Wer war/ist Ernst von Wolzogen ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Ernst von Wolzogen

Cabaret – da sind sich die deutschen Paris-Besucher, die es auf dem Montmartre erlebt haben, rasch einig – so etwas müßte es auch diesseits des Rheins geben. Frank Wedekind und Ernst von Wolzogen sind zwei von vielen kabarettinfizierten Dichtern, die das Brettl-Fieber gepackt hat. Ein Wettlauf um die Zeit beginnt. Wolzogen macht schließlich das Rennen. So steht die Wiege des deutschen Kabaretts in Berlin und nicht, wie von Wedekind geplant, in München. Aus der Taufe gehoben wird es am 18. Januar 1901 in Berlins “Buntem Theater”, das Kabarettgründer und Nietzsche-Fan Wolzogen “Überbrettl” nennt.

Schon das Gründungsdatum, an dem das Kabarett als Spaß “für gehobene Kreise”, mit dem “Kling-Klang der Weingläser und keckem Tralala” auf die Bühne gebracht werden soll, ist nicht ohne Pointe: das findet ausgerechnet an jenem Tag statt, an dem die Preußen-Monarchie ihr 200. Jubiläum feiert und dreißig Jahre zuvor Bismarck das Deutsche Reich ausrufen und Preußens Wilhelm im Spiegelsaal zu Versailles zum Kaiser krönen ließ. Wie das aussieht, was Reichsfreiherr Ernst von Wolzogen (1855–1934), der konservative Aristokrat, in Paris gelernt hat, ist bald klar, kaum daß sich der “Überbrettl”-Vorhang gehoben hat.

Der Kabarettchef hatte sich zur Premiere einen Biedermeierfrack zugelegt und führt verseschmiedend durchs Programm – eine Abfolge von kreuzbrav und bieder arrangierten Artigkeiten, mit denen man den “lieben deutschen Barbaren den beschwingten Tänzerschritt” beizubringen gedachte. Dazu gehörte, daß sich der auf Ruhe, Sitte und Anstand bedachte Brettl-Baron ausgerechnet über das “Philisterparadies” lustig zu machen versuchte, in dem es ruhig, ordentlich, gesittet und wohlanständig zuzugehen hat - eine Art Eigentor.

Als Zugabe gab’s auch einen Kotau vor der Obrigkeit: “Duckmäuser, die im Dunkeln grollen, das sind wir nicht. Gelt, du wirst Spaß verstehn? ... Lieber Herr Kaiser, gelt, du sagst nicht nein?” Tröstlich nur, das sich das deutsche Kabarett, die aufmüpfige Muse, von diesem Kniefall nicht sonderlich beeindrucken ließ und bald andere Töne anschlug.

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Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts

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