder kurze Audio- und Video-Hörproben gab. Das Album sollte ein "musikalisches Märchen / Grusical für große und kleine Kinder" werden (Homepage) und trug den Arbeitstitel "Sing-, Hör- und Sprachspiel von Einem, der auszog, das Fürchten zu lernen und zu lehren". "Cäpt'n Suurbier war ein bekennender Querkopf. Geistreich, unterhaltsam, impulsiv, als Beach-Boys- und Ramones-Fan zudem auch ein guter Melodienfinder – das war Suurbiers Sonnenseite. Aber im Schatten lauerte immer auch eine wütende Unkontrolliertheit, gepaart mit Ehrlichkeit, die nicht selten verletzen konnte.
Für Suurbier – und das ist ungewöhnlich bei jemandem, der doch maßgeblich mit Funpunk in Verbindung steht – war das Glas meist schon nach dem Eingießen halb leer. Am 14. Februar 2014 warf sich Cäpt'n Suurbier/Michael Wahler, der schon seit einigen Jahren unter immer schwereren psychischen Problemen litt, mit Anfang 50 vor eine U-Bahn. Es gab anscheinend nie- manden, der ihm ausreden konnte, daß sein Glas kom- plett leer sei" (Hagen Liebing). Am Tag der Beerdigung gaben sich viele seiner ehema- ligen Musiker (u.a. Bela B, 'Sahnie', 'Wölli', Beckmann) den "heiligen Schwur, in Zukunft die Musik von Cäpt'n Suurbier zu fördern, zu verbreiten und unsterblich zu machen" (Fabsi). Am Jahrestag der Beerdigung, dem |75 18. 3. 2015, erschien das Doppel-Tribute-Album 'Teen- age Rebell' mit 24 unvergeßlichen Suurbier-Hits und un- entdeckten Perlen aus 25 Jahren. Die Doppel-LP beinhaltete eine ausführliche Anthology mit Texten, Fotos, Biographie, Musiker- stammbaum und Statements von Weggefährten, die "das bekannte und auch un- bekannte Suurbieruniversum beleuchteten" (Beckmann). Die Platte erschien auf dem Label VEREIN FÜR SUURBIERKULTUR+HANDWERK und wurde bei TRIKONT vertrieben...
Burghard Rausch
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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)
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